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Zufriedene Kinder. 1400 werden heute wieder unterrichtet.

© Jürgen Schübelin/KNH

Haiti: Die Schule in Carrefour wird eingeweiht

In der Schule der Kleinen Schwestern starben beim Erdbeben 2010 drei Ordensschwestern und 150 Kinder. Nun lernen wieder 1400 Mädchen und Jungen auf dem Gelände - viele sind die Geschwister der toten Kinder.

Das Gebäude leuchtet gelb und orange, die Mädchen tragen geflochtene Zöpfchen zu ihren Uniformen – und längst albern die Schüler von Carrefour wieder herum, endlich auch ohne Bagger und Bauarbeiter. Am heutigen Sonntag soll die neue Schule eingeweiht werden. Das Gebäude nutzen sie seit Herbst, aber es wurde noch immer gebaut. Als es losging, freute sich eine Schülerin überschwänglich: „Als wir in den Zelten unterrichtet wurden, haben wir sehr unter der Hitze gelitten. Aber jetzt ist es, ich möchte sagen, wie im siebten Himmel.“

Niemand hätte das vor vier Jahren für möglich gehalten, als das Beben am Nachmittag des 12. Januar 150 Kinder, vier Lehrer und drei Ordensschwestern unter der zusammenstürzenden Schule der Kleinen Schwestern begrub – und nichts als Trümmer und viele Traumatisierte hinterließ. Heute lernen dort wieder 1400 Kinder, in Schichten vormittags und nachmittags. Viele von ihnen sind Geschwister der Getöteten. 3,3 Millionen Euro hat das mit Spenden finanzierte Projekt der Kindernothilfe gekostet. Eigentlich sollte es schon vor einem Jahr fertig sein, aber es gab immer wieder Probleme, bis alles für die 23 Klassen, vom Kindergarten bis zum Abiturjahrgang, wirklich stand. Jetzt haben sie auch wieder einen Schulhof. Bereits im Sommer nach der Katastrophe begann zwar ein Notschulbetrieb, seither aber wurde gleichzeitig gebaut. Fürs Herumtollen blieb den Kindern zwischen Zementmischern und Zelten kaum Platz.

Das vom chilenischen Architekten Alvaro Arriagada geplante und betreute Projekt mit angeschlossenem Berufsbildungszentrum sucht in Haiti seinesgleichen. 3000 Tonnen Schutt räumten sie weg und bauten am Steilhang. Dass das nicht immer einfach war, lässt auch der Chef der Kindernothilfe, Jürgen Thiesbonenkamp, durchblicken: „Ein Gebäude zu errichten heißt auch, Konflikte zu überwinden, den Dialog aufrechtzuerhalten und permanent alle Beteiligten in gegenseitigem Kontakt zu halten.“ Auch die resoluten Schwestern waren nicht immer einfache Partner.

45 Lehrer betreuen die Schüler, es gibt Mittagessen, die Kinder werden geimpft. Über ihr Patenprogramm finanziert die Kindernothilfe für zahlreiche Kinder die Schulgebühren, die viele Familien nicht zahlen können. Es gibt bereits mehr Interessierte, als selbst diese große Schule aufnehmen kann.

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