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Panorama: Für die Bevölkerung besteht keine Gefahr durch diese Ebola-ähnliche Infektionskrankheit

Eine 23-jährige Studentin, die in der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg behandelt wird, ist nach einem Afrikaurlaub offenbar an dem gefährlichen Lassa-Fieber erkrankt. Wie der Leiter des Gesundheitsamtes Würzburg, Konrad Kläß, am Mittwoch erklärte, hat sich die Diagnose "weitestgehend" bestätigt.

Eine 23-jährige Studentin, die in der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg behandelt wird, ist nach einem Afrikaurlaub offenbar an dem gefährlichen Lassa-Fieber erkrankt. Wie der Leiter des Gesundheitsamtes Würzburg, Konrad Kläß, am Mittwoch erklärte, hat sich die Diagnose "weitestgehend" bestätigt. Das bayerische Gesundheitsministerium bezeichnete den Zustand der Patientin aus Schwäbisch-Hall als ernst. Letzte Gewissheit über die Krankheit sollen Testergebnisse des tropenmedizinischen Instituts in Hamburg liefern. Eine Gefährdung der Bevölkerung durch diese Infektionskrankheit könne ausgeschlossen werden, hieß es.

Die Frau sei mit grippeähnlichen Symptomen in eine Klinik in Schwäbisch Hall eingeliefert worden, sagte Kläß. Nachdem sie dort sieben Tage lang stationär behandelt worden sei, seien sich die Ärzte sicher gewesen, dass die Patientin an einer tropischen Krankheit leide. In der Nacht zum Dienstag sei sie daraufhin in die tropenmedizinische Abteilung der Würzburger Klinik eingeliefert worden. Laborchemische Untersuchungen hätten den Verdacht auf Lassa-Fieber erhärtet.

"Wir haben den Verdacht von Anfang an sehr ernst genommen", sagte Kläß. Maßnahmen zur Isolation seien umgehend getroffen worden. In Würzburg werde die Frau in einer separaten Intensivabteilung behandelt. In Schwäbisch-Hall seien Klinik und Gesundheitsamt informiert worden.

Das Lassa-Fieber, benannt nach der nigerianischen Stadt, in der es 1969 erstmals an Missionsschwestern diagnostiziert wurde, führt zu schweren inneren Blutungen und endet in etwa 20 Prozent der Fälle tödlich. Neuere Schätzungen gehen von 100 000 Erkrankungen pro Jahr, vorwiegend in Westafrika, aus. In Kriegszeiten wächst die Zahl der Neuerkrankten sprunghaft an. Wie Marburg-, Ebola- und Hantafieber gehört Lassa zur Gruppe der hämorraghischen (mit Blutaustritt einhergehenden) Fieber. Chronisch infizierte Nagetiere wie die westafrikanische Vielzitzenratte Mastomys natalensis, die selbst nicht erkranken, sind die Zwischenträger.

Vielfach leben diese Nager in enger Hausgemeinschaft mit Menschen und dienen auch als Nahrung. Direkter Kontakt mit ihren Ausscheidungen oder kontaminierte Lebensmittel führen zur Infektion. Von Mensch zu Mensch kann das Virus über Blut und Ausscheidungen übertragen werden.

Eine Übertragung durch Speichel oder Atemluft wird zwar für möglich gehalten, ist aber keinesfalls die Regel, so betont der Leiter des Berliner Instituts für Tropenmedizin, Professor Ulrich Bienzle. Für die Angst vor einer Epidemie in Europa, die von einzelnen Urlaubern ausgehen könnte, gibt es deshalb keinen Anlass. "Wir haben die Infektion durch erkrankte Reisende nie als echte Bedrohung gesehen" sagte Bienzle am Mittwoch.

Trotzdem werden die Erkrankten streng isoliert. Drei bis 16 Tage nach der Ansteckung bricht die Krankheit aus, zu deren Symptomen hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen, quälender Husten, Gelenkschmerzen, innere und äußere Blutungen und starker Durchfall gehören. Die Patienten leiden unter akuter Entzündung des Herzmuskels, Veränderungen der Nieren und der Lunge und Blutungen verschiedener innerer Organe. Keines der Symptome unterscheidet Lassafieber eindeutig von anderen hämorragischen Fiebern. Die Diagnose wird deshalb durch den Nachweis des Virus gesichert. Die Genesungschancen hängen entscheidend von guter Pflege und Ersatz des großen Wasserverlusts ab. Eine gezielte Behandlung ist heute auf zwei Wegen möglich: Das Medikament Ribavirin, das hierzulande im Ernstfall über internationale Apotheken besorgt werden kann, muss rechtzeitig eingesetzt werden. Es kann besonders gefährdeten Personen auch vorbeugend gegeben werden. Immunplasma, das von Genesenden gewonnen werden kann, die Antikörper gegen den Erreger gebildet haben, birgt die Gefahr in sich, selbst nicht frei von Erregern anderer Erkrankungen wie HIV oder Hepatitis B zu sein. Eine Impfung gibt es bisher noch nicht, doch sind die Forschungen dazu vielversprechend. Eine konsequente Bekämpfung der Überträgerratte könnte die Krankheit eindämmen.

Adelheid Müller-Lissner

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