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Koch und Helfer. Der Starkoch José Andrés unterstützt immer wieder Menschen in Not.

© PAOLO AGUILAR/picture alliance/dpa

Die Bahamas nach dem Hurrikan: Ein Starkoch will die Not im Land lindern

Er betreibt mehrere Restaurants in den USA, nun ist José Andrés auf den Bahamas – dort will er Tausende Menschen im Katastrophengebiet mit Essen versorgen.

Am Samstag hatte der Starkoch beim "National Book Festival" in Washington noch Tausende Fans mit seinem Anekdoten zu Avocados und anderem Gemüse unterhalten. Doch für die angekündigte Signierstunde seines neuen Gemüse-Kochbuchs stand José Andrés schon nicht mehr zur Verfügung.

Angesichts des herannahenden Monster-Hurrikans "Dorian" wollte der geborene Spanier da sein, wo seine Hilfe gerade am meisten gebraucht wird: im Katastrophengebiet. Auch wenn sich alle anderen darauf vorbereiteten, sich in Sicherheit zu bringen.

Am Sonntag meldete sich der 50-Jährige dann im wahrsten Sinne des Wortes fast aus dem Auge des Sturms: direkt von den Bahamas. In der Hauptstadt Nassau bereitete er sich mit seiner 2010 gegründeten Hilfsorganisation "World Central Kitchen" darauf vor, den Opfern von Hurrikan "Dorian" zu helfen, indem er sie mit seinem Essen versorgt.

José Andrés besitzt Restaurants in mehreren amerikanischen Städten, er wurde bereits mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Doch neben seiner Gourmet-Küche hat er noch eine andere Spezialität: Hilfe in Katastrophengebieten. Immer wieder macht er vor, was er damit alles erreichen kann. Schon heißt es, dass es kaum noch eine (Natur-)Katastrophe gibt, bei der José Andrés nicht anzutreffen sei.

Fast vier Millionen Menschen hat er auf Puerto Rico versorgt

So versorgte er die Menschen in Puerto Rico, nachdem Hurrikan "Maria" 2017 die als US-Außengebiet zu Amerika gehörende Insel zerstört hatte – und die Regierung in Washington versagte. 3,7 Millionen Puerto Ricaner bekochte seine Organisation damals nach eigenen Angaben, mit Hilfe von 20.000 Freiwilligen vor Ort.

In seinem Buch "We Fed an Island: The True Story of Rebuilding Puerto Rico, One Meal at a Time" hat Andrés, der im Alter von 21 Jahren nach Amerika kam, seine Erfahrungen aufgeschrieben.

Auch in Haiti hatte er im Januar desselben Jahres nach Hurrikan "Matthew" geholfen, genauso wie in vielen anderen Krisengebieten. Auch solchen, die auf amerikanischem Festland liegen - und sogar in der US-Hauptstadt. In einer Art Pop-up-Café bot er Anfang 2019 freigestellten Regierungsbeschäftigten während des monatelangen "Shutdown" in Washington gesundes Essen an. Zehntausende nutzten das kostenlose Angebot, das aus mehreren Gängen bestand.

Aber nun befindet José Andres wieder in einem tatsächlichen Katastrophengebiet. Als einer der ersten verbreitete er am Dienstagmittag (Ortszeit) Luftbilder der gigantischen Zerstörungen auf den zu den Bahamas gehörenden Abaco-Inseln. Das Material sei "herzzerreißend", twitterte er. Und dass er hoffe, dass er am Nachmittag dort landen könne, "mit Sandwiches und Obst", um dann sofort seine Suppenküche aufzubauen. 10.000 Sandwiches werde er zubereiten, erklärte er.

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Langsam zeigt sich das Ausmaß der Zerstörung

Am Dienstag wurde langsam deutlich, wie katastrophal die Lage auf Abaco und der Insel Grand Bahama ist. Dort hatte der Hurrikan der gefährlichsten Kategorie 5 tagelang mit Windgeschwindigkeiten von fast 300 Stundenkilometern gewütet. Tausende Häuser zerstört, viele Straßen stehen unter Wasser, mindestens sieben Menschen wurden getötet und viele verletzt. Noch immer sind die Inseln weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten, daher wird es auch noch dauern, bis feststeht, wie schlimm es wirklich ist.

Die Tatsache, dass sich "Dorian" tagelang kaum von der Stellen bewegte – der Sturm ist der zweitlangsamste große Hurrikan, der jemals registriert wurde –, macht das Ausmaß der Zerstörung so verheerend. Auch am Dienstag zog der Hurrikan nur sehr langsam weiter, mit einem Tempo von lediglich vier Stundenkilometern. "Dorian" gilt als einer einer der stärksten jemals registrierten Tropenstürme im Atlantik. Und noch immer hat sich die Lage nicht beruhigt.

Ürerflutete Gebiete in Nassau, Bahamas
Ürerflutete Gebiete in Nassau, Bahamas

© Lucy WORBOYS/AFP

Der Regierungschef der Bahamas, Hubert Minnis, sprach von einer "historischen Tragödie" für die zwischen Kuba und Florida gelegene Inselgruppe, die eigentlich als Urlaubsparadies bekannt ist. Sicherheitskräfte würden "so schnell wie möglich" zum Katastropheneinsatz entsandt, kündigte der Regierungschef an. Wann das möglich ist, war unklar. Das Nationale Hurrikan-Zentrum der USA warnte, dass Winde auf Grand Bahama weiter gefährlich seien und neue extreme Überflutungen drohten.

"Dorian" zieht jetzt in Richtung USA

Das Rote Kreuz schätzte die Zahl der auf den Bahamas beschädigten oder zerstörten Häuser auf 13.000. Mindestens 61.000 Menschen sind nach UN-Schätzungen auf Lebensmittellieferungen angewiesen. Genau deswegen ist José Andrés vor Ort.

Unterdessen ist weiter unklar, wo "Dorian" genau als nächstes hinzieht. Von der Inselgruppe bewegte sich der Sturm am Dienstag langsam auf die Südostküste der USA zu. Er verlor dabei an Wucht und wurde vom Hurrikan-Zentrum auf die zweitniedrigste Stufe 2 herabgestuft.

Es könne sein, dass das Auge des Hurrikans das amerikanische Festland gar nicht erreiche, dennoch bleibe die Lage äußerst gefährlich, hieß es. Die Behörden warnten vor Sturmfluten und Überschwemmungen. Die Bundesstaaten Florida, Georgia und South Carolina ordneten Zwangsevakuierungen küstennaher Gebiete an. Mehrere Millionen Menschen waren davon betroffen.

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