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Rettungskräfte tragen die Schwangere durch die Trümmer der Entbindungsklinik.

© dpa/AP/Evgeniy Maloletka

Foto aus Mariupol ging um die Welt: Schwangere und Ungeborenes nach Angriff auf Geburtsklinik gestorben

Vergangene Woche war eine Geburtsklinik in Mariupol Ziel eines russischen Luftangriffs. Ein Bild aus dem Trümmerfeld sorgte international für Entsetzen.

Die Bilder aus Mariupol gingen um die Welt: Sanitäter tragen eine schwangere Frau durch die Trümmer einer Entbindungsklinik der ostukrainischen Hafenstadt. Beim Versuch, das ungeborene Baby zu retten, starben beide, berichtet die „Associated Press“ am Montag.

Vergangenen Mittwoch hatte Russland die Klinik in der belagerten Stadt angegriffen. Bilder zeigten Patientinnen und Rettungskräfte in den Trümmern der Einrichtung. Das Bild der Schwangeren stach heraus. AP-Fotografen hatten festgehalten, wie die Frau mit bleichem Gesicht ihren Unterleib streichelnd zu einem Krankenwagen gebracht wurde.

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In einem Krankenhaus hätten die Ärzte um das Leben der Frau und ihres Kindes gekämpft, berichtet die Nachrichtenagentur. Vergebens. Als die Schwangere merkte, dass sie ihr Baby verlor, habe sie den Medizinern zugerufen: „Tötet mich jetzt!“

Der Chirurg Timur Marin konnte das Baby nur noch tot zur Welt bringen. Dann versuchte er der Mutter das Leben zu retten. „Mehr als 30 Minuten Wiederbelebung der Mutter brachten keine Ergebnisse“, sagte Marin am Samstag der Nachrichtenagentur. „Beide starben.“

Den Namen der Frau hätten die Mediziner nicht erfahren können, bevor ihr Ehemann und ihr Vater den Leichnam abholten. „Wenigstens ist überhaupt jemand gekommen, um sie abzuholen", sagten die Mediziner der Nachrichtenagentur, damit sie nicht in den Massengräbern landete, die für viele der immer zahlreicheren Toten in Mariupol ausgehoben werden.

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Die russische Regierung behauptet unterdessen, dass sich bei dem Angriff auf die Entbindungsklinik weder Patientinnen noch medizinisches Personal im Gebäude befanden.

Vielmehr sei das Gebäude von ukrainischen Nationalisten als Stützpunkt benutzt werden. Die ukrainische Darstellung bezeichnet Moskau als „Provokation“. Die russische Botschaft in Großbritannien nannte die Bilder auf Twitter „Fake“ und leugnete den Luftangriff. Das soziale Netzwerk hat den Post der russischen Auslandsvertretung mittlerweile gelöscht.

Stadtverwaltung meldet mehr als 2500 tote Zivilisten

Nach ukrainischen Angaben sind in der Stadt bislang mehr als 2500 Bewohner getötet worden. Das teilte der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Olexii Arestowytsch, in einem Fernsehinterview mit. Er beziehe sich auf Angaben der Stadtverwaltung von Mariupol, sagt Arestowytsch. Schätzungen von Beamten der Stadt gehen sogar von bis zu 10.000 Toten aus.

Die etwa 400.000 Einwohner zählende Hafenstadt Mariupol ist seit Tagen von russischen Truppen umzingelt und wird aus der Luft angegriffen. Fluchtkorridore und Hilfslieferungen sind in den vergangenen Tagen immer wieder gescheitert. Nach Angaben der ukrainischen Regierung sind pro-russische Separatisten bereits in die Vororte eingedrungen. (mit Agenturen)

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