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Silvia Renate Sommerlath kam am 23. Dezember 1943 in Heidelberg als Tochter eines Deutschen und einer Brasilianerin auf die Welt.

© imago/IBL

75. Geburtstag der gebürtigen Deutschen: Königin Silvia von Schweden - volksnah und unprätentiös

Es war eine Sensation, als die bürgerliche Deutsche Silvia Sommerlath Schwedens König heiratete. Heute ist sie überaus beliebt. Am Sonntag wird sie 75.

Sie ist Deutsche, dazu noch bürgerlicher Abstammung – und dennoch in Schweden überaus beliebt. Auf der Beliebtheitsskala der Königsfamilie rangierte sie in den vergangenen Jahrzehnten meist an erster Stelle – nur hin und wieder verdrängt von ihrer ältesten Tochter Victoria. In Deutschland kennen viele sie noch als Silvia Sommerlath, die Hauptfigur des Sommermärchens von 1972. Damals liefen in München die Olympischen Spiele, Silvia war 28 Jahre alt und der Kronprinz von Schweden frisch verliebt in sie. Das ist lange her: Am heutigen Sonntag, einen Tag vor Heiligabend, feiert Königin Silvia von Schweden ihren 75. Geburtstag.

Sie gilt als volksnah, unprätentiös und prinzipientreu. Viele schreiben es ihrem Einfluss zu, dass sich ihr Mann König Carl XVI. Gustaf vom Playboy mit Vorliebe für schnelle Autos zu einem respektablen Monarchen entwickelte. Zu den Amouren ihres Mannes schwieg sie eisern.

„Sie hat die Monarchie gerettet“, sagt ein Adelsexperte

Überhaupt ist das schwedische Königshaus – von ein paar kleineren Eskapaden abgesehen – aus Sicht der Klatschpresse von einer an Langweiligkeit grenzenden Bodenständigkeit und Skandalfreiheit. „Sie hat die Monarchie gerettet“, ist der Adelsexperte und Buchautor Roger Lundgren, der viele Male mit der Königin gesprochen hat, überzeugt. Als der schwedische König Gustav VI. Adolf 1973 starb und der 27-jährige Carl XVI. Gustaf König wurde, da hätten nicht viele Schweden an die Zukunft der Monarchie geglaubt.

Silvia Renate Sommerlath kam am 23. Dezember 1943 in Heidelberg als Tochter eines Deutschen und einer Brasilianerin auf die Welt. Walter Sommerlath hatte zuvor jahrelang ein Stahlwerk in São Paulo geleitet, dann eine Waffenfabrik in Berlin, bis diese 1943 bei einem alliierten Angriff zerstört wurde. Dass er schon seit 1934 Mitglied der NSDAP in São Paulo war, wurde erst später bekannt. Da war Silvia bereits Königin.

Die königliche schwedische Familie.
Die königliche schwedische Familie.

© Imago/IBL

Die erste Zeit am Hof war für die junge Deutsche nicht leicht. „Ich kam aus einem völlig anderen Umfeld, und es gab Dinge, die ich lernen musste, insbesondere die Sprache“, erzählt sie in einem Interview mit dem „Kungliga Magasinet“. Außerdem gab es keine Frau am Hofe, die ihr beibringen konnte, wie sie sich zu benehmen hatte, denn ihre Schwiegermutter war bereits gestorben. Hilfe bekam sie schließlich von ihrer Schwägerin Ingrid, die den dänischen König Frederik IX. geheiratet hatte. Doch auch ihre eigenen Erfahrungen aus München halfen ihr. „Durch ihre Arbeit mit VIPs wusste sie mit hochgestellten Persönlichkeiten umzugehen“, erzählt Lundgren.

Ihre Jugend verbrachte Silvia in Brasilien. Erst 1957 kehrte sie mit ihrer Familie nach Deutschland zurück. Nach dem Abitur besuchte sie das Dolmetscher-Institut in München. Sie spricht neben Deutsch sechs Sprachen fließend, beherrscht zudem Gebärdensprache und betreute als Übersetzerin während der Olympischen Spiele die VIPs. Per Fernglas wurde Carl Gustaf auf die brünette Schönheit aufmerksam – vier Jahre später heirateten sie. Glücklicherweise war ihr Mann da schon König – als Kronprinz hätte er für seine bürgerliche Liebe auf den Thron verzichten müssen.

Die Schweden bewundern ihr Engagement für Kinder

Von Anfang an engagierte sich die Königin für benachteiligte und missbrauchte Kinder. Doch statt selbst im Rampenlicht zu stehen, lenkt sie die Aufmerksamkeit lieber auf die, die ihr am Herzen liegen: auf Kinder, die obdachlos sind, die missbraucht werden, die Suizidgedanken haben. Anstelle eines großen Festes zu ihren Ehren gab es im Oscarstheater ein Seminar, bei dem es um die Stiftungen ging, für die sich die Königin einsetzt. Eine davon ist die World Childhood Foundation, die Silvia 1999 selbst ins Leben gerufen hat, um zu erreichen, dass Kinder weltweit besser vor sexuellem Missbrauch geschützt werden.

„Die Schweden respektieren das Engagement der Königin für Kinder sehr“, sagt Lundgren. „Sie hat Grenzen eingerissen, sie spricht über das Unaussprechliche. Sie tut etwas, was Adelige normalerweise nicht tun.“ Zahlreiche Länder hätten wegen ihr die Gesetze zum Schutz der Kinder geändert. Sie übernahm darüber hinaus die Schirmherrschaft über weitere Wohltätigkeitsorganisationen.

Am 19. Juni 1976 heiratete das Paar.
Am 19. Juni 1976 heiratete das Paar.

© Imago/Zuma/Keystone

Ihr Bedürfnis, zu schützen, schließt auch ihre eigenen Kinder mit ein. Obwohl Kronprinzessin Victoria (41) und ihre jüngeren Geschwister Carl Philip (39) und Madeleine (36) schon längst dem Kindesalter entwachsen sind, stehen sie unter enger Beobachtung ihrer Mutter, die mit protestantisch-lutherischer Strenge und Gewissenhaftigkeit die Familiengeschicke lenkt. Inzwischen widmet die Königin sich auch den Aufgaben einer Großmutter: „Meine Mutter hat gesagt, Enkelkinder sind das Dessert des Lebens.“ Sie hat inzwischen sieben Enkel, damit ist der schwedische Hof einer der größten europäischen Königsfamilien.

Ihr Privatleben schirmt sie konsequent vor der Öffentlichkeit ab

Schwedens Klatschpresse geht in der Regel nett um mit der Königin und ihrer Familie. Einzig ihre stetige Sorge um ihr Aussehen sorgt immer wieder für Witze – so soll sie sich bereits vor vielen Jahren einer Schönheits-OP unterzogen haben. Derlei Geschichten sind aber eher harmlos im Vergleich zu den Storys, die die deutschen Boulevardmagazine immer wieder gerne über sie verbreiten. „Was uns wirklich wehtut, sind diese am Schreibtisch aus den Fingern gesogenen Unwahrheiten“, beklagte sich die Monarchin einmal gegenüber der „Welt am Sonntag“ – und wehrte sich vor Gericht. Ihr Privatleben schirmt sie konsequent vor der Öffentlichkeit ab. Auch ihren Geburtstag wird sie voraussichtlich nur im kleinen Kreis feiern. (AFP, dpa)

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