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Sammeln für Abbott. Indonesische Schüler spendeten am Montag symbolisch Geld für den australischen Premier, nachdem dieser die Tsunami-Hilfen für Indonesien als Argument gegen die Hinrichtung ins Feld geführt hatte.

© dpa

Hinrichtung zweier Drogenschmuggler geplant: Twitter-Schlacht zwischen Indonesien und Australien

Australien und Indonesien befehden sich wegen der geplanten Hinrichtung zweier australischer Drogenschmuggler. Australiens umstrittener Regierungschef Tony Abbott hatte sich undiplomatisch geäußert.

Die geplante Hinrichtung zweier australischer Drogenschmuggler in Indonesien führt nicht nur zu diplomatischen Verspannungen zwischen den Ländern. Indonesier und Australier liefern sich inzwischen einen wahren Twitter-Krieg.

Eine etwas ungeschickte Bemerkung des australischen Regierungschefs Tony Abbott vergangene Woche war der Auslöser: Abbott erinnerte Indonesien an die großzügige Hilfe seiner Nation nach dem Tsunami und forderte im Gegenzug Gnade für die beiden australischen Drogenschmuggler.

Vor allem Tsunami-Opfer kritisierten die Bemerkungen: Muhammad Riza, der den Tsunami 2004 überlebte, nannte die Kommentare des Australiers „kindisch“. „Es ergibt keinen Sinn. Wie können Hilfsmittel erwähnt werden?“, sagte er in einem Interview mit dem indonesischen Medium „Tempo“. „Falls sie nicht aufrichtig gemeint waren, wird die Gemeinschaft sie zurückgeben.“

Junge Indonesier fordern seit dem Wochenende deswegen über soziale Medien, Geld für Australien zu sammeln, um die Hilfe in Höhe von einer Milliarde australischer Dollar (fast 700 Millionen Euro) wieder zurückzuzahlen. Und die indonesische Twitter-Kampagne mit dem Hashtag #KoinuntukAustralia (#MünzefürAustralien) findet immer mehr Zulauf. Viele äußern darin ihren Unmut gegen den australischen Politiker und das australische Volk und posten Fotos mit Münzen, die sie symbolisch an Australien zurückgeben.

Viele Indonesier unterstützen die Exekution

Viele Indonesier unterstützen in ihren Twitter-Posts auch die Exekution der beiden Australier, die zusammen mit neun anderen zum Tode verurteilten Drogenschmugglern und Mördern in den kommenden Wochen durch Erschießung auf einer Gefängnisinsel vor Java hingerichtet werden sollen. Neben den Australiern Andrew Chan und Myuran Sukumaran sollen auch ein Brasilianer, eine Philippinin, ein Franzose, zwei Afrikaner und vier Indonesier getötet werden. Die beiden Australier scheiterten am Dienstag vor einem Gericht mit ihrem Versuch, die Ablehnung ihrer Begnadigung durch den indonesischen Präsidenten anzufechten. Staatschef Joko Widodo hatte in den vergangenen Monaten mehrere Gnadengesuche der wegen Heroinschmuggels verurteilten Männer abgelehnt. Vergangenen Freitag war die Exekution aus „technischen Gründen“ um einen Zeitraum „von drei Wochen bis zu einem Monat“ aufgeschoben worden. Das Gericht in Jakarta erklärte am Dienstag, es habe „nicht das Recht“, über die Entscheidung des Präsidenten zu urteilen.

Die indonesische Twitter-Kampagne steht aber nicht alleine da. Auch die Australier haben sich des Kurznachrichtendienstes bedient, um ihren Unmut über die indonesische Todesstrafe für ihre Mitbürger zum Ausdruck zu bringen. Unter dem Hashtag #BoycottBali rufen sie dazu auf, die indonesische Insel Bali, auf der die beiden Australier momentan im Gefängnis einsitzen, zu boykottieren. Bali ist eines der beliebtesten Urlaubsziele für Australier – rund hunderttausend kommen jeden Monat.

Die australische Außenministerin Julie Bishop hatte öffentlich bereits gewarnt, dass die Hinrichtungen dazu führen könnten, dass weniger Australier in Indonesien Urlaub machen würden. Auch auf diese Bemerkungen hatten die Indonesier bereits mit Unmut reagiert. Die überwiegende Botschaft bei Twitter lautete: Fahrt doch woandershin – wir brauchen euch nicht. „Die, die Bali mit einem Boykott drohen, begreifen nicht, dass viele von uns Balinesen dabei Übelkeit empfinden, wie manche australische Touristen vollkommen unser Volk und unsere Kultur missachten“, schrieben die Mitglieder der beliebten indonesischen Rockband „Superman is dead“ beispielsweise .

Außenpolitisch hat sich Indonesien mit seiner rigiden Politik, die der neue Präsident Joko Widodo gegen Drogenhändler fährt, isoliert. Nicht nur Australien, sondern auch Brasilien oder die EU haben die Hinrichtungen kritisiert. Im Interview mit CNN rechtfertigte der 53-jährige Widodo seine Null-Toleranz-Politik damit, dass in Indonesien jeden Tag 50 Menschen an Drogenkonsum sterben würden. (mit AFP)

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