zum Hauptinhalt
Produktiv. Sie habe noch so viel im Kopf, dass sie Angst davor habe zu sterben, bevor sie alles niedergeschrieben habe, sagt die 50-jährige J. K. Rowling.

© Suzanne Plunkett/Reuters

J. K. Rowling: Theater um Harry Potter

Die Fangemeinde spekuliert, ob J. K. Rowlings Bühnenstück, das Ende Juli nächsten Jahres Premiere hat, nicht doch eine neue Folge des Kultromans ist.

Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling sorgt sich um ihr Lebenswerk. „Meine größte Sorge ist, dass ich sterbe, bevor ich all die Geschichten aufgeschrieben habe, die ich im Kopf habe“, erzählte die 50-jährige Autorin unlängst BBC-Radio-Hörern. „Dies ist meine Midlife-Crisis.“ Ist auch ein neues Harry-Potter-Buch dabei? Spekulationen über einen neuen Band machen die Runde, seit Rowling Einzelheiten über das Potter-Theaterstück enthüllte, das im nächsten Jahr in London uraufgeführt wird. In „Harry Potter and the Cursed Child“ („Harry Potter und das verfluchte Kind“) wird Potter als Familienvater auftreten.

Sie sei „echt beschäftigt“, erzählte Rowling in dem Interview, in dem sie eigentlich über ihr neuestes Buch befragt wurde – den Kriminalroman „Career of Evil“ („Karriere des Bösen“). Es ist der dritte, den sie unter ihrem Krimi-Pseudonym „Robert Galbraith“ schrieb – „und das einzige Buch, das mir beim Schreiben Albträume gemacht hat“.

Nach drei der Galbraith-Romane mit dem Privatdetektiv Cormoran Strike und seiner Assistentin Robin kommt die Krimiserie erst richtig in Schwung – Strike ist der Sohn eines Rockstars, seine Mutter war „Groupie“ einer Stadion-Rockgruppe – weshalb der Blue-Oyster-Cult-Song, von dem das Buch den Titel hat, eine so große Rolle spielt. „Mindestens zehn“ weitere Cormoran-Strike-Romane habe sie schon im Kopf, so die Autorin – die BBC hat mit der Verfilmung der drei ersten Bücher begonnen. Außerdem hat sie „mehrere Erwachsenenromane“ unter ihrem eigenen Namen geplant – und ein neues Kinderbuch sei „schon halb geschrieben“. „Das Kinderbuch macht mir so viel Spaß, dass ich es ganz sicher fertig schreiben werde.“ Sofort begannen Spekulationen über eine neue Kinderserie, aber Rowlings Verlag bremste die Spekulationen. Eine Veröffentlichung sei im Moment nicht geplant.

Und was ist mit einem neuen Harry-Potter-Buch? Das Harry-Potter-Universum braucht neuen Stoff. Wie bei James Bond oder „Star Wars“ muss es auch mit Harry Potter weitergehen, das fordern die Fans und die Geschäftsmoral. Da reicht die neue illustrierte Potter-Ausgabe nicht, mit der nun eine neue Generation in die Welt des Harry Potter eingeführt wird.

Seit Rowling vor einiger Zeit per Twitter ein bisschen von der Handlung eines neuen Potter-Theaterstücks angedeutet hatte, das im nächsten Jahr in London aufgeführt wird, spekuliert man heftig. Ist „Harry Potter and the Cursed Child“ vielleicht nur die erste Fassung einer neuen Potter-Folge, sozusagen Harry Potter Band acht? Rowling bremste ab: „Ich habe niemals nie gesagt. Ich habe viele Dinge im Kopf, die mit Harry Potter später passieren. Aber ich persönlich habe keine besondere Lust, das auch als Roman aufzuschreiben.“

Das Theaterstück, das diese „Dinge“ in Rowlings Kopf auf die Bühne bringen wird, hat am 30. Juli 2016 Premiere. Öffentliche Generalproben beginnen im Mai, der Kartenvorverkauf hat schon begonnen. Auf ihrer Homepage „Pottermore“ enthüllte Rowling, dass das Theaterstück „wegen der epischen Natur der Geschichte“ über zwei Abende verteilt werden muss. Monatelang ging die Potter-Welt davon aus, dass es sich um ein „Prequel“, die Vorgeschichte zu den Potter Romanen, handele und Handlungsfäden zusammengeknüpft würden, die in die Vergangenheit vor Harry Potters Geburt zurückführen. Aber das erledigte Rowling ja bereits 2001 unter dem Pseudonym Newt Scamander in dem Buch „Fantastische Beasts and where to find them“ – das demnächst als Potter- Spin-off-Film mit dem Titel „Phantastische Tierwesen“ in die Kinos kommt.

Dann deutete Rowling an, dass das Theaterstück 19 Jahre später spielt. Harry Potter, der Überwinder von Voldemort, ist nicht mehr Schüler und Zauberlehrling, sondern steuert selbst auf seine Midlife-Crisis zu. „Es war immer schwer, Harry Potter zu sein, aber es ist nun nicht leichter geworden, wo er ein überarbeiteter Angestellter im Ministerium für Zauberei ist, Ehemann und Vater von drei schulpflichtigen Kindern“, verriet Rowling. Im Mittelpunkt steht Albus, Harrys jüngster Sohn. „Er muss mit dem Gewicht eines Familienerbes kämpfen, das er nie wollte.“ Ist Albus das „verfluchte Kind“ aus dem Titel des Stücks?

„Diese Projekt hätte es nie gegeben, wenn nicht dieses fantastische Team an mich herangetreten wäre“, sagte Rowling in der BBC. „Ich habe das nicht gewollt, das Projekt hat mich gefunden“. Das „fantastische Team“ sind der Regisseur John Tiffany und Skriptschreiber Jack Thorne. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir die achte Potter-Geschichte geschrieben haben“, sagte Thorne in einem Interview mit der Pottermore-Website.

Und wie schafft die 50-jährige Rowling das alles, die nebenbei noch Mutter dreier Kinder ist? „Ich habe eine besondere Begabung“, sagt sie. Sie könne, während im Fernsehen ein Sendung läuft und die Kinder mit ihr sprechen, schnell mal den Laptop aufklappen, auf die Knie nehmen und zwei Sätze schreiben. „Dann mache ich den Laptop wieder zu und wir unterhalten uns weiter. Meine Kinder sind großartig, dass sie das erlauben.“

Zur Startseite