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Die "Solaris" in der montegrinischen Bucht von Kotor nahe Tivat.

© Svo Vasilijevic/Reuters

Flucht nach Montenegro: Russische Oligarchen verlassen mit ihren Mega-Jachten EU-Gewässer

Aus Angst vor Sanktionen ankern immer mehr russische Eigner ihre Schiffe an den Küsten Montenegros. Italien setzt erneut ein Schiff fest.

Italienische Behörden haben eine weitere Megajacht eines russischen Milliardärs festgesetzt. Das auf einen Wert von rund 530 Millionen Euro geschätzte Schiff mit dem Namen „Sailing Yacht A“ liegt im Hafen von Triest an der nördlichen Adria. Beamte der italienischen Finanzpolizei setzten es am Freitag fest, wie die Regierung in Rom am Wochenende bestätigte.

Der knapp 143 Meter lange Dreimaster gilt als größte Segeljacht der Welt. Die von der deutschen Werft Nobiskrug gebaute Jacht wird dem russischen Kohle-Milliardär Andrej Melnitschenko zugerechnet, der nach Russlands Invasion in die Ukraine auf eine EU-Sanktionsliste kam.

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Außerdem prüfen laut „New York Times“ die US-Geheimdienste und die italienischen Behörden derzeit, ob eine in Marina di Carrara in der Toskana angedockte Megajacht „Scheherazade“ dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gehöre. Die US-Zeitung berichtete, es gebe Anzeichen dafür.

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Das Luxusjacht-Unternehmen The Italian Sea Group, das derzeit in einem Trockendock an dem 140 Meter langen Schiff arbeitet, teilte aber mit, dass Putin laut Dokumenten nicht der Besitzer sei.

Im Sommer 2020 lag die Scheherazade in Hafen des kroatischen Dubrovnik.
Im Sommer 2020 lag die Scheherazade in Hafen des kroatischen Dubrovnik.

© Jelavic/imago

Keine Zweifel haben die Behörden indes daran, dass die „Sailing Yacht A“ Melnitschenko gehört, der in dieser Woche auf die Sanktionsliste der EU gesetzt worden war. Der in St. Moritz in der Schweiz wohnende Oligarch ist Haupteigner des Düngemittelkonzerns EuroChem und des Kohle-Unternehmens Suek. Beide Firmen gaben am Donnerstag den Rückzug des Milliardärs aus den jeweiligen Vorständen und als Begünstigter bekannt.

Auch in Spanien versuchen Russlands Oligarchen, ihre Reichtümer in Sicherheit zu bringen. Binnen weniger Tage verließen mindestens zwei Superjachten russischer Milliardäre überstürzt den Mittelmeerhafen in Barcelona. Darunter das 139 Meter lange Luxusschiff „My Solaris“ von Roman Abramowitsch, dem Besitzer des britischen Champions-League-Gewinners FC Chelsea.

Es nahm, wie zuvor schon andere russische Riesenjachten, Kurs auf den Mittelmeerstaat Montenegro, der nicht zur EU gehört.

Eine der größten Privatjachten der Welt

Wochenlang lag die erst 2021 im deutschen Bremerhaven vom Stapel gelaufene „Solaris“ im Hafen Barcelonas, wo sie in einer Werft für die Sommersaison auf Hochglanz gebracht wurde. Mit ihren acht Decks, mehreren Pools, Jacuzzis und einem Heliport ist sie eine der größten und teuersten Privatjachten der Welt. Als durchsickerte, dass Großbritannien gegen Abramowitsch Sanktionen verhängen und sein gesamtes Vermögen einfrieren werde, verschwand das 500-Millionen-Euro-Schiff plötzlich. Ob Abramowitsch an Bord war, ist unbekannt.
In Spanien selbst drohen dem Multimilliardär zwar keine Sanktionen, weil Abramowitsch bislang nicht auf der EU-Sanktionsliste steht. Aber dies könnte sich ändern, da diese „schwarze Liste“ vermutlich erweitert wird. Zudem ist mit einer Verschärfung der Sanktionen gegen russische Oligarchen zu rechnen. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez drohte bereits mit der Sperrung spanischer Hoheitsgewässer für russische Schiffe. Er versucht derzeit, die EU für diesen Plan zu gewinnen.

Einige Tage zuvor floh aus Barcelonas Hafen die 70 Meter lange russische Superjacht „Galactica Super Nova“. Mehr als vier Monate schaukelte sie in dem spanischen Hafen, bevor sie über Nacht die Leinen loswarf. Inzwischen kam die „Galactica“ ebenfalls im Balkanstaat Montenegro an, der bei den Russen als sicherer Zufluchtsort gilt. Das Luxusschiff gehört dem russischen Milliardär Wagit Alekperow. Er ist der Chef des Mineralölkonzerns Lukoil. Auch Alekperow steht bisher nicht auf der EU-Strafliste, dies könnte sich ändern.

Zwei der Schiffe schaukeln in Häfen Mallorcas

Bisher ist in Spanien noch keine russische Jacht beschlagnahmt worden. Aber die Regierung in Madrid hat die Häfen angewiesen, alle Luxusschiffe mit russischen Eignern zu melden. Man will vorbereitet sein, um bei der Ausweitung der Sanktionen schnell reagieren zu können. Bisher sind mindestens fünf Superjachten identifiziert worden. Darunter auch wenigstens zwei, die in den Häfen Mallorcas schaukeln.

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So kann man derzeit noch in der Inselhauptstadt Palma den 77 Meter langen Privatkreuzer „Tango“ bewundern. Es steht bereits auf der Sanktionsliste der USA, aber noch nicht auf jener der EU. Das Schiff verfügt über Pool, Schönheitssalon, Riesensonnendeck und Open-Air- Kino. Besitzer ist einer der reichsten Russen namens Wiktor Wekselberg, der als Eigentümer des Renova-Mischkonzerns Milliarden machte. Über Renova hält Wekselberg bedeutende Beteiligungen an Unternehmen weltweit mit besonders starkem Engagement in der Schweiz.

Ein Ukrainer versuchte, das Boot zu versenken

Nicht weit entfernt, im mallorquinischen Hafen Port Adriano in der Feriengemeinde Calvià, liegt die „Lady Anastasia“. Sie gehört dem russischen Oligarchen Alexander Mijeev, der eine führende Rolle in Moskaus Rüstungsindustrie spielt. Die „Anastasia“ kam Ende Februar in die Schlagzeilen, weil ein ukrainisches Besatzungsmitglied versucht hatte, das 47 Meter lange Schiff zu versenken – als Vergeltung für den russischen Angriff auf die Ukraine. Nach dem Verhör durch die Polizei wurde der ukrainische Saboteur freigelassen. Er flog umgehend in seine Heimat, um sein Land zu verteidigen.
Spanien ist eines der beliebtesten Auslandsziele reicher Russen, um sich Villen und Jachten zu kaufen.
Mit einer Investition von wenigstens einer halben Million Euro bekommen die russischen Käufer von Spanien ein „goldenes Visum“ geschenkt. Eine Aufenthaltserlaubnis, mit der sie sich in der EU frei bewegen können. Annähernd tausend Russen sind, Schätzungen zufolge, auf diese Weise in den letzten zehn Jahren zu spanischen EU-Residenten geworden. mit dpa

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