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Paris hat etwas von seinem mittelalterlichen Charakter behalten. Notre-Dame trägt dazu viel bei.

© REUTERS/Charles Platiau/File Photo

Ein besonderes Wahrzeichen: Machtvolle, elegante und einladende Ausstrahlung

Wer den gewaltigen Raum betritt, der 10.000 Menschen fassen kann, spürt diesen eigentümlichen Sog. Notre-Dame ist nationales Heiligtum.

Viele Städte haben Wahrzeichen, und die französische Hauptstadt ist reich an berühmten Baukunstwerken. Die Bedeutung von Notre-Dame de Paris aber geht darüber hinaus. Die Kathedrale, errichtet zwischen 1163 und 1345, liegt auf einer Insel in der Seine und überwältigt immer wieder durch ihre machtvolle, aber auch elegante und durchaus einladende Ausstrahlung.

Es ist ein Gotteshaus, das auch der Nichtgläubige erwartungsvoll betritt. Kunsthistorisch verbinden sich hier Romanik und Gotik auf harmonische Weise - wie die beiden Türme, bald siebzig Meter hoch, in ihrer Mitte blüht die blaue Rosette. Von dort oben bietet sich ein fabelhafter Blick über die Stadt. Trotz etlicher architektonischer Höhepunkte des 20. Und 21. Jahrhunderts hat Paris etwas von seinem mittelalterlichen Charakter behalten. Notre-Dame trägt dazu viel bei.

Nationales Heiligtum

Bis in die Zeit der Einweihung lassen sich die Namen der Organisten von Notre-Dame zurückverfolgen, auch ihr Glockenspiel ist ein nationales Heiligtum. Paul Claudel, der große französische Dramatiker, hatte in Notre-Dame mit achtzehn Jahren sein Erweckungserlebnis.

Er fühlte sich als moderner, von der Wissenschaft geleiteter Mensch, als ihn der Blitz traf bei einem Gottesdienst zu Weihnachten 1886. Das „Magnifikat“ wurde angestimmt, und „in einem Nu wurde mein Herz ergriffen, ich glaubte.“ Notre-Dames spirituelle Kraft wird hier eindrucksvoll beschrieben. Wer den gewaltigen Raum betritt, der 10.000 Menschen fassen kann, spürt diesen eigentümlichen Sog. Millionen Touristen wollen das jedes Jahr erleben. Notre-Dame zieht die Massen an.

Napoleon verfolgte seine eigenen Zwecke in der Kathedrale des Erzbistums Paris. Er ließ sich mit Pomp, Donner und Gloria 1804 in Notre-Dame zum Kaiser krönen. Zuvor, während der Französischen Revolution, war die Inneneinrichtung der Kirche zerstört und Notre-Dame zum „Tempel der Vernunft“ entweiht. Im späteren 19. Jahrhundert gab es umfangreiche Renovierungsarbeiten, auch angeregt von Victor Hugos Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“, der 1831 erschien. Hugo feiert ihre Architektur, wobei die Kirche seiner Zeit in keinem guten Zustand war: Diese „formenschöpferische Hauptkirche ist unter den alten Gotteshäusern von Paris eine Art Wunder; sie hat das Haupt von der einen, die Glieder von der andern, das Schiff von jener, von allen etwas.“

"Großes Symbol der Baukunst"

Schicht um Schicht türmte sich hier auf, über die Jahrhunderte. Und: „Das große Symbol der Baukunst: Babel ist ein Bienenkorb.“ Damit spielte Hugo auf die Stilvielfalt des Bauwerks an, das bald 900 Jahre europäischer Historie in sich aufgenommen hat.

Mit Hugo und Hollywood gelangten die ohnehin hochberühmte Kirche und ihr verwachsener Bewohner Quasimodo in die Pop-Kultur. In der Verfilmung von 1956 spielte Anthony Quinn den Glöckner, Gina Lollobrigida war die schöne Esmeralda. An ihrer Fassade fallen die Chimären auf, die steinernen Monster mit ihren grotesken Fratzen und Körpern. Sie sollen das Böse abwenden. Den Ausbruch des Feuers am Montagabend konnten sie nicht stoppen.

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