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Die "Aida Nova" wird im Hafen betankt.

© Juanjo Martinez/AIDA Cruises/dpa-tmn

Kreuzfahrtschiffe und die Umwelt: Treibstoff aus toten Fischen

Reedereien setzen zunehmend auf Flüssigerdgas, um weniger der Umwelt zu schaden. Das geht manchen nicht weit genug.

Als im Dezember die „Aida Nova“ in See stach, war das eine Sensation – oder ein längst überfälliger Schritt. Das Schiff von Aida Cruises ist das erste Kreuzfahrtschiff der Welt, das im Hafen und auch auf See hauptsächlich mit Flüssigerdgas (LNG) angetrieben wird. Marinediesel kommt allenfalls unterstützend zum Einsatz. Die Versorgung läuft über ein LNG-Tankschiff, das selbst auch mit Erdgas aus Terminals in Barcelona und Teneriffa angetrieben wird, erklärt Aida Cruises.

Der Treibstoff ist ein großer Schritt weg vom umweltschädlichen Schweröl. Der Ausstoß von Feinstaub und Schwefeloxiden wird beim LNG nahezu vollständig vermieden, die Stickoxidemissionen sind geringer. Das Klimagas CO2 lässt sich nicht vermeiden, wird aber zumindest reduziert.

Die „Aida Nova“ machte Ende 2018 den Anfang. Im kommenden Herbst folgt die „Costa Smeralda“ von Costa Crociere, die als erstes LNG-Kreuzfahrtschiff in Hamburg anlegen wird. Aida bekommt 2021 und 2023 zwei Schwesterschiffe der „Nova“. Die Hamburger Reederei Tui Cruises hat zwei LNG-Schiffe bestellt, die allerdings erst 2024 und 2026 fertig sein sollen.

Könnte Flüssigbiogas die Lösung der Zukunft sein?

Umweltschützer üben dennoch weiterhin Kritik an der Kreuzfahrt. „Die Vorzeigeschiffe sind an zwei Händen abzählbar“, sagt Sönke Diesener, Verkehrsexperte beim Umweltverband Nabu. „Das Gros der Kreuzfahrtschiffe, die heute unterwegs sind, fährt nach wie vor mit Schweröl.“ Beim jüngsten Kreuzfahrt-Ranking des Nabu 2018 landete die „Aida Nova“ wegen des LNG-Antriebs zwar auf Platz eins. Doch waren laut Nabu immer noch zu viele der 76 untersuchten Schiffe ohne emissionsarmem Treibstoff oder moderner Abgastechnik unterwegs. Auch LNG sei auf lange Sicht nicht die richtige Lösung. „LNG ist immer noch ein fossiler Kraftstoff“, sagt Diesener.

Die norwegische Reederei Hurtigruten rüstet von Ende 2019 bis 2021 sechs ihrer Schiffe auf der klassischen Postschiffroute entlang der norwegischen Küste auf Gas-Hybrid-Antrieb um. Hurtigruten setzt dabei nicht nur auf LNG, sondern geht neue Wege – über Flüssigbiogas. Dieses soll aus organischen Abfällen aus der Fischindustrie gewonnen werden. Dafür arbeitet man mit dem Unternehmen Biokraft zusammen. Biogas sei der bislang einzige Kraftstoff, der als klimaneutral gelte, erklärt Hurtigruten-Chef Daniel Skjeldam. Für den Anfang soll der Anteil im Energie-Mix bei mehr als zehn Prozent liegen, Hurtigruten plant eine schrittweise Erhöhung. dpa

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