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Aheda Zanetti in ihrer Boutique in Chester Hill, Sydney

© dpa

Boomendes Burkini-Geschäft: Burkini-Erfinderin sieht den Ganzkörperbadeanzug als Zeichen der Freiheit

In Europa wird heftig über ein Burkini-Verbot am Strand debattiert. Die australische Erfinderin berichtet nun, dass das ihrem Geschäft gut tut. Inzwischen kämen immer häufiger auch Anfragen von Nicht-Muslima.

Aheda Zanetti​s Geschäft brummt: In den vergangenen acht Jahren hat die australische Modedesignerin und Erfinderin des Burkinis rund 700.000 Stück des momentan umstrittenen Ganzkörperbadeanzugs verkauft. Und seit den weltweiten Debatten hat sie noch mehr Anfragen als sonst.

Burkini: Kein ungewöhnliches Bild in Australien

Burkinis – zusammengesetzt aus Burka und Bikini – sind zweiteilige Schwimmanzüge, die all das verhüllen, was muslimische Frauen aufgrund ihres Glaubens nicht zur Schau stellen wollen. In ihrem Heimatland Australien fallen sie an den Stränden gar nicht sonderlich auf, denn auch ohne muslimischen Glaubens verhüllen sich viele Badende mit langärmligen Bade-T-Shirts und längeren Badehosen, um sich vor der intensiven australischen Sonne zu schützen.

Die derzeitige Diskussion in Europa, wo Burkinis von einigen südfranzösischen Städten vom Strand verbannt wurden, heizt das Geschäft in Australien nun an. Die weltweite Aufmerksamkeit beschert der australischen Designerin, die einst im Libanon geboren wurde, inzwischen Anfragen aus aller Welt. Rund 45 Prozent davon sind nach Schätzungen von Aheda Zanetti dabei von Nicht-Musliminnen, wie sie der lokalen Tageszeitung Sydney Morning Herald sagte. Eine Kundin aus Kalifornien schrieb ihr beispielsweise, dass ein Burkini für sie ideal sei, da sie Hautkrebs gehabt habe und deswegen nicht mit einem klassischen Badeanzug an die Sonne gehen könne.

Designerin: Neue Regeln in Frankreich sind „Unsinn“

Vor allem weil auch viele Nicht-Musliminnen den Zweiteiler tragen, hält die Burkini-Erfinderin Zanetti die neuen Regeln in Frankreich für „Unsinn“. „Sie haben nicht genug darüber nachgedacht“, sagte sie. „Sie nehmen ein Stück Stoff und machen es zum Politikum.“ Anders als in Frankreich hat das Kleidungsstück in Australien die Kulturen eher zusammengebracht. Als 2005 rassistisch motivierte Aufstände in Cronulla, einem Strandort im Süden Sydneys, die multikulturelle Gesellschaft des Landes erschütterten, warben die australischen Surfclubs bewusst um muslimische Rettungsschwimmer – Männer wie Frauen – um eine „Brücke zwischen den Gemeinschaften“ zu bilden. Für die Frauen designte man einen speziellen Burkini in den Farben der australischen „Surf Lifesaver“.

Mecca Laalaa Hadid war 2006 die erste muslimische Australierin gewesen, die als Rettungsschwimmerin ausgebildet wurde, und die den Strand in solch einem Burkini patrollierte. „Es ging damals auch darum, mehr Bewusstsein zu schaffen“, erklärte sie später in einem Interview für das Powerhouse Museum in Sydney. „Viele Leute hatten noch nie muslimische Männer und vor allem muslimische Frauen getroffen und sie dachten wahrscheinlich, dass wir ungebildet sind und Sklaven in unserem Zuhause.“ Das Programm habe dazu beigetragen, dieses Bild in der Gesellschaft zu verändern.

Ihr selbst habe der Schwimmanzug dabei vor allem Freiheit gegeben. Zuvor war sie in langen Baumwollhosen und einem langärmligen T-Shirt schwimmen gegangen. Das sei kein Spaß gewesen: „Der Burkini fühlt sich angenehm an und ist UV-resistent.“ Mit einem Burkini könne sie jetzt viel besser schwimmen.

Genau das wollte auch die Erfinderin des Ganzkörperbadeanzugs erreichen. Ein Burkini soll laut Zanetti muslimischen Frauen mehr „Freiheit, Flexibilität und Selbstverstrauen“ geben. „Er steht nicht für Elend, Folter und Terror.“

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