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Der Bruder der im Juni 2018 getöteten Tramperin Sophia, Andreas Lösche.

© Nicolas Armer/dpa

Ermordete Tramperin: Bruder von Sophia Lösche plant Stiftung oder Verein

Sophia Lösche verschwand im Sommer beim Trampen auf dem Weg nach Nürnberg. Ihr Bruder versucht, ihr Andenken lebendig zu halten.

Um das Andenken an seine Schwester lebendig zu halten, will der Bruder der ermordeten Tramperin Sophia einen Verein oder eine Stiftung gründen. Frauen, die Opfer von Gewalt sind, sollten dort Beistand erhalten, sagte Andreas Lösche der Deutschen Presse-Agentur. Damit wehrt er sich auch gegen Rechtspopulisten, die den Tod seiner Schwester für ihre Zwecke instrumentalisieren wollten. „Es geht hier eindeutig um Gewalt gegen Frauen und nicht um Gewalt durch Flüchtlinge. Das ist mir das Wichtigste, dass das deutlich wird.“ Bei dem Tatverdächtigen aus Marokko handele es sich nicht um einen Flüchtling, sondern um jemanden beruflich auf der Durchreise.

Details zu seinen Plänen gebe es noch nicht, sagte Lösche. Viele Menschen hätten aber schon finanzielle Unterstützung angekündigt. „Dementsprechend wollen und müssen wir da was machen.“

Sophia Lösche wurde in Oberfranken ermordet

Die 28-jährige Sophia wollte Mitte Juni von Leipzig aus, wo sie studierte, in Richtung Nürnberg trampen. Dabei wurde sie den Ermittlungen zufolge von einem Lastwagenfahrer an einer Tankstelle an der Autobahn 9 in Sachsen mitgenommen - und in Oberfranken ermordet. Der als Tatverdächtiger gesuchte Marokkaner wurde in Spanien gefasst; auch Sophias Leiche wurde dort entdeckt. Die Staatsanwaltschaft will voraussichtlich im ersten Quartal 2019 die Anklage erheben.

In den vergangenen Monaten hatte Lösche immer wieder die Arbeit der Polizei öffentlich kritisiert. Dies hält der Grünen-Politiker nach wie vor für richtig, denn die Kritik sei berechtigt. „Ich bin der Meinung, dass, wenn so was passiert ist, das auch aufgearbeitet gehört. Nur dann kann ja daraus gelernt werden aufseiten der Polizei.“ So müsse die Kommunikation zwischen den Bundesländern verbessert werden. „Es kann nicht sein, dass ein Mensch zwischen zwei Bundesländern verschwindet, und dann ist niemand mehr zuständig.“

"Sophia war nie ein Vermisstenfall"

Er wiederholte zudem den Vorwurf, dass der Fall seiner Schwester falsch eingeschätzt worden sei. „Sophia war nie ein Vermisstenfall, vom ersten Moment an bestand eindeutig der Verdacht auf ein Gewaltverbrechen“, sagte Lösche, der in einem Prozess als Nebenkläger auftreten will, um Einsicht in die Akten zu bekommen.

Seine Schwester werde er als „engagierte Frau“ in Erinnerung behalten, „die auf Menschen zugeht und sie begeistern kann. Liebenswürdig, voller Vertrauen und Neugierde auf die Welt.“ Sie habe sich zudem in der Flüchtlingshilfe engagiert und mehrfach in dem Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos geholfen. (dpa)

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