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Panorama: Hitze – 1600 Tote?

Alarmierende Meldungen erweisen sich bei näherer Betrachtung als übertrieben. Experten äußern sich beruhigend

Berlin (os). Fordert die Hitzewelle mehr als 1000 Hitzetote? Eine Meldung des „Spiegel“ legt das nahe. 1600 Tote koste Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zufolge im Durchschnitt eine Hitzewelle, schrieb das Magazin.

Auch aus Frankreich kommen beunruhigende Nachrichten. Ein führendes Bestattungsunternehmen habe in einer Woche 500 Bestattungen mehr registriert, berichtet dpa. Die Zahl sei im Raum Paris um 50 Prozent gestiegen. Der französische Ärzteverband schlug ebenfalls Alarm, kam aber zu anderen Zahlen. 50 Todesopfer habe die derzeitige Hitzewelle im Raum Paris gefordert, hieß es AP zufolge. Das ist nur ein Zehntel dessen, was das Bestattungsunternehmen anführt. Dennoch halten die Ärzte die Lage für dramatisch. Stationen seien überfüllt. Die Behörden seien auf die Hitze nicht vorbereitet.

Zeitungen in Frankreich berichten zudem über überfüllte Leichenhallen, doch ist nicht klar, ob es sich dabei um Gerüchte handelt.

Beunruhigend ist auch die Tatsache, dass Hitzetote gar nicht als solche statistisch erfasst werden. Wer infolge der Hitze stirbt, stirbt im Grunde auf natürliche Weise, durch Herzversagen. Oder durch einen Schlaganfall, wenn er nicht genügend Flüssigkeit zu sich genommen hat. Insofern könnte es eine hohe Dunkelziffer geben.

Karl Bucher, Medizinmeteorologe des Deutschen Wetterdienstes, bestätigte, dass der DWD eine Studie über Hitzetote in BadenWürttemberg erstellt. Im Durchschnitt gebe es 170 Tote pro Hitzewelle. Der „Spiegel“ rechnete das auf ganz Deutschland hoch und kam auf 1600 Todesfälle. Dieses Hochrechnen sei problematisch, sagte Bucher. In Baden-Württemberg sei es erheblich heißer als in anderen Regionen Deutschlands. Die Zahlen in anderen Bundesländern dürften teilweise erheblich niedriger sein, sagte er.

In Berlin scheint die Lage nicht dramatisch zu sein. Hier, wo im Gegensatz zum Südwesten Deutschlands eher moderate Tageshöchsttemperaturen um 30 Grad herrschten, gab es wahrscheinlich noch keinen Fall, in dem ein Patient wegen Hitze starb. Die Ärzte können das sehr wohl beurteilen, auch wenn es keine Statistik zu „Hitzetoten“ gibt.

Der Leiter der Rettungsstelle Mitte der Charité, Helmar Wauer, sagt, etwa fünf Prozent der Patienten, die ins Krankenhaus kämen, hätten wegen der Hitze Probleme. Die meisten von ihnen leiden bereits zuvor unter Krankheiten, die bei Hitze verschärft würden. Dazu gehören vor allem Herz- und Kreislaufkrankheiten. „Einen Hitzetoten hatten wir bis jetzt nicht“, sagt Wauer. „Noch nicht einmal einen Hitzschlag. Die Leute wissen sich offenbar zu schützen.“ Wauer weist auf die Bedeutung der Flüssigkeitszufuhr hin. Drei Liter Wasser solle der Mensch bei Hitze zu sich nehmen, Leute, die draußen arbeiten oder sich körperlich betätigen, mehr.

Berichte der Meteorologen, in der Nacht zum Mittwoch käme ein Wetterumschwung, versprechen Erleichterung. Aber die Meteorologen schränken das schon etwas ein. Noch am Mittwoch werde es heiß sein, erst am Donnerstag werde es kühler, sagt Donald Bäcker von Meteomedia. 25 Grad werden die Höchstwerte betragen, sagt er. So soll es noch eine ganze Weile bleiben. Gelegentlich werde es ein wenig regnen.

Ein wenig.

Der Sommer ist also nicht zu Ende. Er wird nur noch ein wenig schöner.

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