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Donald Trump bei den US Open 1997. Zu der Zeit soll er dort Amy Dorris sexuell belästigt haben.

© Imago

„Ich bin es leid, leise zu sein“: Ehemaliges Model wirft Trump sexuellen Übergriff vor

Schwere Vorwürfe nach 23 Jahren: Donald Trump soll sich an der damals 24-jährigen Amy Dorris vergangen haben. Die Anwälte des US-Präsidenten weisen das zurück.

Das ehemalige Model Amy Dorris wirft US-Präsident Donald Trump vor, sie während der US Open 1997 sexuell belästigt zu haben. Das erzählte sie dem „Guardian“. Die genauen Umstände, von denen Dorris berichtet, haben es in sich.

Am 5. September sei sie, damals 24 Jahre alt, in Trumps VIP-Box beim Grand-Slam-Tennisturnier eingeladen gewesen. Vor den Toiletten habe er sie in einem unbeobachteten Moment belästigt und anschließend seine Zunge in ihren Hals gesteckt. Dorris zufolge habe Trump sie am ganzen Körper angefasst und so festgehalten, dass sie aus seinem Griff nicht entkommen konnte.

„Sein Griff wurde immer fester, seine Hände waren sehr grob und fassten mich an meinem Hintern, meinen Brüsten, meinem Rücken, überall an“, sagte Dorris dem „Guardian“. „Ich weiß nicht, wie man es nennt, wenn jemand seine Zunge in Hals von jemand anderem steckt. Ich habe sie mit meinen Zähnen rausgedrückt. Ich denke, ich könnte seine Zunge verletzt haben.“

Über seine Anwälte hat Trump laut dem Bericht vehement abgestritten, dass er Dorris jemals belästigt oder sich ihr gegenüber falsch verhalten habe.

Trump war 51 Jahre alt und zum zweiten Mal verheiratet

Dass Dorris Trump bei den US Open getroffen hat, lässt sich klar belegen. Dem „Guardian“ liegt das US-Open-Ticket von Dorris vor, zudem gibt es Fotos, auf denen Trump mit Dorris zu sehen ist. Zum dem Zeitpunkt, zu dem der Vorfall stattgefunden haben soll, war Trump 51 Jahre alt und mit seiner zweiten Ehefrau Marla Maples verheiratet.

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Dorris ist heute 48 Jahre alt und Mutter zweier Töchter. Sie hatte bereits in der Vergangenheit überlegt, mit ihren Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen – als Trump 2016 von mehreren Frauen sexuelle Übergriffe unterstellt wurde. Sie entschied sich damals allerdings dagegen, weil sie ihrer Familie nicht schaden wollte. Auch als die Schweigegeld-Affäre um die ehemalige Pornodarstellerin Stormy Daniels publik wurde, schwieg sie.

„Jetzt sind meine Töchter fast 13 Jahre alt und ich will sie wissen lassen, dass ihnen niemand etwas antun darf, was sie nicht wollen“, sagte Dorris. „Ich will, dass sie sehen, dass ich nicht ruhig geblieben bin, dass ich mich erhoben habe gegen jemanden, der mir etwas angetan hat, das nicht zu akzeptieren ist.“

Dorris sagte dem „Guardian“, dass sie im September 1997 mehrere Tage mit Trump in New York verbracht hat, weil sie ihren Lebensgefährten Jason Binn besucht habe. Zu der Zeit sei Trump Binns bester Freund gewesen. Am 5. September – dem Tag des mutmaßlichen Vorfalls – habe Binn sie in den Trump Tower mitgenommen, von wo aus sie zu dritt zu den US Open gefahren seien, berichtet Dorris.

„Er dachte, er könne sich alles erlauben“

„Er war sehr direkt. Er wirkte wie ein selbstsicherer Typ, der dachte, er könne sich alles erlauben – obwohl ich mit meinem Freund da war“, sagte Dorris. In der VIP-Box hätten die drei dann noch weitere Gäste Trumps getroffen. Als alle Gäste ein Tennisspiel verfolgten, habe sie zur Toilette gemusst, weil sie Probleme mit ihren Kontaktlisten hatte, so Dorris.

Als sie die Toilette wieder verließ, habe Trump davor gewartet. Dorris dachte erst, er wolle auch auf Toilette – bis er sie anfasste. Sie habe ihm deutlich gemacht, dass sie das nicht wollte. „Mir ist egal, wer du bist“, habe sie gesagt.

Nach dem Vorfall sei sie zurück in die Box zu den anderen gegangen. Sie habe ihrem Lebensgefährten Binn erzählt, dass Trump sie in Ruhe lassen solle. Was sie Binn noch erzählt habe, wisse sie nicht mehr. Trumps Anwälte teilten laut „Guardian“ später mit, dass sich Binn nicht daran erinnern könne, dass Dorris ihm von einem Übergriff Trumps erzählt habe.

Anwälte Trumps vermuten politische Motivation Dorris'

Es sei bei diesem einen Übergriff geblieben, sagte Dorris. An den folgenden Tagen, die sie an der Seite Binns mit Trump verbracht habe, sei der jetzige US-Präsident ihr nicht mehr wirklich nähergekommen. Warum sie nach dem Vorfall nicht abgereist sei oder die Treffen mit Trump gemieden habe? „Ich war mit Jason dort. Ich hatte kein Geld, niemanden, wo ich hingehen konnte.“

Trumps Anwälte teilten dem „Guardian“, konfrontiert mit den Vorwürfen, mit, dass diese nicht im Ansatz der Wahrheit entsprächen. Wenn es tatsächlich zu einem solchen Vorfall gekommen wäre, hätte es viele Zeugen gegeben. Dorris habe die Anschuldigungen nie zur Anzeige gebracht oder Trump darauf angesprochen. Die Anwälte kommen, aufgrund der zeitlichen Nähe zur Präsidentschaftswahl im November, zu dem Schluss: Die Vorwürfe Dorris' könnten politisch motiviert sein.

Tatsächlich sprach Dorris bereits vor mehr als einem Jahr erstmals mit dem „Guardian“ über den Vorfall. Nun sei sie es leid, „dass er erneut mit sowas davonkommt“ – bezogen auf die Frauen, die ihm vor vier Jahren sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten. „Ich bin es leid, leise zu sein. Ich will, dass die Leute wissen: So ist der Mann, das ist unser Präsident“, so Dorris. „Das ist das, was er macht – und es ist inakzeptabel.“ (Tsp)

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