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Sofia, eine Urenkelin des deutschen Kaisers Wilhelm II, ist das beliebteste Mitglied des spanischen Königshauses. Sagt eine Umfrage.

© Henning Kaiser/dpa

80. Geburtstag: Die Bürgerkönigin

Sofia von Spanien, die Monarchin im Ruhestand, wird 80 Jahr alt. Die Verfehlung und Skandale ihrer Familie haben ihrem Ruf nichts anhaben können

Minutenlanger Applaus brauste auf, als Spaniens frühere Königin dieser Tage zu einer Festveranstaltung ins Opernhaus Madrids kam. "Hoch lebe Sofia", riefen die Menschen. In den letzten Jahren ist sie durch ihr Engagement zu Spaniens Mutter der Nation geworden. An diesem Freitag wird sie 80 Jahre alt. Auch wenn sie als Königin im Ruhestand weniger im Rampenlicht steht, fliegen ihr die Herzen vieler Menschen zu. Sie ist das beliebteste Mitglied des spanischen Königshauses, das bestätigte die neueste Adelsumfrage der Zeitung ABC. Die vielen Skandale, die den Hof in den letzten Jahren erschütterten, konnten Sofias gutem Ruf wenig anhaben – wohl vor allem deshalb, weil ihr selbst keine Verfehlungen angelastet wurden.

Davon gab es in ihrem Umkreis reichlich. So viele, dass Sofias Ehemann, der damalige König Juan Carlos, im Sommer 2014 seinen Rückzug antreten und die Macht an seinen Sohn Felipe übergeben musste. Außereheliche Liebesabenteuer, luxuriöse Elefantenjagden und Korruptionsvorwürfe hatten das Ansehen Juan Carlos’ auf einen Tiefpunkt sinken lassen. Hinzu kam die Verwicklung seines Schwiegersohns Iñaki Urdangarin in einen Millionenbetrug, für den dieser inzwischen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden ist.
Mit dem Abtritt Juan Carlos’ rückte auch Sofia in die zweite Reihe und machte Platz für Königin Letizia, die Frau des Thronfolgers Felipe VI. Doch Sofia gab ihr gesellschaftliches Engagement nicht auf. Als Vorsitzende der Königin-Sofia-Stiftung setzt sie sich weiterhin für eine bessere und ökologischere Welt ein. Sie wolle Spanien nützlich sein, sagt sie. Juan Carlos, der im Januar 80 wurde und gesundheitlich angeschlagen ist, verschwand dagegen weitgehend aus der Öffentlichkeit.

Im vergangenen Sommer machte Spaniens betagte, aber agile Königin auf der spanischen Urlaubsinsel Menorca bei einer öffentlichen Säuberungsaktion am Strand mit. In Turnschuhen und Jeans half sie als eine von 2000 Freiwilligen, jenen Plastikmüll einzusammeln, der zunehmend die Küste und das Meer verschandelt und zu einem immer größeren Problem wird.

"Das muss man mit eigenen Augen gesehen haben", sagte sie. Sie war sichtlich erschüttert von den großen Müllmengen, die an den Stränden antreiben. "Ich will die Dinge nicht nur vom Büro aus betrachten", erklärte sie und stopfte zusammen mit anderen Freiwilligen alte Mineralwasserflaschen, Plastiktüten und sonstige Strandabfälle in große gelbe Mülltüten. Solche Szenen nähren das Bild einer bürgernahen Monarchin, die auch mit anpackt.

Vor allem Sofías eiserner Disziplin ist es zu verdanken, dass Spaniens Königsfamilie lange Zeit als perfekt galt und Familienkrisen nicht an die Öffentlichkeit gelangten. Doch hinter der schönen Fassade gab es schon lange Probleme. Heute ist es zum Beispiel ein offenes Geheimnis, dass Sofia und Juan Carlos nur noch in der Theorie ein Paar sind. In Wirklichkeit leben die beiden schon viele Jahre getrennt und sehen sich nur noch selten.

Sofia kam 1938 als Tochter des früheren griechischen Königs Paul I. in der Nähe von Athen auf die Welt. Sie ist eine Urenkelin des deutschen Kaisers Wilhelm II. und spricht, seit einer Ausbildung in dem deutschen Elite-Internat Schloss Salem am Bodensee, gut Deutsch.

Ihren Ehemann Juan Carlos traf die junge griechische Prinzessin im Jahr 1954 auf einer Kreuzfahrt. 1962 heirateten die beiden, 1975 wurde Sofia mit Juan Carlos’ Krönung zur Königin. Sie lernte schnell Spanisch, konvertierte von der griechisch-orthodoxen zur katholischen Kirche und fühlt sich heute, wie sie versichert, "zu 100 Prozent als Spanierin".

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