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Sie gehen ihre eigenen Wege: Prinz Harry und seine Frau Meghan, Herzogin von Sussex.

© dpa

Harrys und Meghans Brexit: Warum wir sie vermissen werden

Harry und Meghan stehen für den Wandel, das Neue und Moderne, das Bunte und Menschliche. Die Deutschen werden sie vermissen.

Die britische Queen Elizabeth II. gilt als die beste Ratgeberin der Welt. Keine lebende Persönlichkeit ist so lange in einem weltweit herausragenden Amt, hat so viele politische Persönlichkeiten gekannt und sich mit ihnen ausgetauscht.

Ob sie sauer ist über den partiellen Rückzug von Harry und Meghan aus der Öffentlichkeit oder einfach nur alarmiert, darüber wird heftig spekuliert. Sehr wahrscheinlich ist, dass sie an einer konstruktiven Lösung arbeitet.

Denn die Rolle, die Meghan mit ihren afroamerikanischen Wurzeln in der königlichen Familie spielt, ist nicht zu unterschätzen. Zwar sah sich die erfolgreiche Schauspielerin nach der von Milliarden Menschen weltweit verfolgten Eheschließung mit Harry, der zu dem Zeitpunkt Nummer 6 in der britischen Thronfolge war, unangenehmen Nachstellungen der Boulevardpresse ausgesetzt. Aber das gehört zur Rolle.

Die ständige Kritik beispielsweise an zu hohen Ausgaben oder einem luxuriösen Baby Shower in den USA hat die Schauspielerin, die ja keineswegs als armes Aschenbrödel in die Familie Windsor hineingeheiratet hat, freilich getroffen, wie sie erst kürzlich in einem vielbeachteten Interview in Afrika preisgab.

Anders als William und seine Frau Kate, die ihre Rollen als Prinz und Prinzessin ziemlich makellos ausfüllen, verkörpern Harry und Meghan die menschliche Seite der Royals.

Mehr als William ist Harry Dianas Sohn

Mehr als sein Bruder William, der sich auf die Thronfolge vorbereitet und seinen vor ihm stehenden Vater Charles dabei noch aus dem Rennen schlagen könnte, ist Harry vor allem Dianas Sohn.

Meghan mit ihrem Charme und ihrer afroamerikanischen Herkunft ist Identifikationsfigur für Milliarden Frauen weltweit, vor allem im Commonwealth, aber nicht nur dort. Gemeinsam mit Sohn Archie lenkt das Paar ab von vielen Problemen, die das einstige Weltreich eben auch prägen. Der Brexit ist das hervorstechendste, aber auch anderswo in der Welt rumort das Erbe der Briten bis heute.

Zuletzt sorge Prinz Andrew in der Epstein-Affäre für Schlagzeilen

Dass die Deutschen sich für die Geschicke der Royals interessieren, haben die lebhaften Reaktionen auf die Besuche von William und Kate, Charles und Camilla und nicht zuletzt der Queen selbst gezeigt. Schließlich haben die Windsors deutsche Wurzeln.

Aber das ist es nicht allein. „Die Firma“, wie Queen-Gemahl Prinz Philip die Familie salopp nennt, gibt den Briten ein Gesicht. Skandale gehören dazu, gerade im Lande Shakespeares. Dramen brauchen Licht- und Schattenseiten. Zuletzt war ein Schatten auf Prinz Andrew gefallen im Zusammenhang mit der Epstein-Affäre.

Die Familie mit Sohn Archie wird der Öffentlichkeit erhalten bleiben

Die Deutschen werden sie vermissen, aber dass Harry und Meghan mit ihrem Sohn Archie der Weltöffentlichkeit ganz verloren gehen, steht nicht zu befürchten. Ihre Erklärung, selbst wenn sie die Queen überrascht hat, zeigt deutlich, dass sie auch weiter kooperationsbereit sind.

Dass sie ihr Leben nicht nonstop ausleuchten lassen wollen von der skandallüsternen Boulevardpresse ist mehr als verständlich. Als Elizabeth II. Königin wurde, sah die Welt noch komplett anders aus.

Ihre Krönung im Juni 1953 war das erste Weltereignis, das im damals noch jungen Fernsehen übertragen wurde. An mediale Verfolgungen wie die, denen später beispielsweise Harrys Mutter, Prinzessin Diana, ausgesetzt war, war noch nicht zu denken. Gleichzeitig herrschte eine andere Mentalität. Der Gedanke, das eigene Leben einer größeren Sache zu opfern, lag damals näher als das Streben nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance.

Die königliche Soap wird ganz gewiss weitergehen. Es wäre allerdings ein Fehler, die Familie auf ihren Unterhaltungswert zu reduzieren.

Weihnachtsansprache. Die Queen steht für Kontinuität und eine Art von Anstand, die der Welt zunehmend verloren zu gehen droht.
Weihnachtsansprache. Die Queen steht für Kontinuität und eine Art von Anstand, die der Welt zunehmend verloren zu gehen droht.

© AFP

Gerade die Queen steht für Kontinuität und eine Art von Anstand, die der Welt zunehmend verloren zu gehen droht.

Und Meghan ist in vielfacher Hinsicht eine Brücke in die globale Welt.

Auch die Gesellschaft in Großbritannien hat sich stark verändert, seit die Queen ihr Amt angetreten hat. Sie ist viel bunter geworden. Menschen wie Meghan machen das bildhaft deutlich. Und dabei ist es ganz egal, ob die Bilder aus London kommen oder aus einem kleinen Ort in Kanada.

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