zum Hauptinhalt
Rund 68 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wollen deutsche Fahnder laut einem Bericht Vorermittlungen gegen 50 mutmaßliche NS-Täter einleiten. Das Foto zeigt das Eingangstor des KZs Dachau.

© dpa

Ermittlungen gegen KZ-Aufseher: Deutsche Fahnder auf der Spur von dutzenden NS-Tätern

An die 50 KZ-Aufsehern soll doch noch der Prozess wegen Beihilfe zum Mord gemacht werden. Gestärkt fühlen sich die Fahnder durch das Urteil im Demjanjuk-Prozess. Doch die Täter sind mittlerweile an die 90 Jahre alt.

Rund 68 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wollen deutsche Fahnder laut einem Bericht Vorermittlungen gegen 50 mutmaßliche NS-Täter einleiten. Die Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg bei Stuttgart hat nach Informationen der Zeitungen der WAZ-Mediengruppe frühere KZ-Aufseher des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im Visier. Der Vorwurf gegen die etwa 90-Jährigen laute auf Beihilfe zum Mord.
Den Ermittlern lägen Namen und Angaben zu Wohnorten der Tatverdächtigen vor, bestätigte der Behördenleiter, Kurt Schrimm, den Zeitungen. Die Verdächtigen lebten über ganz Deutschland verteilt.
Für Nachfragen war bei der 1958 gegründeten Fahndungsstelle am Samstag zunächst niemand zu erreichen.

Auch wenn in einigen Fällen beispielsweise Zeugen fehlten, um eine direkte Tatbeteiligung nachzuweisen, hält der Leitende Oberstaatsanwalt Schrimm Prozesse gegen die Verdächtigen für aussichtreich. Dem Bericht zufolge beruft er sich dabei auf das Urteil gegen John Demjanjuk, der Wachmann im Lager Sobibor und 2011 wegen Beihilfe zum Mord in 20 000 Fällen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Das Landgericht München bezeichnete ihn damals als „Teil der Vernichtungsmaschinerie“.

Anders als früher reiche seit diesem Spruch „jede Tätigkeit in einem Konzentrationslager aus, um wegen der Beihilfe zum Mord zu verurteilen“, erklärte Schrimm, der die von allen Bundesländern finanzierte Behörde seit 2000 leitet. Sie darf im Unterschied zu Staatsanwaltschaften keine Anklage erheben, sondern liefert das Material dazu. Laut dem Bericht hat sie bislang insgesamt 7485 Vorermittlungsverfahren geführt. Zuletzt hatte Schrimm im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa erklärt, dass die Behörde nach wie vor gut ausgelastet sei und eine Schließung aus seiner Sicht in den nächsten Jahren nicht in Betracht komme.

Die Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen nahm ihre Arbeit bereits Ende 1958 auf. In ihrer Dokumentensammlung, die etwa aus einer halben Million Einzelkopien aus amtlichen Schriftgut besteht, befinden sich alle an deutschen Staatsanwaltschaften und Gerichten anhängig gewesenen NS-Verfahren. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false