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Wischen, leiden, legen. Hinter den Kulissen der Modewoche geht es hektisch zu. Wer hier beruflich Fuß fassen will, sollte cool bleiben können. Foto: Reuters/Gestaltung: Anikka Bauer

© REUTERS

Fashion Week: Jobs in Mode

Auf der Fashion Week arbeiten jede Menge Leute. Aber was genau machen die – und wie wird man das? Wir geben einen Einblick.

DER BOOKER

Booker? Natürlich, das war doch dieser eine coole Typ aus „21 Jump Street“, nicht Johnny Depp, sondern dieser andere, wie hieß der noch? Und genau das ist das große Problem des Bookers, denn in der Welt der Mode ist der Booker der Mann für alles. Und der Mann für alles ist meistens der Mann, den man nicht kennt. Ein Booker arbeitet in einer Modelagentur, er koordiniert die Termine der Models mit den Kunden, mit den Fotografen, mit den Magazinen. In Berlin werden das in den nächsten Tagen die Menschen sein, die offensichtlich überhaupt keine Zeit haben, ständig rennen und grundsätzlich Espresso bestellen. Gute Booker erkennt man am iPad – Anfänger haben ein Filofax. Den Beruf des Bookers kann man nicht lernen, es handelt sich nicht um einen Ausbildungsberuf – aber will man das wirklich werden? Booker. Die Rolle des Booker in der Fernsehserie „21 Jump Street“ spielte übrigens ein gewisser Richard Grieco. Der hatte 2001 die Hauptrolle in dem Film „Sexual Predator – Fesseln der Lust“.

DER DESIGNER

Man kann das zwar manchmal nicht so richtig glauben, aber alles, was wir anhaben, hat sich jemand ausgedacht. Da hat sich jemand hingesetzt und sich gesagt, so, jetzt mache ich mal eine Hose, wie es sie bisher noch nicht gab – und dann hat er eine Hose entworfen. Das sind die Designer, und als kleiner Merksatz gilt: Je unauffälliger ein Designer angezogen ist, desto besser ist er. Der große österreichische Designer Helmut Lang zum Beispiel trug schwarze Schuhe, Jeans, T-Shirt, Sakko – aber was er entwarf, revolutionierte die Mode. Lang hat sich vor einigen Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen, die guten Designer arbeiten heute alle für große Firmen: Marc Jacobs für Louis Vuitton, Tomas Maier für Bottega Veneta, Christopher Bailey für Burberry und Raf Simons für Jil Sander. Warum das alles Männer sind? Einfach mal fragen, und zwar den unauffälligsten Mann bei einer Modenschau. Aber bitte nicht fragen, wie man das wird - sonst landet man noch auf einer sogenannten Modeschule.

DIE BLOGGERIN

Irre, oder? Seit zwei, drei Jahren bestimmen ja nicht mehr die großen Magazine, wie wir auf die Mode schauen, sondern natürlich die Modebloggerinnen: Mädchen von nebenan, die zufällig einen Laptop anmachen können und das Studium an der Uni nicht ganz so ernst nehmen. Die haben ja so viel Einfluss! Und die haben ja auch so viel Spaß bei der Arbeit! Und die können da ja auch echt von leben! Und - hey - die sitzen bei den Schauen in der front row, quasi direkt neben Anna Wintour und Suzy Menkes, den mächtigen Frauen der Modebranche! Und das alles nur, weil die sich halt für Klamotten interessieren und sich selber ganz gut anziehen, was sie ja den Lesern ihrer Blogs dadurch beweisen, dass sie sich ständig selber fotografieren. Modebloggerinnen - das gilt als abgemacht - haben den besten Job der Welt. Allerdings nur, wenn ein sehr großer Konzern mit sehr viel Geld den Blog schlichtweg kauft und die Macherinnen weiterhin so tun lässt, als käme das alles quasi direkt von der Straße.

DIE STYLISTIN

Pinker Rock zu blauem Shirt zu grüner Strumpfhose: Wovor der durchschnittliche Modekonsument instinktiv zurückschrecken würde, kombiniert die Stylistin so selbstverständlich wie andere Menschen Brötchen mit Erdbeermarmelade zum Frühstück. Mut und Zuversicht sind wichtige Berufsvoraussetzungen, offiziell ist natürlich von Trendgespür die Rede. Die Einsatzgebiete der Stylistin sind vielfältig. Bei Modenschauen entscheidet sie, welche Tasche zum Outfit passt; bei Fotoshootings legt sie den Models die Klamotten hin; mit Stars und solchen, die sich dafür halten, geht sie auf Shoppingtouren, damit diese sich von einschlägigen Fachblättern wie „Grazia“ oder „Glamour“ für ihren unverwechselbaren Look loben lassen können – die britischen Schauspielerinnen Keira Knightley und Sienna Miller sind dafür gute Beispiele. Wer belastbar genug ist, die Launen seiner Kunden über Jahre hinweg emotionslos zu ertragen, kann es in der Branche zu gewissem Ruhm bringen. So wie die Hollywood-Stylistin Rachel Zoe, die mittlerweile eine eigene Fernsehshow hat und einen Ratgeber veröffentlichte. Einen idealtypischen Ausbildungsweg gibt es übrigens nicht – Rachel Zoe hat Soziologie und Psychologie studiert.

DAS MODEL

Ein Leben als wandelnder Kleiderständer ist eigentlich ziemlich trostlos, auch wenn „Germany’s Next Topmodel“ uns vom Gegenteil zu überzeugen versucht. Und das ist das Dilemma des Models, das in der Regel im Café oder am Flughafen entdeckt wird: Einerseits wird es von jungen Mädchen darum beneidet, ständig die neuesten Designerteile tragen zu dürfen und dafür auch noch Geld zu bekommen; andererseits bleibt davon nichts Substanzielles, nachdem das Licht im Fotostudio ausgeknipst, die Scheinwerfer über dem Laufsteg erloschen sind. Deshalb betont das Model bei jeder Gelegenheit, den Job nur vorübergehend und nebenbei auszuüben – in seiner Freizeit studiert es Komparatistik und Romanistik, um was „für den Kopf“ zu tun. In Wahrheit hofft es jedoch, von der Filmbranche entdeckt zu werden, so wie Victoria’s-Secret-Model Rosie Huntington-Whiteley, die im dritten Teil des Kinohits „Transformers“ mitspielen durfte. Zur Not täte es aber auch eine eigene Sendung auf Viva.

DER FOTOGRAF

Eine halbwegs anständige Kamera bekommt man heutzutage bei Media Markt hinterhergeworfen, deshalb taugt noch längst nicht jeder Besitzer einer Ausrüstung zum Fotografen. Wer den Job ernst nimmt, sollte wenigstens einmal ein Fotolabor von innen gesehen haben und Entwicklerflüssigkeit von Fixierbad unterscheiden können. Vorbildlicher wäre es natürlich, im Labor gleich eine entsprechende Ausbildung zu absolvieren; alternativ kann man das auch in einem Fotostudio tun; ganz Ambitionierte absolvieren ein Studium an der Kunsthochschule. Der Weg vom Azubi zum gefeierten Meister am Auslöser, dessen Name in Magazinen wie „Vogue“ oder „Harper’s Bazar“ steht, ist jedoch lang. Einen Großteil dieser Strecke legt man als Assistent für andere Fotografen zurück, denen man dann die Technik aufbauen, die Objektive reichen oder das Blitzlicht halten darf. Immerhin kommt so Geld für ein eigenes Studio zusammen. Wer es soweit gebracht hat, darf stolz sein, die nächste Stufe auf der Karriereleiter erklommen zu haben. Ein fataler Irrglaube ist übrigens, dass Fotografen die Models vor ihrer Kamera mit Sätzen wie „Du bist heiß!“ oder „Zeig’s mir, Baby!“ befeuern, Profis geben knappe, zielführende Anweisungen. Es gibt jedoch tatsächlich einen wichtigen Satz im Leben des Fotografen, einen Leitsatz: „Wenn die Sonne lacht, Blende acht!“

DIE MAKE-UP-ARTISTIN

Als die Kunstlehrerin an der Grundschule den Komplementärkontrast erklärte, langweilte sich die spätere Make-up-Artistin: Welche Farben zueinander passen und welche nicht, fand sie bereits im Kleinkindalter heraus. In dieser Zeit beschäftigte sie sich viel mit Gesichtsbemalungen und Bodypaintings, allerdings sehr zum Ärger ihrer Eltern, die den teuren Perser im Wohnzimmer wegen der vielen Flecken einmal im Monat professionell reinigen lassen mussten und diese Reinigung mit dem Taschengeld verrechneten. Aber Lehrjahre sind bekanntlich keine Herrenjahre, und dass diese sich gelohnt hatten, ahnte die spätere Make-up-Artistin, als sie die ersten dilettantischen Schminkversuche ihrer Freundinnen in Augenschein nahm. Zu dunkle Farbe, zu harte Konturen, zu viel Wimperntusche – das würde ihr dank jahrelanger Übung natürlich nie passieren. Und deshalb braucht sie auch keine Ausbildung – die bekanntesten Make-up-Artistinnen sind Autodidaktinnen. Wer jedoch lieber auf Nummer sicher gehen will, kann sich an einer der vielen Visagistenschulen ausbilden lassen, muss das jedoch aus der eigenen Tasche bezahlen.

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