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Juan Carlos, ehemaliger König von Spanien.

© oto: Francisco Flores Seguel/Agencia Uno/dpa

König der Skandale: Juan Carlos zahlt 678 000 Euro Steuern nach

Spaniens ehemaliger König Juan Carlos I. hat sich nach Abu Dhabi abgesetzt. Jetzt hat er eine Steuerschuld beglichen – will er zurück nach Spanien?

Affären, Schmiergelder und Steuerhinterziehung – Juan Carlos I. ist der König der Skandale. Jetzt hat Spaniens Altkönig zur Abwendung eines Strafverfahrens wegen Steuerhinterziehung 678 000 Euro an den Fiskus gezahlt. Das teilte ein Anwalt nach Berichten spanischer Medien mit.

Mit der Zahlung habe Juan Carlos eine Steuerschuld beglichen, die sich aus der jahrelangen Nutzung von Kreditkarten ergeben habe, die ihm von dem befreundeten mexikanischen Unternehmer Allen Sanginés- Krause zur Verfügung gestellt worden seien. Bislang habe er das nicht als Einnahmen dem Finanzamt gemeldet.

Will der König mit der Zahlung eine Rückkehr nach Hause ermöglichen? Vor gut vier Monaten, in der Nacht vom 3. auf den 4. August, verließ er Spanien heimlich und mit unbekanntem Ziel. Zwei Wochen ließ sich das Königshaus damals Zeit, um das Geheimnis zu lüften: Juan Carlos sei nach Abu Dhabi geflogen. Der Spanier soll mit dem dortigen Kronprinz Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan eng befreundet sein. Ob und wann er nach Spanien zurückkehren würde, ist unklar.

Juan Carlos soll sich die Zeit mit Physiotherapie vertreiben

Während sich Juan Carlos, seine Familie und Ministerpräsident Pedro Sánchez in Schweigen hüllen, geben Freunde des Ex-Monarchen gegenüber Medien besorgniserregende Einblicke. Der Altkönig sei fern seiner acht Enkelkinder und der vielen Segelfreunde tief deprimiert. Er vermisse Menschen, seine spanische Heimat und habe vor allem große Angst davor, im Ausland und allein zu sterben.

In seinem goldenen Käfig im Ultraluxus-Hotel Emirates Palace sei er vor Paparazzi gut abgeschirmt, heißt es. Er soll sich die Zeit vor allem mit Physiotherapie vertreiben. Anfragen empörter linker Politiker und Bürger, wer denn den Aufenthalt und die Sicherheit des Altkönigs finanziere, blieben bisher von Königshaus und Regierung unbeantwortet.

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Die Königshausexpertin Pilar Eyre geht davon aus, dass die Chancen für eine Rückkehr des Königs schlecht stehen, ähnlich äußert sich auch die spanische Zeitung „El País“. Die Hoffnungen, die Berichten zufolge sowohl die Royals als auch die Regierung gehegt hatten, die Ausreise würde die Wogen der vielen Skandale bald glätten, erfüllten sich nicht.

Ein Springpferd für 10.000 Euro

Im Gegenteil: Es wurden im Zusammenhang mit Juan Carlos neue Ermittlungen eröffnet. Die Behörden enthüllten zwar keine Details, laut Medien geht es aber wieder um Steuerbetrug und Geldwäsche.

Mit den Kreditkarten des mexikanischen Unternehmers Sanginés-Krause soll Juan Carlos 2015 unter anderem seiner Enkelin Victoria Federica ein Springpferd im Wert von über 10 000 Euro gekauft haben.

Die Skandale befeuern die Monarchie-Gegner

Die Korruptionsbeschuldigungen, darunter auch der Vorwurf, er soll 2008 von den Saudis 100 Millionen US-Dollar an Schmiergeld für die Vermittlung zwischen dem arabischen Land und einem spanischen Baukonsortium für den Bau eines Hochgeschwindigkeitszuges kassiert haben, drohen Juan Carlos auf die Anklagebank zu bringen.

Ihm und der Monarchie fügen aber Medienberichte über Vaterschaftsklagen und angebliche Geliebte fast ebenso großen Schaden zu. Stellungnahmen oder gar Dementi gab die „Casa Real“ bisher nicht ab.

Die Skandale sind unterdessen Wasser auf die Mühlen der Monarchie-Gegner, die immer mehr werden und zu denen auch Vize-Ministerpräsident Pablo Iglesias zählt. Die Londoner „Times“ warnte nach Juan Carlos' „Flucht“, die spanische Monarchie sei derart beschädigt, dass „ihr langfristiges Überleben ungewiss ist“. Das weiß wohl auch König Felipe. Der 52-Jährige ist derzeit nach Medienberichten gegen eine Rückkehr seines Vaters. Nur Tochter Elena soll bisher Juan Carlos in Abu Dhabi besucht haben.

Königin Sofía wirkt wenig besorgt

Die Festtage soll Juan Carlos aber nicht allein verbringen. Es gebe Pläne, damit er diese „in Gesellschaft einer seiner beiden Töchter und einiger seiner Enkelkinder verbringt“, so „El País“. Von Felipe, Gattin Letizia, Kronprinzessin Leonor und deren Schwester Sofía ist unterdessen nicht die Rede. Auch nicht von Altkönigin Sofía, die sich auch nicht allzu traurig präsentiert.

Als die 82-Jährige im Oktober am Rande eines öffentlichen Auftritts von einer TV-Reporterin gefragt wurde, ob sie Kontakt zu Juan Carlos habe, sagte sie nur: „Oh mein Gott, was für Fragen!“ Immerhin das einzige Statement des spanischen Königshauses in den vergangenen Monaten. dpa

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