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In Marseilles Altstadt sind drei Häuser eingestürzt. Rettungskräfte suchen noch nach Vermissten.

© AFP

Update

Drittes Haus eingestürzt - weitere Vermisste: Zwei Todesopfer unter Trümmern in Marseille gefunden

Noch immer werden nach dem Einsturz dreier Häuser in Marseille Menschen vermisst. Neben Bestürzung über das Unglück gibt es auch erste kritische Stimmen.

Einen Tag nach dem Einsturz baufälliger Wohnhäuser im Marseille haben Rettungskräfte nach der Leiche eines Mannes ein weiteres Todesopfer gefunden. Dabei handelt es sich um eine Frau. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Nach früheren Angaben werden mindestens acht Menschen vermisst, die womöglich tot unter den Trümmern liegen.

Das Unglück ereignete sich am Montagmorgen im Stadtzentrum nur wenige Schritte vom Alten Hafen entfernt, der bei Touristen wie auch bei den Bewohnern von Marseille sehr beliebt ist. Zunächst stürzten zwei Häuser ein. Eines war unbewohnt und aus Sicherheitsgründen abgesperrt, im anderen hingegen waren nach Angaben der Feuerwehr neun von zwölf Wohnungen bewohnt.

Anwohner schilderten, nach einem riesigen Krach sei die Straße in Staub eingehüllt gewesen. Von den beiden Gebäuden blieben nur Schutt und Trümmer übrig. Nach ersten Angaben wurden zwei Passanten leicht verletzt.

Am Montagabend stürzte dann ein drittes Gebäude teilweise ein. Die Feuerwehr hatte sich entschlossen, einen Bagger einzusetzen - dabei stürzte die Wand des dritten Hauses ein, das seit 2012 unbewohnt und abgesperrt war.

Kaum noch Hoffnung auf Überlebende

Die Trümmer dieses dritten Gebäudes drückten offenbar die Trümmer der ersten beiden eingestürzten Häuser zusammen. Das lässt die Hoffnung auf Überlebende schwinden.

Unter den Vermissten befand sich nach Angaben von Regionalpräsident Renaud Muselier eine Frau, die ihre Tochter nicht von der Schule abgeholt hatte, und eine weitere Frau, "die nie ihre Wohnung verließ".

Die Rettungskräfte suchten unter Hochdruck nach möglichen Überlebenden. Im Einsatz waren mehr als 100 Feuerwehrmänner. Die Sucharbeiten könnten Tage dauern. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen zu der Unfallursache auf.

Das Unglück rief große Bestürzung hervor. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sicherte den Betroffenen am Montagabend die "Solidarität der gesamten Nation" zu.

Zugleich wurden kritische Stimmen laut. Marseille ist bekannt für seine stellenweise heruntergekommenen Häuser und Wohnungen. Die sozialistische Senatorin Samia Ghali sprach von einem Scheitern der Wohnungsbau- und Innenstadtpolitik. Der prominente Linkspolitiker und frühere Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Mélenchon kritisierte, es würden "die Häuser der Armen" einstürzen - "und das ist kein Zufall". (dpa/AFP)

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