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Eingriff in der Schwerelosigkeit. Julia Peresild soll eine Ärztin spielen.

© Roskosmos

Künstler auf dem Weg zur ISS: Drehen im All

Premiere: Erstmals werden Szenen für einen Spielfilm im Kosmos gedreht. Im Oktober starten eine Schauspielerin und ein Regisseur mit einem Sojus-Raumschiff.

Der legendäre William Shatner flog als Capt’n Kirk mit dem Raumschiff Enterprise durch unendliche Weiten. Harrison Ford, Mark Hamill und die unvergessene Carrie Fisher fochten den Krieg der Sterne aus. Natalya Bordartschuk und Donatas Banionis beobachten in Andrej Tarkowskis genialer „Solaris“-Verfilmung von 1972 den unter Wasser stehenden Planeten von einer Raumstation aus. Uma Thruman, Kevin Spacey, Ethan Hawke, Sandra Bullock, George Clooney – sie alle und noch viele andere Schauspieler waren im All. Allein, sie kamen dabei nie über die Kulissenwelt von Hollywood oder Mosfilm hinaus.

In dieser Woche nun hat die russische Raumfahrtagentur „Roskosmos“ bekanntgegeben, dass eine Schauspielerin und ein Regisseur mit einem Sojus-Raumschiff tatsächlich ins All zur Internationalen Raumstation ISS fliegen werden. Es sind die 36-jährige Julia Peressild, die in Russland durch zahlreiche Rollen in Film und Theater bekannt ist, und der 37 Jahre alte Regisseur Klim Schipenko.

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Der hat vor vier Jahren bereits einen Film über Abenteuer im Weltraum vorgelegt. Sein Film „Salut 7“ beruht in Teilen auf einer der mutigsten Rettungsaktionen der Raumfahrtgeschichte – vergleichbar durchaus mit „Apollo 13“ („Huston wir haben ein Problem“), doch weit weniger bekannt. Im Jahr 1985 verlor das sowjetische Flugleitzentrum den Funkkontakt zur Station „Salut 7“, zwei Kosmonauten flogen hin und machten den Flugkörper wieder funktionsfähig. Regisseur Schipenko erfand hinzu, dass die beiden Kosmonauten die sowjetische Station so vor einer Übernahme durch die rivalisierenden Amerikaner retteten.

Imagepflege für die Kosmosagentur

Peressild und Schipenko gingen als Sieger aus einem Wettbewerb mit rund 3000 Bewerbern hervor. Ab dem 1. Juni müssen sie nun noch einige Tests absolvieren: sie müssen in die Zentrifuge, die die Startbelastung simuliert, einige Fallschirmsprünge absolvieren und sich in einem Flugzeug für kurze Zeit den Bedingungen der Schwerelosigkeit aussetzen. Der Start im Raumschiff „Sojus MS-19“ ist am 5. Oktober vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan vorgesehen. Insgesamt werden die Peressild und Schipenko zwölf Tage im All sein

Der Film trägt den Arbeitstitel „Wysow“, „Herausforderung“. Was bislang über den Plot bekannt ist, lässt kein cineastisches Highlight erwarten. Ein Kosmonaut erkrankt auf der Internationalen Raumstation ISS, die Belastungen einer Rückkehr zur Erde würde er nicht überleben. So muss die junge, gutaussehende Ärztin zu ihm auf die Station fliegen und die nötigen Eingriffe in der Schwerelosigkeit durchführen.

Ein Name könnte dennoch dafür bürgen, dass hier nicht einfach ein B-Movie abgedreht wird: Konstantin Ernst. Der 60-Jährige ist Chef des staatlichen ersten Fernsehkanals und damit einer der einflussreichsten Medienmanager Russland. Kinogängern im Westen ist Ernst als Produzent der Filme „Night Watch“ und „Day Watch“ bekannt, Sportfans mögen sich erinnern, dass er der Kopf der pompösen Inszenierung für die Eröffnungsfeier Olympischen Winterspiele von Sotschi 2014 war. Nun produzieren Ernst und Roskosmoschef Dmitri Rogosin persönlich den ersten im All gedrehten Spielfilm.

Für die russische Raumfahrtagentur ist der Streifen Teil einer breit angelegten Image-Kampagne. Die in sowjetischen Zeiten ruhmreiche Behörde hat in den letzten Jahren viel Kritik von der Moskauer Regierung und vom russischen Rechnungshof einstecken müssen. Fristen für die Entwicklung neuer Technik und die Verwirklichung ambitionierter Projekte wurden nicht eingehalten, Milliarden an staatlichen Subventionen verschwendet. Jetzt sollen der Spielfilm und eine Reihe von Dokumentationen, in denen über die Konstruktionsbüros und die Weltraumbahnhöfe berichtet wird, das Image aufpolieren.

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