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Schon immer gut in Eigenwerbung: Lasagne-Fetischist Garfield.

© Abbildung: dpa

Garfield: Der faulste Kater der Welt wird 40 Jahre alt

Menschen sind für ihn Dosenöffner auf zwei Beinen und eigentlich zählt in seinem Leben nur eins: Er selbst. Seit vier Jahrzehnten rüpelt sich Garfield durch die Welt.

Man muss kein Comic-Fan, ja nicht mal ein Katzenliebhaber sein, um Garfield zu kennen. Denn vor allem in den 80ern und 90ern war der verfressene Egomane praktisch überall. Am 19. Juni 1978 erschien der erste Garfield-Comic-Strip in mehr als drei Dutzend amerikanischen Tageszeitungen. 2002 schaffte es der orangefarbene Kater, dessen gezeichnete Eskapaden derzeit weltweit in mehr als 2500 Zeitungen, 100 Ländern und 40 Sprachen abgedruckt werden, aufgrund seiner Verbreitung sogar ins Guinness-Buch der Rekorde. Auf Facebook hat er 17 Millionen Follower, 2017 traf er in einem Comic-Crossover Internet-Star Grumpy Cat.

Davis wuchs mit 24 streunenden Katzen auf

Erfunden wurde Garfield von Jim Davis, der 1945 auf einer Farm in James Deans Heimatstadt Marion im US-Bundesstaat Indiana geboren wurde. Dort wuchs Davis mit bis zu 25 streunenden Katzen auf. Sein eigener, tierisch vermenschlichter Comic-Kater, der lieber satt vor dem Fernseher abhängt, statt draußen herumzustreunen, machte den heute 72-jährigen Amerikaner zum Millionär. Davis, der unter anderem von Peanuts-Erfinder Charles M.Schulz beeinflusst wurde, steht einem wahren Garfield-Imperium vor. Insbesondere die Merchandise-Lizenzen für Kleidung, Bettwäsche, Schlüsselanhänger, Figuren und Stofftiere spülten viel Geld in die Kasse – angeblich soll es 5000 Garfield-Fanartikel geben. Dazu kommen diverse Filme und mehrere erfolgreiche Zeichentrickserien fürs Fernsehen, die sogar ein Spin-off ohne Garfield hervorbrachten, in dem das Leben mehrerer Farmtiere behandelt wurde. In der Realverfilmung von 2004, die Garfield mithilfe moderner Computereffekte zum Leben erweckte, lieh ihm Thomas Gottschalk seine Stimme.

Garfield ist der Prototyp des Antihelden

In den frühen Comic-Strips hatte der unförmige Kater nur wenig Ähnlichkeit mit der späteren Multimedia-Ikone. Im Laufe der Zeit durchlief Garfield, den Jim Davis aufgrund seines Sarkasmus, seiner Ich-Bezogenheit und seiner Rüpelhaftigkeit als Antihelden sieht, optisch eine unübersehbare Evolution. Der Montags-Hasser, Nickerchen-Spezialist und Teddy-Knuddler büßte an Masse ein, behielt aber sein charakteristisches Gewichtsproblem. Zugleich wurde er etwas niedlicher und gewann wesentlich mehr Ausdrucksvermögen. Zudem verlagerte der Faulpelz, von dem Mäuse garantiert nichts zu befürchten haben und der die Vogeltränke im Garten gern zu seinem persönlichen Schnellimbiss machen würde, seine Gangart auf zwei Beine.

Doch im Comic, dem der zeitlose Status quo eigentlich heilig ist, veränderte sich in 40 Jahren noch mehr. Garfields dusseliger Besitzer Jon Arbuckle, dessen eigentlicher Beruf des Comic-Zeichners seit dem ersten Strip nie wieder thematisiert wurde, konnte nach Dekaden als Loser eines Tages endlich seine große Liebe gewinnen (und obwohl Liz eine Tierärztin ist, findet Garfield sie gar nicht übel). Selbst die Technik hat Garfield in den täglich erscheinenden Strips, die Davis mit mehreren Assistenten umsetzt, irgendwann eingeholt. Computer, Smartphones und das Internet kommen in den jüngeren Streifen immer mal vor, und statt klassisch von Hand werden sie mittlerweile digital koloriert.

Der Vierbeiner schikaniert den Zweibeiner

Was sich dagegen kaum verändert hat, das ist die Tiefe des Comics, der im Vergleich zu anderen Klassikern eher selten auf große Einsichten oder gar philosophische Dimensionen setzt. Obwohl die Kommunikation zwischen Jon und Garfield, dessen Gedanken nur der Leser kennt, schon eine Philosophie für sich scheint. In den Gags schikaniert der zynische Garfield seit jeher seinen Versorger oder seinen beschränkten Hunde-Mitbewohner Odie. Wenn nicht, faulenzt er auf olympischem Niveau oder überlegt, wie er an den nächsten Snack oder Koffeinschub kommt.

Zum Geburtstag erscheint ein Jubiläumsband

In dieser Hinsicht ist Jim Davis seinem simplen Konzept stets treu geblieben. „Ich erschuf Garfield nicht, um Kommentare zu Gesellschaftsproblemen oder zur Politik abzugeben“, erklärt Davis im Jubiläumsband „Garfield: 40 Jahre Lachen & Lasagne. Happy Birthday to me!“, mit dem Garfields deutscher Verlag Egmont den Comic-Kater feiert. „Je schlimmer die Dinge sind, desto mehr Humor ist nötig. Mein Job ist es, die Leute aufzuheitern und zum Lachen zu bringen.“ Außerdem verrät Davis im Band, dass ihm Hunde beim Zeichnen am schwersten fallen. Das querformatige Hardcover ist ein hübsches Geburtstagsgeschenk für Garfield und seine Fans. Eine Zeitreise und ein Best-of mit dem berühmtesten Kater der Welt, der seine Interessen für gewöhnlich über alles stellt und uns dennoch zum Lachen bringen soll.

Und das gelingt Davis und seinem gefräßigen Egozentriker nach 40 Jahren noch immer mühelos. Happy Birthday, Garfield! Dir muss man ja zum Glück nicht sagen, dass du bleiben sollst, wie du bist.

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