zum Hauptinhalt
Bitte nicht hamstern. Verhaltensregeln für den Einkauf.

© Jens Kalaene/dpa

Da rollt was auf uns zu: Die zweite Hamsterwelle nimmt langsam Fahrt auf

Die Deutschen kaufen wieder verstärkt Nudeln, Mehl - und Klopapier. Wieso nur? Eine Betrachtung über Mangelerscheinungen.

Wir sind ja alle vernünftige Menschen – und würden deshalb nie, nie von uns aus Klopapier hamstern. Andererseits gibt es natürlich diese Idioten, die in den Supermärkten die Rollen an sich raffen, so viel sie nur können, ohne dass es dafür außer Gier einen Grund gäbe. Und weil das so ist, hamstern wir lieber mit, damit wir nachher nicht ohne dastehen. Ist das so etwa der Gedanke, der hinter dem Phänomen steht?

Die zweite Hamsterwelle scheint nun langsam Fahrt aufzunehmen. Jeder Zehnte, sagen die Meinungsforscher von YouGov, will in den nächsten Wochen wieder verstärkt zuschlagen bei Nudeln, Mehl und Klopapier. 

Warum Klopapier? Es überdauert im Schrank locker ein mittelschweres Armageddon, und jeder Mensch braucht es, sofern er nicht antike Reinigungstechniken mit Sand oder Kieselsteinen bevorzugt – ein unique selling point, wie es in der Marketing-Sprache heißt.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Den haben die in der Krise ebenfalls gern vom Markt gerafften Nudeln nicht, denn wenn sie nicht da sind, essen wir halt Kartoffeln oder Reis, pah. Oder Mehl – dabei ist ein Leben ohne Mehl im Schrank leicht möglich. 

Und warum Mehl?

Warum also Mehl? Es hat diese biblische, existenzielle Tiefe, die schon Jesus aufgefallen war: „Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“

Sauerteig, na ja. Heute nehmen wir im Haushalt Hefe, den nächsten Mangelartikel, und es drängt sich eine Theorie auf: Pizza ist inzwischen derart systemrelevant, dass die Menschen das Gefühl brauchen, sie sich notfalls selbst herstellen zu können. Was sie natürlich nie tun, denn es gibt Pizza auch in der Krise tiefgekühlt und ungehamstert in jedem Supermarkt.

Geht es wieder los? Ein leeres Toilettenpapier-Regal in einem Supermarkt.
Geht es wieder los? Ein leeres Toilettenpapier-Regal in einem Supermarkt.

© imago images/blickwinkel

Berge von Klopapier und Küchenrollen

Was tut der Handel gegen die Mangelfurcht? In Berliner Supermärkten scheinen die Manager suggestiv vorzugehen: Sie türmen richtige Berge von Klopapier und Küchenrollen auf, um den Verbraucher ruhig zu stimmen. Der Vorrat reicht mindestens bis zur Impfung, soll er denken, und nur das mitnehmen, was er wirklich braucht.

Wer hamstert? Es sind die besonders ängstlichen und die besonders gewissenhaften Menschen, wie die Schweizer Forscherin Lisa Garbe schon beim Abklingen der ersten Welle herausgefunden hat. Und wir wissen auch: Es hat überhaupt keinen Mangel gegeben. Klopapier, Hefe und Mehl waren da. 

Nur eben nicht in den Läden, sondern in den Lagern und den Lastern, die hektisch herumfuhren, weil die Lieferketten auf Hamsterkäufe nicht eingerichtet waren. Was das Klopapier angeht: Schauen Sie bitte einfach mal im Keller, ob die Rollen aus der ersten Welle nicht auch noch für die zweite reichen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false