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Die Medizinerin und Journalistin distanzierte sich von ihrer Teilnahme an der Al-Kuds-Demonstration.

© WDR/Tilman Schenk

Update

Offener Brief an den WDR: Solidarität mit Nemi El-Hassan

Der WDR hatte die Zusammenarbeit mit der Journalistin gestoppt. Die Unterstützer des Briefs bitten den Sender nun, ihre Entscheidung zu überdenken.

Die wegen ihrer Teilnahme an einer Al-Kuds-Demo vor einigen Jahren in die Kritik geratene Journalistin Nemi El-Hassan hat in einem Offenen Brief Zuspruch bekommen. Das Schreiben, unter dem Hunderte Namen stehen, wurde in der Nacht zum Montag ins Netz gestellt.

Darin heißt es, man solidarisiere sich mit El-Hassan, rufe zur Besonnenheit auf und bitte den Westdeutschen Rundfunk (WDR), die Entscheidung über die Moderation der Sendung „Quarks“ auf Basis ihrer Qualifikationen und ihrer heutigen Positionen zu treffen und die Zusammenarbeit wie ursprünglich geplant wieder aufzunehmen. "Nemi El-Hassan hat sich in einem Statement und in einem Interview deutlich zu 1 2 den Fehlern ihrer Vergangenheit bekannt. Sie hat diese problematisiert, sich von ihnen distanziert, um Entschuldigung gebeten und glaubhaft ihren Wandel dargelegt.

Sie setzt sich als Journalistin seit Jahren dezidiert gegen Antisemitismus und Rassismus ein", heißt es in dem Schreiben.

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Alles andere wäre ein fatales Signal. Denn das würde bedeuten, dass Menschen in unserer Gesellschaft eine positive Entwicklung nicht zugestanden werde. An anderer Stelle wurde ausgeführt, El-Hassan werde aufgrund ihrer palästinensischen Herkunft und ihrer muslimischen Identität zur Zielscheibe von Hass und Hetze.

Namentlich werden "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt und die AfD genannt, auch die CDU hatte sich geäußert. Dagegen heißt es in dem Schreiben: "Wir sagen deutlich: Rechte Diffamierungskampagnen dieser Art gefährden nicht nur Individuen, sondern die gesamte Debattenkultur in einer Demokratie. Es muss Platz für das Eingeständnis von Fehlern, aus denen man gelernt hat, und für Abbitte geben – ohne Gefahr zu laufen innerhalb weniger Stunden vor den Trümmern der eigenen Existenz zu stehen."

Zu den Unterzeichnern gehört Eva Menasse

Zu den Unterzeichnern gehören zum Beispiel die Bestsellerautorinnen Eva Menasse und Deborah Feldman, der Pianist Igor Levit, die Autorin Alice Hasters, die Musikerin Inga Humpe, der Schauspieler Devid Striesow und Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele.

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Bei den alljährlichen Al-Kuds-Demonstrationen in Berlin waren in der Vergangenheit immer wieder antisemitische Parolen gerufen und Symbole der pro-iranischen libanesischen Hisbollah-Bewegung gezeigt worden. Gegen die Hisbollah hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ein Betätigungsverbot erlassen. Am Al-Kuds-Tag, der am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan liegt, ruft der Iran jedes Jahr zur Eroberung Jerusalems auf. Hintergrund ist die Besetzung Ost-Jerusalems durch Israel während des Sechstagekrieges 1967. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.

Teilnahme war ein "Fehler"

Nemi El-Hassan hatte 2014 an einer Al-Kuds-Demo in Berlin teilgenommen. Jüngst hatte die Journalistin in einem Statement mitgeteilt: „An den Al-Kuds-Demos vor sieben Jahren in Berlin teilzunehmen, war ein Fehler.“

Der WDR teilte anschließend mit, dass er den geplanten Start der Moderation von El-Hassan bei der Wissenschaftssendung „Quarks“ vorerst aussetze. Eigentlich hätte die 28-Jährige im November anfangen sollen. „Die Vorwürfe gegen sie wiegen schwer. Es wiegt aber auch schwer, einer jungen Journalistin eine berufliche Entwicklung zu verwehren.

Deshalb ist eine sorgfältige Prüfung geboten“, hieß es vom Sender. Am Montag teilte der WDR auf dpa-Anfrage mit, der Sender nehme die Unterstützung für El-Hassan, ausgedrückt in einem offenen Solidaritätsbrief, wahr. „Gleichzeitig bitten wir um Verständnis, dass wir uns dazu inhaltlich aktuell nicht äußern. Wir hatten angekündigt, in dieser Angelegenheit sorgfältig in Ruhe und ohne Druck von außen zu prüfen und eine Entscheidung zu treffen.“ (mit dpa)

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