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Oliven normal (links) und Oliven aus Plantagen, die schon lange nicht mehr genug Wasser haben.

© Jorge Guerrero/AFP

Dürre in Spanien: Langsam wird das Trinkwasser knapp

Seit Jahren regnet es in Spanien zu wenig, viele Flüsse sind ausgetrocknet. Ändert sich das Klima nicht, wird ab 2018 das Wasser rationiert.

Ausgetrocknete Flussbetten, leere Talsperren – Spanien steuert nach Jahren des Regenmangels auf eine größere Trinkwassernot zu. Wenn jetzt im Herbst und Winter nicht endlich ausgiebige Regenfälle einsetzen, muss spätestens 2018 das Wasser rationiert werden. Dieser Notstand könnte dann auch die Millionen Touristen treffen, die nach Spanien kommen und Studien zufolge mehr als doppelt so viel Wasser durch den Hahn rauschen lassen wie die Einheimischen.

„Wir haben kaum noch Wasser in den Talsperren“, warnte Umweltministerin Isabel García Tejerina dieser Tage. Bis Ende 2017 sei die Versorgung noch gesichert. Doch in mehreren Dörfern im südspanischen Andalusien, wo die Trinkwasserbrunnen schon jetzt nichts mehr hergeben, wird die Bevölkerung bereits mit Tankwagen versorgt.

Schon das letzte Jahrzehnt war arm an Niederschlägen. Auch das abgelaufene hydrologische Jahr, das abweichend vom Kalenderjahr in Spanien vom 1.Oktober 2016 bis 30. September 2017 dauert, brachte 15 Prozent weniger Regen als üblich. Und Besserung ist nicht in Sicht.

Am Mittelmeer herrscht im November noch Badewetter

Sogar für das südeuropäische Spanien unübliche Herbsttemperaturen von bis zu 30 Grad signalisierten in den vergangenen Wochen, dass das Wetter verrückt spielt. Am Mittelmeer herrschen an vielen Stränden noch Badetemperaturen. Was die Herbsturlauber freut, ist für die Wasserwirtschaft katastrophal: Die Temperaturen verschärfen den Mangel, weil sie zu größerer Verdunstung führen.

Die Wasserpegel befinden sich auf einem Minimum. Die etwa 1200 Talsperren, aus denen der größte Teil des Trinkwassers in Spanien kommt, sind jetzt, im November, lediglich zu einem Drittel gefüllt. Dies ist der niedrigste Stand für diese Jahreszeit, der im 21.Jahrhundert gemessen wurde. In etlichen Talsperren sind nur Pfützen und Schlamm zu sehen – wie im Stausee Entrepeñas in der zentralspanischen Provinz Guadalajara, in der Talsperre Cecebre in Westspanien oder im südspanischen Trinkwassersee Bornos in der Nähe von Cádiz.

Waldbrände fressen sich durch knochentrockene Landschaften

Spaniens längster Strom, der Douro im Norden der iberischen Halbinsel, der zu dieser Jahreszeit eigentlich majestätisch fließen sollte, ist wegen der Dürre auf rund 30 Prozent seiner üblichen Größe geschrumpft. Der Fluss Júcar, der die Regionen Kastilien-La Mancha und Valencia mit Wasser versorgt, führt nur ein Viertel seiner üblichen Wassermenge. Und der Río Segura, der die Regionen Andalusien, Murcias und der Costa Blanca mit dem lebensnotwendigen Nass speist, ist nur noch zu zehn Prozent gefüllt und zu einem Rinnsal verkommen.

Ohne Regen trocknen auch Spaniens Wälder aus. Die sonst so feuchte Atlantikregion Galicien erlebte im Oktober die schlimmsten Waldbrände seit Jahren. Dort wie in ganz Spanien ist die Landschaft knochentrocken. Ein Umstand, dessen Folgen auch die Landwirte zu spüren bekommen. Getreide, Weinreben, Sonnenblumen, Obst- und Olivenbäume verdorren. Deshalb drohen in diesem Jahr große Ernteausfälle.

Obstbauern rufen um Hilfe

Die Zitrusbauern, die rund um die Stadt Valencia Orangen, Mandarinen und Zitronen anbauen, warnen in einem Manifest davor, dass ihre Plantagen mangels Wasser sterben werden. „Es geht um das Überleben unseres Obstgartens“, schreiben sie. Mehr als 44 Millionen Zitrusbäume seien in Gefahr. Sie fordern den Bau weiterer Meerwasser-Entsalzungsanlagen sowie neuer Talsperren. Und sie wollen, dass mehr Wasser durch jenen Kanal gepumpt wird, der Spaniens wasserreichsten Fluss, den Tajo im Westen des Landes, mit der besonders trockenen Mittelmeerregion im Osten verbindet.

Ein Sprecher der Umweltschutzbewegung Ecologistas en Acción machte auch die Bauern für den Wassermangel mitverantwortlich. Die Landwirtschaft sei der größte Wasserverbraucher: Während die Niederschläge wegen des Klimawandels immer geringer werden, sei die Zahl der Felder, die künstlich bewässert würden, immer weiter gewachsen.

Die Bauern verbrauchen das meiste Wasser

In Andalusien zum Beispiel, wo Europas Erdbeeren reifen, werden inzwischen rund 70 Prozent des Trinkwassers von der Landwirtschaft verbraucht. Spaniens Umweltministerin machte denn auch klar, dass bei Einschränkungen zunächst den Bauern der Hahn zugedreht werde, „um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“.

Spaniens staatliches Wetteramt Aemet veröffentlichte dieser Tage eindrucksvolle Satellitenbilder der iberischen Halbinsel, auf denen man die Dürrezonen in Spanien und Portugal vor drei Jahren mit jenen im Herbst 2017 vergleichen konnte. Das Ergebnis des Vergleichs lässt nichts Gutes ahnen: Die wüstenartigen Dürrezonen vor allem im Süden und im Landesinneren haben sich mehr als verdoppelt.

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