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Jens Söring in einer undatierten Szene aus dem Dokumentarfilm „Das Versprechen - Erste Liebe lebenslänglich“ von 2016.

© dpa/Farbfilm

Update

Jens Söring: USA wollen Doppelmörder nach Deutschland abschieben

Der deutsche Diplomatensohn Jens Söring soll 1985 die Eltern seiner Freundin ermordet haben. Nun kommt er aus dem Gefängnis – doch begnadigt wird er nicht.

Nach 33 Jahren geht alles auf einmal ganz schnell. Jens Söring, der 1985 wegen Doppelmords in den USA verurteilte deutsche Diplomatensohn, kommt frei. Söring solle nun abgeschoben werden, entschied das zuständige Gremium im US-Bundesstaat Virginia, wie US-Medien in der Nacht zum Montag unter Berufung auf das Büro des demokratischen Gouverneurs des Bundesstaats, Ralph Northam, berichteten. Eine umfassende Begnadigung habe Northam aber abgelehnt.

Noch in der Nacht zu Dienstag wurde Söring nach Tagesspiegel-Informationen aus dem Buckingham Correctional Center in Dillwyn im Bundesstaat Virginia entlassen und der Einwanderungsbehörde ICE übergeben. Falls der 53-Jährige gegen die Entscheidung des „Parol Board“ keinen Widerspruch einlegt, könnte er schon in den nächsten Wochen oder gar Tagen die USA verlassen und per Linienflug nach Deutschland gebracht werden. Dort wird er dann ein freier Mann sein. Nach Amerika zurückkehren kann er nicht, selbst wenn er das wollte: Söring wird mit einem Wiedereinreiseverbot für die USA belegt.

Überraschende Entscheidung

Die Entscheidung des „Parol Board“ kam überraschend, selbst Steve Rosenfield, der seit Jahren für ihn tätige Anwalt aus Charlottesville/Virginia, sagte dem Tagesspiegel am Dienstag, dass er davon bisher nur über die Medien erfahren und noch nicht mit seinem Mandanten gesprochen habe. Derzeit warte er darauf, mehr von der Deutschen Botschaft in Washington zu erfahren, nachdem die mit den zuständigen Behörden gesprochen habe.

Der damals 18-jährige Söring soll 1985 in Lynchburg, einer Kleinstadt in Virginia, die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom erstochen haben. Der brutale Doppelmord hatte in den USA und auch international viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Nachdem das junge Paar in Verdacht geraten war und sich zur Flucht entschlossen hatte, wurde es 1986 in London gefasst. Nach einem Rechtsstreit, der auch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beschäftigte, wurde Söring an die USA ausgeliefert. Dort wurde er wegen zweifachen Mordes zu zwei Mal lebenslanger Haft verurteilt.

Haysom bekannte sich schuldig

Söring hatte die Tat zunächst gestanden, sein Geständnis später aber widerrufen. Er erklärte, das Geständnis nur abgelegt zu haben, um Haysom vor der Todesstrafe zu bewahren. Er sei fälschlicherweise davon ausgegangen, als Sohn eines deutschen Diplomaten diplomatische Immunität zu genießen.

Haysom bekannte sich nach der Tat der Beihilfe zu den Morden schuldig und wurde zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Die gebürtige Kanadierin soll nun ebenfalls aus dem Gefängnis entlassen und in ihr Heimatland abgeschoben werden.

Söring, der seine Unschuld beteuert, bat wiederholt um eine Begnadigung. Das wurde nun erneut abgelehnt. Die Zeitung „Richmond Times-Dispatch“ zitierte die Vorsitzende des für Begnadigungen in Virginia zuständigen Gremiums mit den Worten, jahrelange Untersuchungen hätten ergeben, dass Sörings Unschuldsbeteuerungen „unbegründet“ seien.

Eine Haftentlassung Sörings und Haysoms sei aber „angemessen“, erklärte Adrianne Bennett demnach. Sie begründete dies mit dem jungen Alter der beiden zum Tatzeitpunkt und der langen bereits abgesessenen Haftstrafe. Auch komme eine Freilassung aus der Haft den Steuerzahlern zugute.

Vor allem diese Begründung empört manche. So erklärte Ben Cline, ein republikanischer Kongressabgeordneter in Virginia, er sei „schockiert und empört“ darüber. „Die Entscheidung, die nicht auf Reue der Mörder für ihre Taten, sondern auf angeblichen Kostenvorteilen für Virginia basiert, ist eine Beleidigung der Familien der Opfer und des geltenden Rechtes.“ (mit AFP und dpa)

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