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Sind einander nicht mehr besonders grün: Spaniens König Juan Carlos und Königin Sofia.

© Claudio Onorati/dpa

80. Geburtstag: Juan Carlos - der gefallene Held

Spaniens Monarchie feiert den 80. Geburtstag des alten Königs. Dessen Ruf hat nach zahlreichen Affären mächtig gelitten.

Die Zeiten, in denen Spaniens Hof zu prunkvollen und teuren Festen einlud, sind vorbei. Deswegen geht auch der Wunsch des alten Königs Juan Carlos nicht in Erfüllung, seinen 80. Geburtstag an diesem Freitag ähnlich groß zu feiern, wie es im vergangenen Jahr Norwegens König Harald tat.

Harald hatte anlässlich seines runden Geburtstages zu einer Riesenparty nach Oslo geladen, zu der die Adeligen aus ganz Europa einflogen. In Madrid ist Bescheidenheit angesagt: Aus Sorge, dass ein luxuriöses Geburtstagsfest beim Volk nicht gut ankommen und den angeschlagenen Ruf der Monarchie weiter beschädigen könnte, wird die Königsfamilie den 80. nur im kleinen Kreis feiern.

Im spanischen Königshaus hat Felipe VI., der 49-jährige Sohn von Juan Carlos, das Sagen. Juan Carlos war im Juni 2014 nach 39 Jahren auf dem Thron abgetreten, den Königstitel durfte er aber behalten. Es war ein nicht ganz freiwilliger Abschied: Nach zahlreichen Affären und wachsenden gesundheitlichen Problemen war der Druck auf Juan Carlos immer größer geworden. Umfragen zeigten, dass die Bürger nicht mehr hinter ihm standen. Damals war er 76 Jahre alt.

Das Ende seiner Amtszeit als königlicher Staatschef leitete eine luxuriöse Elefantenjagd im afrikanischen Botswana im Jahr 2012 ein. Dort brach sich Juan Carlos bei einem Stolperunfall nicht nur die Hüfte, sondern war auch noch mit einer Frau unterwegs, die nicht seine Ehefrau und Königin Sofía war. Die geheimnisvolle blonde Begleiterin, die von Spaniens Medien als „innige Freundin“ beschrieben wurde, entpuppte sich als die 30 Jahre jüngere Deutsche Corinna zu Sayn-Wittgenstein.

Während die Spanier darbten, jagte der König Elefanten

Es war eine Luxusaffäre, die auf dem Höhepunkt der spanischen Wirtschaftskrise explodierte, also zu einer Zeit, als Millionen Familien in Spanien den Gürtel immer enger schnallen mussten. Die Empörung über den König, der mit seiner mutmaßlichen Liebschaft auf Großwildjagd geht, während viele Bürger Mühe hatten, über die Runden zu kommen, war entsprechend groß. Juan Carlos musste damals öffentlich Abbitte leisten: „Es tut mir sehr leid. Ich habe mich geirrt. Das wird nicht mehr vorkommen.“

Seitdem berichten Spaniens Medien offen darüber, dass Juan Carlos schon immer ein Schürzenjäger und untreuer Ehemann gewesen sein soll. Informationen über uneheliche Kinder tauchten auf, die aber nie bestätigt wurden. Tatsache ist jedenfalls, dass Juan Carlos und Königin Sofía, die im November ebenfalls 80 wird, heute getrennte Wege gehen. Die Ehe zwischen den beiden gilt als zerrüttet, auch wenn es nicht zur formellen Scheidung kam. Nur zu protokollarischen Anlässen treffen die beiden noch zusammen.

Die Berichte über Juan Carlos’ Eskapaden ließen das Bild vom vorbildlichen König, als der er früher einmal galt, bröckeln. Dabei sind seine Verdienste um die Demokratie Spaniens unbestritten. Spaniens ehemaliger Rechtsdiktator Francisco Franco hatte Juan Carlos schon 1969 zum Nachfolger als Staatschef bestimmt. Als Juan Carlos 1975, nach Francos Tod, das höchste Staatsamt übernahm, nutzte er die Chance und führte Spanien in die Demokratie.

Das Volk rief ihn spöttisch "Juan Carlos der Kurze"

Dabei hatte ihm anfangs kaum jemand Erfolgschancen eingeräumt: „Juan Carlos der Kurze“, rief ihn das Volk. Doch der junge König überraschte durch Besonnenheit und schaffte es, den Widerstand des Franco-Lagers gegen die Demokratisierung zu überwinden. Die von Juan Carlos eingesetzte Übergangsregierung organisierte 1977 freie Wahlen, wenig später wurde eine Verfassung verabschiedet. Nur einmal stand die Demokratisierung Spaniens auf der Kippe: Am 23. Februar1981 stürmte ein Trupp der Guardia Civil, der früheren Franco-Polizei, mit gezogenen Pistolen das Parlament. Die Putschisten erklärten die Regierung für abgesetzt, ein Teil des Militärs sympathisierte mit den Umstürzlern. Der König zog daraufhin seine Generalsuniform an und forderte die Putschisten in einer Fernseh-Ansprache auf: „Im Interesse Spaniens befehle ich Ihnen, die Einheiten zurückzuziehen.“ Das Militär gehorchte – der Aufstand brach zusammen.

Seit 1962 mit Prinzessin Sofia verheiratet

Juan Carlos de Borbón kam am 5. Januar 1938 in Rom zur Welt, wo seine Eltern zusammen mit seinem Großvater Alfonso XIII. im Exil lebten. Er studierte Politik, Wirtschaft und Philosophie. 1962 heiratete er Prinzessin Sofía von Griechenland. Juan Carlos und Sofía haben drei Kinder: Elena, Cristina sowie Felipe, Spaniens heutigen König.

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