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Der emeritierte Papst Benedikt XVI spricht von einem Missverständnis.

© Daniel Karmann/dpa

Update

Ärger um Benedikt-Äußerung: Ex-Papst will nicht mehr Co-Autor von umstrittenem Buch sein

Ein Buch wird als Affront gegen den aktuellen Papst Franziskus gewertet. Sein Vorgänger Benedikt geht nun auf Distanz zu dem Werk.

Der frühere Papst Benedikt XVI. will nicht mehr der Co-Autor eines umstrittenen Buchs sein. In dem Buch hatte sich Benedikt zum Zölibat geäußert und damit im Vatikan für Aufregung gesorgt.

Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein sagte italienischen Medien, dass Benedikt nicht als Co-Autor eines entsprechenden Buches auftreten wollte. Er habe den Verlag auf Wunsch Benedikts angewiesen, dessen Unterschrift zu entfernen, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa den deutschen Kurienerzbischof am Dienstag. Benedikt habe weder einer Co-Herausgeberschaft zugestimmt noch den Buchtitel vorab gesehen. „Es hat sich um ein Missverständnis gehandelt.“

Im Namen Benedikts und des konservativen Kardinals Robert Sarah sollte diesen Mittwoch das Buch „Des profondeurs de nos coeurs“ (übersetzt: „Aus den Tiefen unserer Herzen“) erscheinen. Darin warnen die beiden vor einer Aufweichung des Zölibats. Sarah hatte sich gegen „außerordentlich schwere Verleumdungen“ gewehrt, dass er Benedikt manipuliert habe, und veröffentlichte einen Briefwechsel mit dem deutschen Ex-Pontifex.

Sarah kündigte nach der Klarstellung von Benedikt auf Twitter an, dass das von ihm herausgegebene Buch „in künftigen Ausgaben“ nur noch unter seinem Namen erscheinen werde. Der Text werde nicht verändert, sondern mit dem Zusatz „unter Mitarbeit von Benedikt XVI.“ veröffentlicht.

Fraglich blieb damit, ob das Buch „Aus der Tiefe unserer Herzen“ wie geplant in Frankreich unter dem Namen der beiden angeblichen Autoren erscheint, bevor es im kommenden Jahr auch auf Deutsch veröffentlicht wird.

In dem Buch steht ein Text von Benedikt über das Priestertum. Diesen Artikel habe der emeritierte Papst im Sommer 2019 geschrieben, sagte Gänswein. Diesen habe Benedikt XVI. Sarah auf dessen Bitten zur freien Verfügung gegeben. Er habe auch gewusst, dass der Text in einem Buch erscheinen solle. Benedikt XVI. sei aber nicht über die tatsächliche Form und Aufmachung des geplanten Buches informiert gewesen, ergänzte Gänswein.

Affront gegen Franziskus

Das Buch wird vor allem im Vatikan als Affront des ehemaligen Papstes gegenüber seinem Nachfolger Franziskus gewertet. Denn dieser will in Kürze ein sogenanntes postsynodales Schreiben veröffentlichen, in dem es auch um die Ehelosigkeit von Priestern gehen soll.

Dass sich der Ex-Pontifex noch vor dem amtierenden Katholiken-Oberhaupt zu so einem heiklen Thema äußert, werteten Theologen und Kirchenexperten als Grenzüberschreitung. Denn Benedikt hatte nach seinem Rücktritt im Februar vor sieben Jahren Zurückhaltung und ein stilles Leben im Gebet gelobt. (dpa, KNA, epd)

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