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Zwei Affen sitzen auf der mit Kokosnüssen beladenen Ladefläche eines Transporters. Tierschützer werfen den Farmen vor, die Tiere zu missbrauchen.

© Apichart Weerawong/dpa

Kokosmilch künftig mit Code: Affen werden beim Pflücken ausgebeutet

Affen werden zum Sammeln von Kokosnüsse für Kokosmilch missbraucht. Staat und Handel reagieren. Reichen die versprochenen Schritte?

Tierschützer attackieren die Kokosindustrie wegen angeblicher Ausbeutung von Affen bei der Nussernte. Supermärkte in mehreren Ländern und der Exporteur Thailand reagieren bereits auf die Vorwürfe. In dem südostasiatischen Staat - einer der größten Produzenten von Kokosmilch - kritisierte die Tierrechtsorganisation Peta den Einsatz von Affen, die zumindest einige der Nüsse pflücken sollen.

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Sie würden missbraucht. Die Regierung in Bangkok kündigte an, dass Kokosprodukte künftig mit einem Code nachverfolgbar sein sollen, damit klar ist, ob die Nüsse aus einer affenfreien Farm stammen.

Vorausgegangen war eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung von Peta. Aktivisten hatten demnach unter anderem acht Kokosfarmen mit Affen in Thailand besucht, deren Mitarbeiter ihnen gesagt hätten, dass sie zwei große inländische Hersteller belieferten.

Diese würden ihre Kokosprodukte unter den Namen Aroy-D und Chaokoh vertreiben. Es gibt sie in Läden auf der ganzen Welt zu kaufen, auch in deutschen. Peta-Angehörige besuchten zudem Affen-Trainingszentren, wo die Tiere missbraucht worden seien.

Mehrere Supermärkte in Großbritannien, den Niederlanden und den USA sollen bereits entsprechende Produkte aus den Regalen genommen haben, wie Medien und Peta berichteten. Auch Tegut in Deutschland habe mit den beiden Marken so verfahren, erklärte ein Firmensprecher.

Vom Kochboxen-Anbieter HelloFresh hieß es, man werde ab Oktober nur noch mit Kokosprodukten aus Sri Lanka und Vietnam beliefert. Unter anderem wegen laufender Verträge und Restbeständen würden die Produkte zunächst noch weiter angeboten.

Ein Affe sitzt auf einer mit Kokosnüssen beladenen Ladefläche eines Transporters.
Ein Affe sitzt auf einer mit Kokosnüssen beladenen Ladefläche eines Transporters.

© Apichart Weerawong/dpa

Bei Metro Deutschland hieß es, man habe die von Peta genannten Produzenten und Marken um eine Stellungnahme gebeten - diese hätten betont, keine Affen zu Erntezwecken einzusetzen. Bei Real sagte ein Sprecher, zu mit der Marke Aroy-D gelisteten Kokosnuss-Produkten sei vom Lieferanten die Information gekommen, dass diese nicht aus Thailand stammten.

Bei der Marke Chaokoh befänden sie sich noch in der Klärung. Die beiden Firmen gaben an, sie hätten auch weitere Produkte mit Kokosnüssen aus Thailand in ihren Sortimenten untersucht. Ihre Lieferanten hätten auch dort versichert, dass keine Affen bei der Ernte zum Einsatz gekommen seien.

Auch Rewe führt die kritisierten Marken

Auch im Rewe-Onlineshop finden sich die beiden kritisierten Marken - meist über Drittanbieter. Es gab jüngst aber auch Aroy-D-Kokosmilch mit Ursprungsland Thailand direkt bei Rewe. Eine Sprecherin sagte, dies sei ein technischer Fehler - das Produkt komme schon seit November 2019 aus Indonesien. In Großbritannien rief Carrie Symonds, Verlobte von Premier Boris Johnson, Supermärkte per Twitter auf, keine Erzeugnisse aus Affenarbeit mehr anzubieten.

Die thailändische Firma Theppaddungporn Coconut, die ihre Produkte unter der von Peta kritisierten Marke Chaokoh vertreibt, wies den Vorwurf von Tierschutzverstößen ebenfalls zurück. Das Unternehmen, das die Marke Aroy-D vertreibt, war zunächst nicht zu erreichen.

Thailands Handelsminister Jurin Laksanawisit sagte, dass Affenarbeit in der Branche sehr selten sei. Er rief Diplomaten, Importeure und Tierschützer auf, sich die Kokosfarmen genauer anzuschauen.

Spricht man mit Affentrainern, zeigt sich zumindest teilweise ein anderes Bild. Der 64-jährige Trainer Somchai Duangmunta vom Affentrainingscenter Ban Loong Nan im Süden Thailands etwa sagte, dass Affen auch in der industriellen Kokosnuss-Produktion der Region verbreitet seien: „Wir hängen ziemlich von den Affen ab, weil die Kokosbäume hier sehr hoch sind. Es ist schwer, die Nüsse mit einer Sichel herunterzuholen.“ Die Menschen lebten hier schon seit Generationen mit Affen zusammen. (dpa)

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