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Jeremy Corbyn, neuer Chef der Labour Party in Großbritannien.

© AFP

Chef der Labour Party verweigert Zeremonie mit der Queen: Jeremy Corbyn beugt sich nicht

Jeremy Corbyn, neuer linker Chef der Labour Party, weigert sich, vor der Queen niederzuknien.

Wenig ist über die Zeremonie bekannt. Sie findet hinter verschlossenen Türen statt und die Beteiligten sind zum Schweigen verpflichtet. Sinkt man bei der Einführung in den Kronrat der Queen, den „Privy Council“, auf die Knie und küsst die Hand der Königin? Oder geht man nach dem Eidesschwur nur leicht in die Knie, berührt ihre Hand mit den Lippen. Oder ist es ganz anders, wie der frühere Labour-Vizepremier John Prescott behauptet: „Man hüpft. Man fängt an zu hüpfen und hüpft von einem Stuhl zum anderen.“

Wie immer – der neue britische Labourführer Jeremy Corbyn hat sich nach langem inneren Ringen entschlossen, kein Risiko einzugehen und verweigert die Zeremonie. „Corbyn brüskiert die Queen“, meldet der „Daily Telegraph“ exklusiv. Der Labourchef habe die Einladung, in den Kronrat eingeführt zu werden, unter Hinweis auf wichtigere Termine ausgeschlagen.

Es ist nicht der erste Zusammenstoß des eisernen Anti-Monarchisten mit dem Protokoll. Zwar will er Premierminister werden, aber einen Anzug hat sich der Alt-Revoluzzer immer noch nicht gekauft. Für Schlagzeilen und Empörung sorgte er, als er, vermutlich aus republikanischer Gesinnung, das Absingen der Nationalhymne „God save the Queen“ verweigerte. Nach einem Aufschrei nationaler Empörung musste er versichern: „Ich liebe Großbritannien“.

Jeremy Corbyn zählt die Hisbollah und die Hamas zu seinen Freunden

Offenbar ist es das Knien (oder Hüpfen), das ihm Probleme macht, nicht der Eid. Die seit Jahrhunderten unveränderte Eidesformel verpflichtet nicht nur zur Geheimhaltung, sondern dazu, dem Monarchen „in allen Dingen Ansicht und Meinung zu sagen, nach Herzen und Gewissen“ – und damit dürfte Corbyn kaum Probleme haben. „Die Queen hat sich immer über die Politik gestellt. Aber Corbyn scheint seine Politik über die Queen stellen zu wollen“, kritisierte ihn der Konservative Alain Duncan, ein Mitglied des Kronrats.

Einige machten sich Gedanken, ob man dem Linken, der dreißig Jahre von den Hinterbänken Dauerprotest machte, überhaupt die im Privy Council behandelten Staatsgeheimnisse anvertrauen dürfe. Corbyn lehnt die britische Atomwaffe ab, will die Streitkräfte drastisch reduzieren, die Monarchie abschaffen und führt vertrauten Umgang mit Organisationen, die von westlichen Verfassungsdiensten als Terroristen und Staatsfeinde eingestuft werden – wie Hisbollah, Hamas oder einst die IRA.

Am Mittwoch attackierte der konservative Premier David Cameron den Labourchef als Staatsfeind: „Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Mann unserem Land seine die Sicherheit bedrohende, mit Terroristen sympathisierende, Großbritannien hassende Ideologie aufzwingt“, sagte er unter dem lauten Beifall der Tories auf ihrem Parteitag, der derzeit stattfindet.

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