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Ein Kind im kongolesischen Beni wird gegen Ebola geimpft.

© dpa/ Jerome Delay

Ebola in Afrika: Wie der Ebola-Ausbruch unter Kontrolle gebracht wurde

Die Weltgesundheitsorganisation meldet die Entlassung des letzten Ebola-Patienten im afrikanischen Epidemiegebiet. In zwei Wochen könnte die Seuche für beendet erklärt werden.

Derartige Bilder gab es aus Beni noch nie zu sehen. Aus der gefürchteten Isolierstation am Rand der ostkongolesischen Provinzstadt sind Gesänge zu hören – dann tritt eine Frau in buntem Gewand und mit erhobenen Armen aus dem Tor, durch das in den vergangenen 20 Monaten fast 500 Tote zur letzten Ruhe abtransportiert wurden. Eine kleine Menschenmenge jubelt: Masiko ist die letzte Patientin der Ebola-Station, die Anfang dieser Woche geheilt entlassen werden konnte. Eine gut dreißigköpfige Gruppe grün gekleideter Pflegekräfte tanzt singend und auf Plastikflaschen trommelnd durch die weiße Container-Siedlung. „Wir haben Ebola besiegt“, wird der kongolesische Epidemiologe Jean-Christophe Shaka später triumphierend sagen.

Während das Coronavirus die ganze Welt in Atem hält, wird ausgerechnet im Herzen Afrikas ein seltener Erfolg gefeiert. Aus dem ostkongolesischen Bürgerkriegsgebiet wurde in den vergangenen zwei Wochen keine Neuansteckung gemeldet: Eine Errungenschaft, die noch vor kurzer Zeit als ausgeschlossen galt. Nach 3300 Ansteckungen, von denen 2264 tödlich verliefen, scheint die zweitschlimmste Ebola-Epidemie der Geschichte bezwungen zu sein. Die WHO kann die Seuche allerdings erst in zwei Wochen für beendet erklären.

Lange hatte es so ausgesehen, als ob sich die kongolesische Seuche zu einer regionalen oder gar globalen Katastrophe ausweiten könnte. Zu den Hochzeiten der Epidemie steckten sich im Osten des Kongos Woche für Woche über 120 Personen an. Zu schaffen machte den Seuchenbekämpfern vor allem , dass sich das Virus in einer Bürgerkriegsregion ausbreitete: Von immer neuen Rebellen-Angriffen und Massakern erschreckt, wusste die Bevölkerung nicht, wem sie Glauben schenken konnte.

Wirksame Impfstoffe wurden entwickelt

Die heute umjubelte Isolierstation in Beni wurde mehrmals angegriffen, Ärzte erschossen und Seuchenbekämpfer verjagt, als sie kontaminierte Leichen aus den umliegenden Dörfern abzuholen suchten. Unter den Kongolesen hatte sich der Verdacht verbreitet, dass die eigene Regierung für die Ausbreitung der Epidemie verantwortlich sei.

Dass es schließlich nicht zum epidemiologischen GAU kam, macht Yap Boum, Medizinprofessor an der ugandischen Mbarara-Universität, vor allem an einem Umstand fest: Dass der kongolesische Präsident Félix Tshisekedi Mitte des vergangenen Jahres den erfahrenen Epidemiologie-Professor Jean-Jaques Muyembe zum Chef der Seuchenbekämpfer machte. Er habe gewusst, dass man eine Epidemie nicht allein „mit technischen Mitteln“ stoppen kann.

Freilich trugen auch technische Errungenschaften zum Erfolg bei. Seit der verheerendsten Ebola-Epidemie in Westafrika, der zwischen 2014 und 2016 mehr als 11 000 Menschen zum Opfer fielen, entwickelte die Pharma-Industrie sowohl zwei äußerst wirksame Impfstoffe wie mehrere Medikamente gegen Ebola. Im Ostkongo wurden mehr als 320 000 Menschen geimpft, von denen kaum einer ernsthaft erkrankte.

Johannes Dieterich

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