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Papst Benedikt XVI. 2006 bei einer Audienz im Vatikan.

© dpa/ Maurizio Brambatti

Ex-Papst warnt Franziskus: Benedikt XVI. pocht auf Priester-Zölibat

Benedikt XVI. warnt Franziskus in einem neuen Buch vor einer Aufweichung des Priester-Zölibats. Joseph Ratzinger stellt sich erstmals gegen seinen Nachfolger.

Fast sieben Jahre, seit seinem Rücktritt im Jahr 2013, hat Joseph Ratzinger kein kritisches Wort zu seinem Nachfolger verloren. Er beschränkte sich auf das Schreiben theologischer Schriften. Doch nun meldet sich der emeritierte Papst Benedikt XVI. aus seinem vatikanischen Kloster mit deutlichen Worten zurück. Anlass zur Intervention sind die Bestrebungen innerhalb der Kirche, das Zölibat zu lockern.

In einem neuen Buch mit dem Titel „Aus der Tiefe unserer Herzen“, das Ratzinger zusammen mit Kardinal Robert Sarah aus Guinea geschrieben hat, warnt er davor, das Gebot der Ehelosigkeit für Priester aufzugeben: „Bischöfe, Priester und Laien müssen damit aufhören, sich von falschen Ideen, theatralischen Produktionen, teuflischen Lügen und modischen Irrtümern einschüchtern zu lassen.“

Für Ratzinger und Salah, Präfekt der vatikanischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, ist der Zölibat unverzichtbar. Die Kirche sei nicht einfach eine menschliche Institution, sondern ein Mysterium: Sie sei die Braut Christi. Der Zölibat erinnere die Welt an dieses Mysterium, und auch die Priester seien mit der Kirche verheiratet: „Wenn ein Priester mit dem Zölibat zeigt, dass er die Kirche heiraten will“, was dann der Sinn verheirateter Priester sei, fragen Ratzinger und Salah in dem Buch.

Buch-Veröffentlichung für Franziskus zu heiklem Zeitpunkt

Die Buch-Veröffentlichung kommt für Papst Franziskus zu einem heiklen Zeitpunkt: Im Herbst hatten sich die Teilnehmer der Amazonas-Synode dafür ausgesprochen, dass „geeignete und anerkannter Männer“ in Ausnahmefällen zu Priestern geweiht werden können, wenn sie eine Familie haben. Mit dieser Maßnahme sollte der akute Priestermangel in der entlegenen und riesigen Region des Amazonasbeckens gemildert werden. Das letzte Wort in dieser Sache hat Papst Franziskus: In den nächsten Wochen wird ein Schreiben erwartet, in welchem er seine eigene Position zum Zölibat darlegen muss.

Der Vorschlag zur Priesterweihe hatte in konservativen katholischen Kreisen für einen Aufschrei gesorgt. In italienischen Medien war bereits von einer drohenden Kirchenspaltung die Rede. Bis zum Buch von Ratzinger und Salah war man in Rom davon ausgegangen, dass Franziskus dem Anliegen der Synode in irgendeiner Form Rechnung tragen würde, zumal die vorgeschlagene Lösung lediglich eine Lockerung in begründeten Ausnahmefällen, aber keineswegs die Aufhebung des Zölibats bedeuten würde.

Die Aufgabe ist für Franziskus nun nicht leichter geworden. Welche Folgen die Stellungnahme von Benedikt XVI. für das persönliche Verhältnis der beiden Päpste im Vatikan haben wird, ist offen. Bisher war es von großem gegenseitigen Respekt und Korrektheit geprägt gewesen. Auf Kritik hat Franziskus bisher immer gleich reagiert: Er ließ sie unbeantwortet.

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