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Königin Sofía ist bei ihren Landsleuten beliebt. Von Skandalen blieb sie bisher verschont.

© Getty Image/Carlos Alvarez

Geldwäsche, Steuerbetrug, Korruption: Spaniens ehemalige Königin Sofía gerät unter Verdacht

Drei Ermittlungsverfahren laufen gegen Spaniens früheren König Juan Carlos – erstmals gibt es jetzt auch Vorwürfe gegen seine Frau.

Sie ist das beliebteste Mitglied des spanischen Königshauses. Die ehemalige Königin Sofía gilt als ehrlich und vorbildlich. Während ihr Ehemann Juan Carlos I. von zahlreichen Skandalen geplagt ist, blieb sie davon bisher scheinbar unberührt. Doch nun gerät auch das Bild der immer so sympathisch lächelnden Monarchin, die gerade ihren 82. Geburtstag feierte, ins Wanken.

Wie die spanische Online-Zeitung „EDiario.es“ berichtet, ist die Mutter von Spaniens aktuellem Throninhaber, Felipe VI., ins Visier der Ermittler geraten. Denn nicht nur Juan Carlos, sondern auch Sofía und weitere ungenannte Mitglieder der Königsfamilie sollen ihr Luxusleben jahrelang aus dubiosen Geldquellen finanziert haben, die vor dem spanischen Finanzamt versteckt wurden.

Dem neuen Bericht zufolge sollen die spanischen Royals Kreditkarten benutzt haben, die mit geheimen Konten verbunden waren. Die Besitzverhältnisse der Konten sollen über Strohmänner verschleiert worden sein. Zwischen 2016 und 2018 seien sie mit hohen Summen aus dem Ausland gespeist worden.

Millionenkonten in einer Steueroase

Spaniens Generalstaatsanwältin Dolores Delgado bestätigte, dass der Oberste Gerichtshof in Madrid die Untersuchungen in dieser Sache an sich gezogen habe. Einzelheiten nannte sie aber nicht. Auch das Königshaus nahm keine Stellung zu den neuen Vorwürfen gegen Sofía und Juan Carlos, der von 1975 bis 2014 königliches Staatsoberhaupt war.

Zudem teilte Generalstaatsanwältin Delgado mit, dass noch in einem weiteren, bisher unbekannten Fall gegen Juan Carlos wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und der Geldwäsche ermittelt werde. Dabei geht es um geheime ausländische Millionenkonten, die nach Informationen der Zeitung „El País“ auf der britischen Jersey-Insel angesiedelt sind. Jersey liegt im Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien und gilt als Steueroase.

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Juan Carlos I, skandalumwitterter Altkönig von Spanien.
Juan Carlos I, skandalumwitterter Altkönig von Spanien.

© dpa/Andreas Comas

In einem dritten Ermittlungsverfahren, das bereits seit Juni läuft, wird ein geheimes Konto des Altkönigs in der Schweiz untersucht, das möglicherweise mit millionenschweren Schmiergeldern gefüllt worden war, bevor es dann 2012 aufgelöst wurde. Hier ermittelt die Staatsanwaltschaft ebenfalls wegen Steuerbetrugs und Geldwäsche, aber auch wegen Korruption.

Da Juan Carlos jedoch bis zu seiner Abdankung 2014 totale strafrechtliche Immunität besaß, dürfte im Falle des Schweizer Kontos eine Strafverfolgung schwierig werden. Diese Immunität gilt aber nicht für die dubiosen Kreditkarten und die mutmaßlichen Geheimkonten auf Jersey, die Juan Carlos offenbar auch nach seiner Abdankung genutzt hat.

Juan Carlos hat sich nach Abu Dhabi abgesetzt

Mit den neuen Ermittlungen dürfte es für Juan Carlos in seinem derzeitigen Domizil in weiter Ferne noch etwas heißer werden. Nachdem im Sommer immer mehr Einzelheiten über seine geheimen Geldgeschäfte ans Licht gekommen waren, hatte sich der 82-Jährige in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Abu Dhabi in die Vereinigten Arabischen Emirate abgesetzt. Dort herrscht derzeit schönstes Sommerwetter mit Temperaturen von über 30 Grad.

Seine Ehefrau Sofía begleitete Juan Carlos nicht in den arabischen Ölstaat im Persischen Golf. Sie lebt seit Jahren von ihrem Ehemann getrennt. Den Berichten zufolge prüfen die Finanzfahnder derzeit, ob Sofía wusste, dass sie von Juan Carlos mit einer Kreditkarte ausgestattet worden war, die offenbar mit Schwarzgeld gespeist wurde.

Vor einigen Wochen hatte Juan Carlos' langjährige Geliebte, die deutsche Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein, angedeutet, dass die bisher bekannt gewordenen Einzelheiten nur die Spitze des Eisberges sein könnten. In einem Interview mit dem britischen Sender BBC sagte sie, dass die Spuren von „Hunderten Konten“ im Ausland zum spanischen Königspalast führen würden. Sayn-Wittgenstein unterhielt nach eigener Aussage von 2004 bis 2009 eine „sentimentale Beziehung“ zu Juan Carlos.

Nur 35 Prozent wollen die Monarchie beibehalten

Für Spaniens amtierenden König Felipe VI. wird es derweil immer schwieriger, den angeschlagenen Ruf der Monarchie zu retten. Umfragen zufolge können sich immer mehr Spanier vorstellen, in einer Republik mit einem gewählten Staatspräsidenten zu leben. In einer im Oktober veröffentlichten Umfrage des Instituts 40dB sagten 41 Prozent, dass sie in einem Referendum für eine Republik stimmen würden. Nur 35 Prozent waren für die Beibehaltung der Monarchie, 24 Prozent wollten sich nicht festlegen.

Zwar werden der 52 Jahre alte Felipe und seine 48-jährige Frau Letizia derzeit nicht direkt mit den Machenschaften von Juan Carlos in Verbindung gebracht. Felipe distanzierte sich sogar inzwischen ausdrücklich von seinem Vater. Doch den Schatten des Verdachts, dass der studierte Jurist Felipe zumindest eine Ahnung von den dunklen Geschäften seines Vaters hatte, konnte er bisher nicht abschütteln.

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