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Doppelwinkel in Anmarsch: Mit breiter Brust die SUV-Welt neu definieren.

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C5 Aircross: Auf die bequeme Tour

Mit dem C5 Aircross zeigt Citroen, wie man mit pragmatischen Ideen einen komfortablen und familienfreundlichen SUV auf die Straße bringt.

Keine gute Idee, sagt der Arzt und schüttelt streng den Kopf. Mit einer schmerzhaften Rippenprellung ins Offroad-Gelände zu gehen und durchgerüttelt werden, dass wird weh tun. Zweifellos ein guter Rat. Außer man fährt den neuen C5 Aircross, darf man dem Arzt seines Vertrauens entgegnen. Da, wo die glatte Piste aufhört und die Schlaglöcher immer tiefer werden, zeigt der C5, dass seine neuartige Advanced Comfort Federung tatsächlich mit den aufwändigen Hightech-Lösungen der automobilen Oberklasse mithalten kann. Die rein mechanisch-hydraulische Kolbenfederung, einst entwickelt für den Offroad-Motorsport, schluckt die Stöße der Querrillen und üblen Schlaglöcher jedenfalls ebenso spursicher und gutmütig wie die Maulesel am Wegesrand im Nirgendwo des marokkanischen Atlasgebirges, wo Citroen sein neuestes Modell vorstellte. Schon beim Rütteltest merkt man, es geht Citroen nicht um knallharte Sportlichkeit, sondern um Komfort. Ja, pragmatisch-technische Lösungen, das kennzeichnet diesen SUV, mit dem Citroen ab Jahresbeginn 2019 in seiner Klasse die Konkurrenz wie den VW Tiguan angreifen möchte. Ziemlich spät sind die Franzosen damit dran; den SUV-Trend haben sie sehr lange verschlafen. Mit der neuen Markenstrategie, die es seit vier Jahren gibt, hat sich das geändert. Fünf neue Modelle in eineinhalb Jahren zeigen, dass der französische Autobauer inzwischen hellwach ist. Und der Zuwachs der Verkaufszahlen, mit denen Citroen über dem Branchendurchschnitt liegt, ist Beleg dafür, dass offenbar einiges richtig gemacht wird. Seit dem Start der Limousine C3 etwa wurden bereits 420 000 Autos verkauft, und auch der kleinere SUV C3Aircross fand in einem Jahr bereits 120 000 Käufer.

Selbstbewusst mit dicken Muskeln

Ein stolzes Design versprechen die Designer der Marke mit dem Doppelwinkel am Kühler. Und selbstbewusst kommt der C5 Aircross in der Tat daher; für manchen Geschmack eventuell etwas zu muskelbetont, was die massiv-aggressive Frontpartie angeht. Die beiden Querriegel mit den zweigeteilten LED-Leuchten – oben Tagfahrlicht und Blinker – in der steilen Front betonen noch die Massivität des 1,84 Meter breiten Fahrzeugs. Auch durch die beiden ziemlich bullig wirkenden Lufteinlässe darunter wird das kraftvolle Design betont. Gegenüber der robusten Front wirkt die Heckpartie mit den hoch positionierten LED-Rückleuchten mit 3D-Effekt fast zurückhaltend, so wie auch die durchaus gelungene Seitenlinie, bei der die hinteren Radkästen betont werden, die französische Elegance spüren lässt. Und für das raue Gelände – ob im Offroad-Gefilden oder dem dellenträchtigen Stadtverkehr – helfen die Kunststoffverkleidungen der Radkästen und die flächigen Airbumps an den Längsseiten. Wobei die zusätzlich angebrachten, farblich abgesetzten Applikationen zwar ein Hingucker sind, trotzdem aber nicht jedem gefallen werden.

Drei Einzelsitze in der zweiten Reihe

Dass Citroen viel auf alltagstaugliche Lösungen setzt, ist zu merken, sobald die Türen geschlossen sind. Der C5 Aircross präsentiert sich zwischen obligatorischer Dachreling und 230 Millimeter Bodenfreiheit enorm geräumig und variabel. Citroen zeigt auch hier der Konkurrenz, dass man als Nachzügler aus einem Nachteil einen Vorteil machen kann, indem man die Schwachstellen des SUV-Konzepts verbessert. Dazu gehört zweifellos der bei SUVs zuweilen ziemlich kleine Kofferraum. Der C5 Aircross soll mit Komfort punkten und zugleich ein Familien-SUV sein. Drei gleich breite Einzelsitze in der zweiten Reihe, jeder einzeln verschiebbar oder ganz umklappbar, machen aus dem Aircross ein Raumwunder. So können bis zu 1,90 Meter lange Gegenstände eingeladen werden, und trotzdem noch zwei Personen auf der Rückbank untergebracht werden. Werden alle Sitze umgeklappt, wächst das Gepäckvolumen im Handumdrehen von 580 auf 1630 Liter – so viel schafft in dieser Klasse niemand. Im großzügigen Innenraum kommen auch noch 33 Liter Ablagevolumen hinzu – etwa das geräumige Fach in der massiven Mittelkonsole. Übrigens serienmäßig mit Kühlung für die Getränke. Am Armaturenbrett – mit den acht symmetrisch angeordneten Lüftungsauslässen eher praktisch als besonders französisch-filigran ausgelegt – finden sich neben dem elektronischen Kombigerät mit 12-Zoll-Bildschirm überm Lenkrad auch ein querliegender 8-Zoll-Touchscreen über der Mittelkonsole. Eine Berührung reicht aus, um sämtliche Fahrzeugparameter, die Media-Funktionen, das umfangreiche Konnektivitätsangebot, die Klimaanlage oder die Navigation zu steuern. Auch das Smartphone, das in der Ladeschale induktiv aufgeladen wird, kann über den Touchscreen bedient werden.

Mit drei Zylindern ins Gelände

Der C5 Aircross geht mit zwei Benzinern und drei Selbstzündern mit 130 oder 180 PS an den Start – die alle der neuen Euro6d-Temp-Schadstoffnorm entsprechen. Auch die Verbrauchswerte wurden nach der WLTP-Norm ermittelt, die den realen Fahrbetrieb berücksichtigt.

Zwischen Dachreling und Airbumps geht es drinnen komfortabel zu.
Zwischen Dachreling und Airbumps geht es drinnen komfortabel zu.

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Der kleine Benziner, aus drei Zylindern seine 130 PS holt, und der kleine Diesel werden nur mit einer Sechsgang-Handschaltung angeboten. Alle anderen Motoren gibt es mit einem 8-Gang-Automatikgetriebe, das sich bei Testfahrten als ausgesprochen gut abgestimmt und weich schaltend erwies. Citroen plant außerdem für 2020 einen Plugin-Hybrid an, der eine rein elektrische Reichweite von 60 Kilometern haben soll. Ab 2025, so verspricht Citroen, soll dann die gesamte Modellflotte elektrisch angetrieben werden.

Allrad ist nicht im Angebot

Mit den 180 PS unter der Haube ist der viereinhalb Meter lange und vollbeladen knapp zwei Tonnen schwere C5 ausreichend motorisiert. Benziner wie Diesel präsentieren sich insbesondere im Sportmodus mit einen kräftigen Antritt. Angesichts der Charakters als komfortabler Familien-SUV irritieren am Lenkrad die überflüssigen Schaltwippen ein wenig. Angegeben werden für den Benziner 5,7 Liter Verbrauch, der aber im Gebirge und jenseits fester Straßen schnell in die Höhe geht. Der Diesel dröhnt zwar, wenn man neben der Motorhaube steht, wie ein kleiner Lastwagen. Im Fahrbetrieb aber zeigt er sich – auch unterstützt von serienmäßigen doppelten Verbundglas-Scheiben und dem gut gedämmten Motorraum – als sehr laufruhig und kultiviert. Da muss man schon sehr abrupt auf das Gaspedal steigen, damit die Maschine knurrig wird. Anders als beim Benziner, wo im Eco-Modus auch ein spritsparendes Segeln mit ausgekuppeltem Motor möglich ist, wird der Diesel im Eco-Modus kräftemäßig schlagartig ziemlich schlapp.

Über dem eigenwillig geformten Schalthebel geht es am Armaturenbrett eher konventionell zu.
Über dem eigenwillig geformten Schalthebel geht es am Armaturenbrett eher konventionell zu.

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Einen Allrad-Antrieb hat Citroen nicht im Angebot – dafür aber mit „Grip Control“ eine pfiffige Idee für extremes Gelände. Vier Fahrzustände – von Schlamm bis Schnee –<TH>können per Drehknopf eingestellt werden. Bei dieser Traktionskontrolle werden die vier Räder über die Bremsen angesteuert, um den Wagen verlässlich in der Spur zu halten.

Komfortable Sitze und halbautonomer Fahrbetrieb

Citroen bietet daneben bis zu 20 verschiedene Fahrassistenz- und Sicherheitssysteme an. Im Paket Highway Driver Assist präsentiert sich der Aircross gut gerüstet für das halbautonome Fahren. Mit der Spurhalte-Kontrolle, selbstständigem Abstandhalten zum Vordermann, abbremsen bis zum Stillstand und erneuter Beschleunigung sowie selbstständigem Lenkverhalten eignet sich das System hervorragend für ein entspanntes fahren auf Autobahnen. Auf nur knapp neben der Fahrbahn stehende Fahrzeuge oder auf genügend Sicherheitsabstand gegenüber Radfahrern reagiert der C5 im halbautonomen Modus freilich nur unzureichend. Nicht nur deswegen ist die Aufforderung im Display, die Hände immer eingriffsbereit am Steuer zu haben, ausgesprochen sinnvoll.

Versuchs mal mit Gemütlichkeit - im SUV nicht selbstverständlich.
Versuchs mal mit Gemütlichkeit - im SUV nicht selbstverständlich.

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Zum formidablen Dämpfungsverhalten des C5Aircross auf Strecken jenseits des glatten Asphalts tragen auch die hervorragenden „advanced comfort“ Sitze bei. Die allerdings gehören leider nicht zur Grundausstattung, sondern kosten 1100 Euro extra. Der attraktive Basispreis von 23 290 Euro klettert durch viele nützliche Extras in den vier Ausstattungspaketen rasch in die Höhe; der gefahrene Pure Tech 180 Stop&Start kostet in voller Ausstattung schon 36 690 Euro.

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