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© Cintext

Kino: Im Western was Neues

Am Sonntag werden die Oscars vergeben. Wer in Hollywood die besten Chancen auf den weltweit begehrtesten Filmpreis hat.

Ein ganz kleines bisschen ist Gil Cates doch traurig, dass die Drehbuchautoren in Hollywood zehn Tage vor der Oscar-Verleihung ihren Streik beendeten. Der Chef der 700-köpfigen Produktionsmannschaft für das glitzerndste TV-Event des Jahres hatte wochenlang an einem Notfallplan geschuftet, falls die Show der Academy of Motion Picture Arts and Science vom Arbeitskampf lahmgelegt worden wäre. Es sollte auf keinen Fall so eine langweilige Pressekonferenz werden, wie die Golden-GlobeVerleihung im Januar. „Es wäre die exotischste und unterhaltsamste Ausschnittsshow in der Geschichte des Fernsehens geworden“, versichert Cates. Allerdings bemerkt sein Chef, Academy-Präsident Sid Ganis, zu solch nostalgischen Gedanken nur trocken: „Ja, und kein einziges bisschen davon hätte ich sehen wollen.“

Der Mann kann beruhigt werden. Zwar müssen nun die Autoren Überstunden schieben, um noch alle Gags für Moderator Jon Stewart und die Dialoge für die Presenter rechtzeitig fertig zu bekommen. Aber Cates zweifelt nicht daran, dass das gelingen wird: „Normalerweise arbeiten wir in dieser Phase acht Stunden am Tag, jetzt werden es halt zwölf oder dreizehn sein.“ Immerhin hat schon eine lange Reihe von Stars zugesagt, die Rolle zu übernehmen, die berühmten Umschläge zu öffnen und schließlich den kleinen goldenen Mann an die Sieger zu übergeben. Die ganze Hollywoodprominenz ist vertreten, inklusive der letztjährigen Preisträger Forest Whitaker, Helen Mirren, Alan Arkin und Jennifer Hudson. Der TV-Sender ABC, der die Show am Sonntagabend exklusiv überträgt, meldet unterdessen Rekordeinnahmen. 30-Sekunden-Werbespots werden im Durchschnitt für 1,8 Millionen Dollar gehandelt, das sind 100 000 Dollar mehr als im vergangenen Jahr. Die Oscars sind das werbeträchtigste TV-Ereignis im amerikanischen Fernsehjahr gleich nach dem Super Bowl, der Meisterschaft im American Football. Und natürlich eine große Partysause.

Die normalerweise wichtigste Party, die von der Zeitschrift „Vanity Fair“ ausgerichtet wird, fällt in diesem Jahr allerdings ins Wasser. Das Magazin hatte bereits vor einiger Zeit angekündigt, es werde aus Solidarität mit den Autoren auf seine Feier verzichten.

Damit ist das begehrteste Ticket nun jenes, das Zutritt zur Spendengala des Motion Picture & Television Fund im Beverly Hills Hotel verschafft. Zu der Poolparty am Samstagabend haben nicht nur George Clooney, Matt Damon und Catherine Zeta Jones zugesagt, sondern auch Brad Pitt, Angelina Jolie und Jennifer Aniston. Thema das Abends: „Eine Nacht für die Gemeinsamkeit.“ Auf der darf dann auch trefflich darüber spekuliert werden, wer wohl am nächsten Tag abräumt. Mit jeweils acht Nominierungen liegen „No Country for Old Men“ und „There Will Be Blood“ weit vorne. Zwei Filme, die sich des Western-Genres auf ihre eigene Weise bedienen. Sie wurden in Texas so nahe beieinander gedreht, dass die Brüder Joel und Ethan Coen ihre Kameras anhalten mussten, weil eine Rauchwolke von einer Ölpumpe, die Paul Thomas Anderson für „There Will Be Blood“ in Brand gesetzt hatte, ihre Szene ruinierte. Daniel Day-Lewis gilt für seine Rolle als Öl-Tycoon in dem Film auch als Favorit für die Auszeichnung als bester Schauspieler. Bei den Frauen ist das Rennen offen. Marion Cotillard, die in „La Vie en Rose“ Edith Piaf verkörpert, werden Chancen eingeräumt. Favoriten sind Julie Christie („Away From Her“) und Cate Blanchett („Elizabeth“).

Gemeinsam mit den Schreibern sind auch die Hoteliers, die Modemacher und die Event-Planer in Hollywood in heller Aufregung, weil sie wegen des Streiks nun in kürzester Zeit auf die Beine stellen müssen, worauf sie sonst Monate verwenden.

Nur eine kümmert sich herzlich wenig darum, wie sie am Sonntag aussieht. Charlize Theron, Oscar-Preisträgerin von 2004, wird der Show fernbleiben. „Das ist so eine Veranstaltung, zu der man nicht gehen sollte, wenn man nicht nominiert ist“, sagt sie. Gucken werde sie natürlich trotzdem, verkündete Theron öffentlich, nur eben nicht von einem der begehrten Plätze im Kodak Theatre aus, sondern vom heimischen Sofa – angetan mit ihrem Schlafanzug.

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