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Uhren von Mikrowelle sollen demnächst wieder verlässlich sein.

© Franziska Gabbert/dpa

Abweichung im Stromnetz behoben: Radiowecker und Mikrowellen-Uhren gehen bald wieder richtig

Radiowecker und Mikrowellen-Uhren gehen seit Wochen nach - wegen einer Unterversorgung im Stromnetz. Nach internationalem Druck soll die inzwischen behoben sein.

Der Spuk ist vorbei, schon bald dürften die Menschen in Europa sich wieder auf die Zeitangabe ihrer Radiowecker und Backofenuhren verlassen können. Bis zu sechs Minuten waren die sonst verlässlichen Alltagsbegleiter in den vergangenen Wochen plötzlich nachgegangen. Die Ursache war kurios, ein politischer Streit auf dem Balkan: Ein Netzbetreiber im Kosovo war wegen politischer Unstimmigkeiten mit Serbien seinen Verpflichtungen zur Stromeinspeisung nicht nachgekommen. Doch der serbische Netzbetreiber Elektromreza Srbije (EMS) gab nun Entwarnung. Seit dem 3. März halte das Kosovo die Standards wieder ein, hieß es in einer Erklärung.

Anders als Quarz- oder Funk-Uhren beziehen einfache Synchron-Uhren, ihren Takt aus der normalerweise immer konstant bleibenden Frequenz im Stromnetz. Diese liegt in Kontinentaleuropa bei fast genau 50 Hertz. Wenn es stärkere Frequenzabweichungen gibt, etwa wenn deutlich mehr Strom für Heizung im Winter genutzt wird, gleichen die Netzbetreiber die Differenz zum Schnittwert in der Regel durch höhere Einspeisung sofort aus. Dafür werde generell eine bestimmte Regelleistung an Energie vorgehalten, erklärte Heike Kerber vom Forum Netztechnik/Netzbetrieb im Elektronik-Verband VDE. Auf diese Weise gibt es höchstens Schwankungen um ein paar hundertstel Hertz.

Wie der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E diese Woche mitteilte, sei es in den vergangenen Wochen aber zu einer Unterversorgung im Stromnetz gekommen. Als Grund gab der Verband politische Unstimmigkeiten zwischen dem Kosovo und Serbien an und forderte eine umgehende Klärung des Konflikts. Das vorwiegend von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich vor zehn Jahren von Serbien abgespalten und wird inzwischen von über 110 Staaten weltweit als selbstständige Republik anerkannt. Serbien will dagegen seine frühere Provinz zurück haben. In der ENTSO-E ist wegen der politischen Spannungen der Kosovo derzeit kein offizielles Mitglied.

Nach Angaben des serbischen Betreibers EMS hat der Netzbetreiber KOSTT im Kosovo seit Mitte Januar unkontrolliert Energie aus dem Synchronbereich von Kontinentaleuropa ohne Genehmigung entnommen. Damit habe KOSTT eindeutig gegen Normen und Standards verstoßen, kritisiert der Betreiber. Auf internationalen Druck hin habe der Kosovo die Entnahme beendet. Als Verantwortliche des Kontrollbereichs habe EMS nun alle Ressourcen bereitgestellt, um das Problem zu lösen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am Donnerstag berichtete, soll der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) kommende Woche vor Ort als Vermittler die Wogen glätten.

Durch die im Januar und Februar nicht erfolgte Korrektur fehlten nach Angaben der ENTSO-E bis zu 113 Gigawattstunden (GWh) an Energie im Netz. Es müsse nun geklärt werden, wer für den Verlust aufkomme. Betroffen waren insgesamt 25 Länder in Europa, darunter auch Deutschland. Die Versorgungssicherheit sei aber zu keiner Weise beeinträchtigt gewesen, sagte Kerber. Bis alle Uhren wieder im Takt sind, könne es aber noch mehrere Wochen dauern. „Wenn die 50 Hertz im Netz erreicht sind, wirkt sich das nicht sofort auf die Uhren aus.“

Alternativ können Nutzer ihre Uhren aber auch manuell auf die richtige Zeit einstellen. Nach Erreichen der normalen Frequenz ist dann aber eine weitere Korrektur nötig. Oder man erfreut sich bis dahin über die Erkenntnis, wie „vernetzt“ selbst die einfachsten Zeitmesser sein können. (dpa)

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