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Tradition verpflichtet. Prinz George und Prinzessin Charlotte von England sind oft angezogen wie im 19. Jahrhundert.

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Kinderkleidung bei den Royals: Die Macht der kurzen Hose

Shorts, Kniestrümpfe und Mantel: Warum die Kinder einiger Königsfamilien so altmodisch gekleidet sind - und was der Retro-Look bedeutet.

Die Zeiten, als Jungen kurze Hosen und Kniestrümpfe trugen, sind eigentlich längst vorbei. Doch das gilt nicht für alle. Prinz George von England führt diese Tradition weiter, auf Fotos sieht er oft wie ein Kind aus, das auch gut ins Ende des 19. Jahrhunderts passen würde. Der Retro-Look mit kurzen Hosen, der an alte Kinderbücher erinnert, ist für den Dreijährigen so etwas wie seine Uniform zum Repräsentieren.

Selbst im Winter muss der Mini-Royal sich die Beine abfrieren. In einem ziemlich altmodischen Mantel mit Kniestrümpfen wurde er bei der Weihnachtsmesse am 25. Dezember gesehen, brav gescheitelt dazu der Blondschopf. Auch beim Staatsbesuch in Kanada vor einigen Monaten war Vintage angesagt. Der Knirps trug Hemd, Pulli darüber und kurze Hose. Nicht gerade die geeignete Kleidung, um damit im Sandkasten zu spielen und sich schmutzig zu machen. George sieht nicht nur so altmodisch aus wie sein Vater oder sein Großvater Charles, oft trägt er tatsächlich Kleidung, die Vater William in seinem Alter anhatte.

Das verbindet ihn mit der vierjährigen Estelle von Schweden. Die taucht immer mal wieder in Kleidern auf, wie sie vor Jahrzehnten für kleine Mädchen in Mode waren, dazu Strumpfhosen und klassische Mädchenschuhe mit einem Riemchen. Und die Kleider stammen häufig von Mutter Victoria persönlich, wie kürzlich ein grünes Kleid, das sie vor dem Weihnachtsbaum trug. Brav und artig sieht sie damit aus, so wie man sich vor Jahrzehnten Kinder vorstellte.

Die einjährige Charlotte von England, die kleine Schwester von George, wirkt ebenso mädchenhaft wie Estelle. In Kanada etwa trug sie ein hellblaues Kleid und Strickjacke darüber. Auch die beiden Töchter des spanischen Königshauses, Leonor (11) und Sofia (9), haben oft niedliche mädchenhafte Kleidchen an. Ihre Garderobe stammt aus einer Zeit, als man vom Unisex-Look noch nie gehört hatte. Und von Feminismus und Gleichberechtigung auch nicht.

Kostengünstige Outfits

Welten trennen diese kleinen Prinzen und Prinzessinnen von Modepüppchen wie North, der Tochter von Kim Kardashian und Kanye West, oder Suri, der Tochter von Tom Cruise und Katie Holmes, die ihre Kinder mit hochpreisiger Designerkleidung ausstatten. Bei George von England oder Estelle von Schweden sind dagegen viele Outfits kostengünstig. Bescheidenheit ist eben eine Zier. Und Understatement gehört bei den Adeligen dazu, um zu zeigen: Seht her, wir verprassen nicht das Geld.

Doch der altmodische Look hat noch eine andere Bedeutung: Er zeigt konservatives Traditionsbewusstsein, an der kurzen Hose lässt sich sozusagen das Hochhalten alter Werte ablesen. In Ländern wie England ist das nicht erstaunlich, weil die Kinder immer noch in Uniform in die Schule gehen, viele Mädchen in Faltenröcken und die Jungen mit kurzen Hosen.

Jeans, gar trendig zerlöchert, sind etwas für das Volk, die Adeligen und die Oberschicht dagegen erkennt man an ihrem Retro-Look. Wer etwas auf sich hält, kleidet sich möglichst altmodisch, das ist ein soziales Statussymbol. Hier wird die Tradition gewahrt in einer Zeit, in die Könige und Königinnen gar nicht mehr zu passen scheinen. Die kurze Hose hat auch etwas mit Macht – oder dem Festhalten an dieser – zu tun.

Aber nicht nur die Königskinder halten die Tradition hoch. Ein altmodisches Schauspiel bot auch der Nachwuchs aus dem monegassischen Fürstenhaus, der vollzählig zum Nationalfeiertag im November erschienen war. Mit weißen Mäntelchen wurden Jacques und Gabriella, die seit Kurzem zweijährigen Zwillinge von Fürst Albert und Charlene präsentiert. Sein Mantel im Blazerstil, ihr Mantel mit Bubikragen.

Retro-Look. Die monegassische Fürstenfamilie.
Retro-Look. Die monegassische Fürstenfamilie.

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Dabei sahen die beiden im Vergleich zu den anderen Monegassen-Minis noch sehr chic und modern aus, man merkt, dass Charlene sich in Modedingen auskennt. Alexandre, genannt Sacha, dagegen, der dreijährige Sohn von Andrea Casiraghi, war ganz im Klassiklook ausgestattet. Blazerjacke und Bermuda-Hose. Und schön gescheitelt auch sein blondes Haar, die Parallelen zu George von England sind auffällig. Schwester India trug ein rotes Kleid mit Riesenschleife.

Selbst Raphaël (3), Sohn der sonst so modebewussten Charlotte Casiraghi, passte sich der adeligen Traditionsuniform an: weißes Hemd, graue Strickjacke. Welches Kind sonst trägt schon noch uncoole Strickjacken statt Hoodies, die Kapuzensweatshirts? Aber so hebt man sich eben von der Masse ab und zeigt, dass man wer ist. Adel verpflichtet ! Oder kommen die klassischen Kleidungsstücke zurück? Der Look von George von England jedenfalls wird von allen genau beobachtet und viele Kleidungsstücke, die er trug, waren ganz schnell ausverkauft.

Beckhams Moden

Doch nicht nur die Royals legen die viktorianische Uniform an, sondern auch Kinder von Prominenten und Stars, die nicht in historischen Palästen leben. Nur Freude an Vintage? Sicherlich nicht. So sieht man Harper Beckham, die fünfjährige Tochter von David und Victoria Beckham, mitunter auch in strengen Mänteln und das nicht nur auf dem Weg in die Schule. Ihre Mutter Victoria versteht es als Designerin, mit modischen Codes zu spielen und damit zu zeigen, dass sie zu einer „besseren“ Gesellschaft gehört.

Ganz offensichtlich wird das auch bei Barron, dem zehnjährigen Sohn von Donald Trump. Er kopiert seinen Vater, trägt weiße Hemden oder Polohemden, Blazer und sogar Krawatte und scheint auch in eine Zeit zu passen, in der Kinder wie kleine Erwachsene ausgestattet wurden. Das sieht ganz nach Dynastiebewusstsein nach dem Vorbild der Royals aus.

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