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Gesetzt den Fall, "Um Himmels Willen" wäre vorab zu sehen: Müssen TV-Sender sich davor fürchten? Erpresser, die Serien kidnappen, setzen darauf. In den USA.

© Ursula Düren/dpa

Cyber-Kriminalität: Sie haben die Serie entführt!

In den USA kidnappen Hacker ganze TV-Serien und erpressen die Produzenten mit der Drohung ihrer Veröffentlichung. Was vom deutschen Fernsehgut hätte wohl Lösegeld-Potential? Ein Gedankenspiel.

Ob sie bei ARD, beim ZDF oder bei RTL zittern? Dass Hacker in die Sender-Server eindringen und die Digital-Dateien für den „Tatort“ oder „Die Rosenheim-Cops“ oder „Alarm für Cobra 11“ kidnappen? Um dann die Sender zu erpressen: Entweder zahlt ihr das geforderte Lösegeld oder wir stellen die Programme vor den Ausstrahlungsterminen ins Netz. Schluss mit der Spannung, Schluss mit den Quoten, Schluss mit dem Werbegeschäft!

Was so sonderbar klingt, entwickelt sich in den USA zum „Geschäftsmodell“. Ein Hacker oder eine Hackergruppe, die sich „TheDarkOverload“ nennt, hat sich bei einer Produktionsfirma, die für das Streamingportal Netflix arbeitet, illegalen Zugang verschafft und zehn frische Folgen der Serie „Orange is the New Black“ gestohlen. Danach wurde Netflix, das die fünfte Staffel von „OITNB“ am 9. Juni online stellen will, erpresst. Der Streamingdienst zahlte nicht, sondern schaltete die Strafverfolgungsbehörden ein. Die Retourkutsche von „TheDarkOverload“ folgte nur einen Klick später, jetzt kursieren die neuen Episoden der so teuren wie erfolgreichen Gefängnisserie im Web. Das Druckmittel ist klar: Jeder Klau, jede illegale Freischaltung gefährdet Reiz und Wert eines Netflix-Abos.

Die Hackergruppe droht bereits weiteren Portalen und Sendern, man verfüge über eine lange Liste von Serien und Filmen. „Wir spielen kein bloßes Spiel“, wurde auf Twitter geprahlt.

Wepper oder Merkel, Quiz oder "Tatort"?

Nur ein Gedankenspiel: Welches Fernsehprogramm Made in Germany hat Erpressungspotenzial? Ist da irgendwas, was dem „letzten heißen Scheiß“ wie „OITNB“ oder „House of Cards“ oder „Game of Thrones“ nahekommt? Die Aficionados der Mega-Serien werden bei dem Gedanken, dass so eine ARD-Harmlosigkeit wie „Um Himmels Willen“ gekidnappt wird, nur ganz müde lächeln – wenn sie den Erpressern nicht alles Gute wünschen.

Die Neujahrsansprache der Kanzlerin vielleicht? Okay, es muss auch schlechte Scherze geben. „Wer wird Millionär?“ Welcher Erpresser dafür in den Knast gehen will, der hat schon das Sudoko auf Level null nicht geknackt.

Aber doch, es gibt das geheiligte Programm im deutschen Fernsehen – den Krimi. Jeder Rezensent, der den „Tatort“ spoilert, muss Minimum mit sehr bösen Mails rechnen. Und deswegen bietet sich diese hammerharte Frage an: Welcher „Tatort“ wäre Ihnen denn das höchste Lösegeld wert? Münster, München oder Maria Furtwängler? Joachim Huber

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