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Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ypern blasen seit 1928 den Last Post.

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Update

Gedenken an den Ersten Weltkrieg: Zum ersten Mal in Berlin: Der Last Post

Ein Trompetenstück erinnert täglich in Ypern an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs. Am Donnerstag haben vier Bläser in Berlin an der Neuen Wache den Last Post gespielt.

Es ist eine der bewegendsten und konstantesten Formen des Gedenkens an die Toten des Ersten Weltkriegs: In Ypern in Westflandern wird seit 1928 am Menen-Tor jeden Tag am Abend die stadtauswärts führende Straße gesperrt und vier Trompeter der Freiwilligen Feuerwehr Ypern spielen in dem großen Torbogen, in den die Namen von 54.896 vermisster alliierter Soldaten eingraviert sind, den Last Post. Zum ersten Mal wurde diese Zeremonie am Donnerstag zum 30 000 Mal nicht nur in Ypern, sondern auch vor der Neuen Wache in Berlin gespielt.

Pünktlich um 18 Uhr 30 traf Bundespräsident Joachim Gauck vor der Neuen Wache ein, wo er vom belgischen Botschafter Ghislain D'hoop und Koen Haverbeke, dem Generaldelegierten der Regierung Flanderns empfangen wurde. Vier Bläser des Ersten Musikzugs der Berliner Feuerwehr intonierten den Last Post, es folgte eine Gedenkminute. In der Neuen Wache gedachten dann Bundespräsident, Botschafter, Generaldelegierter und der Vorsitzende des flämischen Parlaments, Jan Peumans, der Toten des Ersten Weltkriegs und richteten die Schleifen an den Kränzen. Nach einem kurzen Gespräch mit den belgischen Gästen verließ der Bundespräsident die Zeremonie.

In Ypern wurde des 30 000. Last Post mit einer Kranzniederlegung durch Königin Mathilde gedacht. Der Last Post ist ursprünglich das Trompetensignal, das im britischen und anderen Heeren des Commonwealth das Ende des Arbeitstages ankündigte. Die Last Post Association in Ypern hat dieses Stück als endgültiges Lebewohl für die Gefallenen gewählt. Es wird mit Ausnahme der Besatzungsjahre 1940 bis 1944 in dem von den Briten als Gedenkstätte umgebauten Menen-Tor geblasen. Während der Besatzungszeit wurde die Tradition des tägliche „Last Post“ auf einem Friedhof in Surrey fortgesetzt. Die Bläser der Feuerwehr in Ypern erinnern in Dankbarkeit an diejenigen, die ihre Stadt verteidigt haben.

In Ypern legte Königin Mathilde von Belgien am Donnerstag einen Kranz am Menen-Tor nieder, wo zum 30 000. Mal mit der Last-Post-Zeremonie der Toten des Ersten Weltkriegs gedacht wurde.
In Ypern legte Königin Mathilde von Belgien am Donnerstag einen Kranz am Menen-Tor nieder, wo zum 30 000. Mal mit der Last-Post-Zeremonie der Toten des Ersten Weltkriegs gedacht wurde.

© AFP / BELGA / KURT DESPLENTER

Für eine Stunde ruht der Verkehr an der Straße, die durch das Tor ins Umland, den Ypern-Bogen führte. Tausende alliierter Soldaten sind diesen Weg aufs Schlachtfeld gegangen und nie wieder zurückgekehrt. Ihre Namen an dem Menen-Tor sind das Einzige, was von ihnen geblieben ist. Längst ist dieses Zeremonie zum Zeichen des Friedens geworden. Mehr als 220 Feuerwehren unter anderem in Belgien, Frankreich, Großbritannien, Australien und Neuseeland haben am Donnerstag zu Ehren des 30 000. Last Post ihre Solidarität mit den Gefallenen des Ersten Weltkriegs ausgedrückt. In Deutschland hat nach Angaben der belgischen Botschaft auch die Feuerwehr von Seelbach eine Last-Post-Zeremonie veranstaltet.

Käthe Kollwitz schuf in Erinnerung an ihren Sohn Peter, der sich mit 18 Jahren gegen ihren Willen an die Front gemeldet hatte und dort gefallen war, diese Skulpturen "Trauernde Eltern" am Eingang zum deutschen Soldatenfriedhof Vladslo. Ein Kollwitz-Museum mit ihren Anti-Kriegs-Grafiken befindet sich im benachbarten Koekelaere.
Käthe Kollwitz schuf in Erinnerung an ihren Sohn Peter, der sich mit 18 Jahren gegen ihren Willen an die Front gemeldet hatte und dort gefallen war, diese Skulpturen "Trauernde Eltern" am Eingang zum deutschen Soldatenfriedhof Vladslo. Ein Kollwitz-Museum mit ihren Anti-Kriegs-Grafiken befindet sich im benachbarten Koekelaere.

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Die Neue Wache mit der Pietà von Käthe Kollwitz ist ein besonderer Ort für dieses spezielle Gedenken im Rahmen der Feierlichkeiten, die die Regierung Flanderns zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg veranstaltet hat, denn Käthe Kollwitz hatte mit allen Mitteln versucht, ihren Sohn Peter davon abzuhalten, sich zur Front zu melden. Es war ihr nicht gelungen, worüber sie sich große Vorwürfe machte. Er fiel mit 18 Jahren in Flandern. Ihre beiden Skulpturen „Trauerndes Elternpaar“, die knieend den Eingang des deutschen Soldatenfriedhofs in Vladslo markieren, sind Ausdruck dieser Trauer. So schloss sich am Donnerstag ein Kreis für diese stille Zeremonie im Trubel der Großstadt.

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