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Nicht gerührt. Schauspieler Daniel Craig.

© dpa

Kino-Legende "007": Daniel Craig spielt auch den nächsten Bond - aber wie?

Über den neuen Bond-Film ist nicht viel bekannt. Gesichert ist nur, dass Daniel Craig noch einmal antritt. Ein Porträt.

Der dritte James-Bond-Film mit Daniel Craig in der Rolle des Agenten 007 hatte am 27. Juli 2012 in London Weltpremiere und dauerte nur etwa sechs Minuten. Zugegeben, in der offiziellen Zählung der bislang 24 Bonds spielt das Filmchen keine Rolle, seine Story ist gleichwohl spektakulär: Bond holt die Queen aus dem Buckingham Palace zur Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele ab, begleitet ihren Flug im Hubschrauber zum Stadion, muss feststellen, dass man dort nicht landen kann, weiß aber einen 007-typischen Ausweg: Your Majesty, jump! Am Fallschirm gleitet das Double hernieder, während Elizabeth II. leibhaftig ihre Loge betritt.

Ein noch aus einem besonderen Grund bemerkenswertes Stückchen Filmgeschichte: Die Corgis der Queen, nervige Fellbündel, die Bond gerade noch um die Beine wuselten, müssen traurig zu Hause bleiben. Und dieser grinst, ein wenig schadenfroh, etwas hämisch gar – für den Bruchteil einer Sekunde würzt eine Prise Humor seine Figur.

Eine Rarität in Craigs Auftritten als Bond wie ohnehin in seinem bisherigen Schaffen. Humor, Wortwitz, Sinn und Begabung fürs Komödiantische, spielerischer Geist, Weltgewandtheit gar – sie scheinen nicht seine Sache. Undenkbar, dass er seinem Gegner erst noch freundlich zunickt wie einst Roger Moore, bevor er sie ins Jenseits schickt. Dass er danach einen Strauß Blumen auf den niedergestreckten Leichnam wirft wie Sean Connery. Nur schwer vorstellbar auch, dass er seine Krawatte zurechtrückt, wie Pierce Brosnan, nachdem er mit einem Panzer mit Vollgas halb Moskau zerlegt oder im Höllentempo mit einem nicht sehr wasserdichten Tauchboot, Q’s neuster Erfindung, die Themse durchquert hat.

Hat er einen Anzug getragen?

Bei Craig fragt man sich hinterher allenfalls, ob Bond in dieser Szene überhaupt einen Anzug getragen hat – obwohl beide sich bei Bedarf ja schon mit viel Eleganz zu kleiden verstehen. Bond noch mehr als Craig, der zu Presseterminen schon mal wie ein Landedelmann beim Fünf-Uhr-Tee gekleidet erscheint, im grauen Anzug mit großem Karomuster beispielsweise, dazu die passende Weste, die Krawatte dunkelblau, mit weißen Punkten samt vorwitzig aus der Brusttasche des Jacketts lugendem Kavalierstuch – so trat er jedenfalls nach der Berliner Premiere von „Casino Royale“ auf, seinem ersten Bond von 2006, Start zu einer atemberaubenden Karriere als 007, die er nun also, wie berichtet, mit seinem – offiziell – fünften Bond krönen und beenden will.

Wie viele Bedenken waren ihm anfangs entgegengeschlagen! Allein die Haare! „James Blond“ wurde er anfangs in der britischen Boulevardpresse verulkt, die auch sonst anzweifelte, ob er für 007 der richtige Typ sei – Einwände, die mit der Premiere von „Casino Royale“ aber mit einem Schlag hinfällig waren, die auch nie wieder laut wurden, anders als die gegen Craigs offenkundigen, nur in seltenen Momenten überwundenen Mangel an Humor und Selbstironie.

Sein Bond war dunkler, härter, auch innerlich zerrissener als der seiner Vorgänger. Das Vorleben des Agenten, seine Herkunft, seine Gefühle spielten immer öfter eine Rolle. Wenn das eine oder andere seiner Bond-Girls dran glauben musste, schien dies den Geheimagenten zuvor nie recht zu bedrücken, Craigs Bond dagegen schon, sie mögen Vesper Lynd heißen wie in „Casino Royale“ oder kurz M wie in „Skyfall“.

Auch außerhalb des Bond-Rahmens scheint Craig eine Vorliebe fürs Dunkle, Hochdramatische, gerne in viel Action verpackt, zu pflegen. Man nehme nur „Obsession“ von 1997, schon dem Titel nach keine romantische Komödie, wenngleich es bei den Dreharbeiten mit Heike Makatsch funkte. In „Elizabeth“ war er in einer kurzen Szene ein verschwörerischer Mönch, In „Road to Perdition“ ein den eigenen Vater betrügender Gangstersohn, in „München“ ein Mossad-Rächer und in „Kaltes Blut“ ein Mörder, der mit einem Komplizen eine Farmerfamilie auslöscht.

Dieser schauspielerische Hang zum Tiefgründigen, Obsessiven, auch Verbissenen prägt auch seinen Bond, und sei es im Alkoholkonsum. Beim Flug über dem Atlantik vor sich eine Batterie von Cocktailgläsern aufbauen zu lassen und nacheinander zu leeren, dann aber auf die Frage, was er da trinke, nur zu antworten „Keine Ahnung“ – keiner seiner Vorgänger hätte sich so gehen lassen.

Aber dass ist alles Vergangenheit, während doch mit seiner Zusage, wieder Bond zu sein, die Neugier nach dem, was nun kommt, befriedigt werden will. Momentan ist das kaum möglich. Gewiss ist nur: Craig ist Bond. Alles andere ist mehr oder weniger Spekulation.

Unruhige Handkamera

Gewiss ist immerhin, dass der Vertrag der Produzenten MGM und Eon Productions mit dem Verleih Sony Pictures endete. Warner Bros. werden von Branchenkennern die besten Chancen eingeräumt, diese Rolle zu übernehmen. Auch einige Regisseure sind im Gespräch, Ablösung für Sam Mendes, der die beiden letzten Bond-Filme drehte, aber nicht mehr will. Im Gespräch ist Christopher Nolan, dessen „Dunkirk“ gerade in den Kinos läuft und der, wie er kürzlich dem „Playboy“ verriet, schon oft mit den Bond-Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson gesprochen haben will und die Figur liebe. Als aussichtsreichster Kandidat aber, so schreiben „Variety“ und „The Guardian“, gilt Yann Demange, der 2009 Teilnehmer des Berlinale Talent Campus war und 2014 im Wettbewerb der Filmfestspiele im Nordirland-Drama „’71“ von einem britischen Rekruten erzählte, den die IRA durch die Straßen von Belfast jagt. Im Tagesspiegel las sich das damals so: „Unruhige Handkamera, gelblich-fahles Laternenlicht: eine Stimmung ständiger Bedrohung vor einer Geräuschkulisse aus dumpfen Schlägen, pochendem Puls.“ Klingt vielversprechend und müsste Craig eigentlich gefallen.

Das britische Boulevardblatt „Daily Mirror“ schließlich will erfahren haben, dass als Vorlage der Bond-Roman „Never Dream of Dying“ von Raymond Benson dienen solle. In dem verguckt Bond sich in einen Filmstar, der mit dem Mitglied eines Verbrecherkartells namens The Union verheiratet ist. Angeblicher Titel: „Shatterhand“. Da sei Winnetou vor!

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