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Ein Kleiner macht sich groß - der überarbeitete Space Star mit neuer Front.

© Rainer Ruthe

Mitsubishi Space Star 1.2 Spirit Plus CVT: Ein Kleiner macht sich größer

Mitsubishi hat den Stadtwagen stark überarbeitet - im Test überzeugt der preiswerte Mini mit ungewöhnlicher CVT-Automatik und günstigem Preis.

Knapp 145.000 Kleinstwagen sind 2020 neu zugelassen worden – damit fast 90.000 weniger als im Vorjahr. Dieses Minus hat zwar auch mit Corona zu tun, doch die Hauptursache liegt wo anders: Für immer mehr Hersteller werden die renditeschwachen Minis unattraktiv. Der eh schon geringe Gewinn pro Auto ist durch die Verschärfung der Abgasnorm unter Druck geraten. Das erfordert zusätzliche Technik, für die bei der preissensiblen Käuferschaft oftmals die Zahlungsbereitschaft fehlt. So schmilzt die Gilde der eigentlich ressourcenschonenden Kleinstautos dahin. Ein Pardoxon, für das auch die EU-Politik verantwortlich ist. Große SUV dürfen nämlich dank eines Gewichts-Bonus deutlich mehr schädliches CO2 emittieren als die leichten Kleinstwagen. Im großen VW-Konzern gibt es diese schon nicht mehr: Skoda Citigo und Seat Mii sind Vergangenheit. Und der PSA-Konzern steht kurz davor, die Produktion von Citroën C1 und Peugeot 108 einzustellen.

Jetzt am Heck mit Diffuser und ganz kurzem Überhang - das macht sich mit kleinem Wendekreis bemerkbar.
Jetzt am Heck mit Diffuser und ganz kurzem Überhang - das macht sich mit kleinem Wendekreis bemerkbar.

© Rainer Ruthe

Da freut man sich schon über einen überarbeiteten Mitsubishi-Kleinstwagen, der im Modelljahr 2021 mit etlichen Neuerungen aufwartet – und manche Überraschung bietet. Mit dem neuen Markengesicht Dynamic Shield sowie der geänderten Heckpartie mit angedeutetem Diffusor tritt der Kleinstwagen auf wie ein Großer – und zeigt so: Ich bin wer! Für die Aufwertung des relativ alten Space Star gibt es gute Gründe: Seit 2014, dem ersten vollen Verkaufsjahr, ist der Kleine hierzulande das bestverkaufte Mitsubishi-Modell. Im vergangenen Jahr konnten die Japaner über 20.300 Stück an Frau oder Mann bringen. Und damit mehr als Skoda vom Fabia (19.638) oder Seat vom Ibiza (14.838) verkaufen konnten.

Hinter der Klappe wird es Mini: Der Platz reicht für zwei Wasserkästen - mit umgelegter Rückbank werden es aber 880 Liter.
Hinter der Klappe wird es Mini: Der Platz reicht für zwei Wasserkästen - mit umgelegter Rückbank werden es aber 880 Liter.

© Rainer Ruthe

Nur ein Motor zur Auswahl

Zuweilen ist weniger mehr. Wie beim Space Star Modelljahr 2021. Jetzt gibt nur noch einen Motor. Der alte Dreizylinder mit einem Liter Hubraum und 71 PS scheiterte an der neuen Abgasnorm Euro 6d. Der zweite im Bunde, der 1,2 Liter große Dreizylinder mit 80 PS hat die Euro-6d-Hürde genommen, dabei jedoch neun PS verloren. Macht nichts, denn das nunmehr einzig übriggebliebene Triebwerk ist in jeder Hinsicht ein Gewinn. Der ebenfalls überarbeitete Dreizylinder überrascht mit einer bemerkenswerten Elastizität, die das Resultat langhubiger Motorauslegung (75 mm Bohrung und 90 mm Hub) sowie aufwendiger Bauart (variable Steuerzeiten und Ventilhubsteuerung) ist. Der verbesserte Drehmomentverlauf - die 102 Newtonmeter des Vierventilers liegen bereits bei 3500 Touren an – sticht schon auf dem Papier die 88 Newtonmeter des gestrichenen Einliter-Dreizylinders aus, die zudem erst bei hohen 5000 Umdrehungen parat stehen.

Nur noch 71 PS? Na und?  Schließlich wiegt der Space Star ja auch nur 985 Kilogramm. Und es dürfen noch für einen Kleinstwagen beachtliche 460 Kilogramm zugeladen werden. Der 3,84 Meter lange, nur 1,67 Meter breite und 1,50 Meter hohe Kleinstwagen bietet zudem überraschend viel Raum für die Passagiere. Vorn reist man schön luftig, allerdings auch mit Schulterkontakt, wenn man kein kleiner Japaner, sondern ein ausgewachsener Europäer ist. Selbst im Fond müssen sich dank 2,45 Meter Radstand zwei Erwachsene nicht ungebührlich zusammenfalten. Nur ganz hinten wird es dann richtig eng, denn da ist der Überhang winzig.  Für das Gepäck oder den Einkauf bleibt nicht mehr viel. Für zwei Wasserkästen reicht es, und das Kofferraumvolumen lässt sich ja im Bedarfsfalle von schmalen 209 auf 881 Liter Volumen erweitern. Eine ebene Ladefläche entsteht dann allerdings nicht. Als praktisch erweisen sich die Schlaufen an den Rücksitzlehnen, die ein bequemes Umlegen vom Heck aus ermöglichen.

Na ja, Space-Star-Niveau ist das nicht. Aber es ist schließlich ein Mini.
Na ja, Space-Star-Niveau ist das nicht. Aber es ist schließlich ein Mini.

© Rainer Ruthe

Handlich und mit Schaltautomatik

Dafür glänzt der Space Star in einer anderen Disziplin. Wie es sich für ein optimales City-Auto gehört, erweist er sich als Muster an Handlichkeit: Nur 9,2 Meter benötigt er für ein schnelles Wendemanöver.

In der Stadt ist es allerdings nicht immer lustig. Das kennen viele sicher aus eigenem Erleben: Fahren in überfüllten Innenbereichen nervt. Ständiger Stopp-und-Go-Verkehr mit teils schleifender Kupplung, da geht es ständig vom ersten in den dritten Gang und wieder zurück. Stadtwägelchen mit Automatik wären die Nervennahrung. Doch in dieser preissensiblen Klasse ist das Angebot an Automatikautos gering.

Da kommt der kleine Mitsubishi mit seinem stufenlosen CVT-Getriebe gerade recht. Stufenloses Getriebe? Das ist doch diese ganz besondere Automatik mit dem lästigen „Gummiband“-Effekt?  Jein! Denn im Japaner funktioniert sie im Alltag viel besser als ihr schlechter Ruf. Sie verträgt sich mit dem Drehmoment-optimierten Dreizylinder-Sauger ausgesprochen gut. Zwar führt die seltene Kombination von Dreizylinder und CVT auch in einem so leichten Kleinstwagen nicht zu langen Beschleunigungseinlagen (von Null bis Tempo 100 dauert es endlos lange 15,8 Sekunden), aber doch zu kurzweiligen Ampelsprints. Die verblüffen dann den Nachbarn im dicken SUV. In diesem Kleinstwagen ist man schneller auf Tempo 50 als man glaubt.

Selbst auf der Autobahn bei etwas schnellerer Fahrt funktioniert das Zusammenspiel ganz gut. Zwischen 120 und 130 km/h schnurrt der Dreizylinder überraschend leise vor sich hin. Er klingt weder angestrengt noch nach dem Dreizylinder typischen schnarrenden Sägeklang. Eher etwas dumpf, aber nie störend. Schnell gewöhnt man sich daran, das Gaspedal zu streicheln, und der Motor reagiert promt. Hat das Auto seine Geschwindigkeit erreicht, regelt die Elektronik die Drehzahl herunter, so dass der Motor in diesem Tempobereich mit nur 2400 Touren dreht. In den meisten Lebenslagen bewegt man sich übrigens ebenfalls im Drehzahlbereich um die 2000 Touren. Wer sich zur möglichen Höchstgeschwindigkeit von 163 km/h hangeln will, braucht viel Zeit und muss mit einer hohen Geräuschkulisse rechnen. Das macht keinen Spaß, also lieber Autobahnrichtgeschwindigkeit.

Der 3,84 Meter lange Kleinstwagen bietet überraschend viel Raum - und gute Sitze.
Der 3,84 Meter lange Kleinstwagen bietet überraschend viel Raum - und gute Sitze.

© Rainer Ruthe

4,6 Liter Verbrauch

Der Werksverbrauch der Automatik-Version liegt mit 4,6 Litern nach der neuen WLTP-Norm sogar knapp unter dem Niveau des Handschalters mit 4,7 Litern Super E10 pro 100 Kilometer. Den vom Werk angegebenen Verbrauchswert haben wir im Alltag angesichts der Umstände (nasskaltes Wetter und Winterreifen) zwar nicht erreicht, doch wir waren nahe dran. Auf den insgesamt 1950 Testkilometern verbrauchte der Space Star im Schnitt nur 5,1 Liter Super E10 pro 100 Kilometer, bei schneller Autobahnfahrt waren es 6,5 Liter und bei der obligatorischen Sparfahrt lediglich 4,7 Liter pro 100 Kilometer. Damit sind mit dem kleinen 35-Liter-Tank gut 600 Kilometer am Stück drin. 

Der Kleine taugt also auch für die Überland-Fahrt. Das ist eine große Überraschung. Selbst nach fünfstündiger Fahrt „beschwerte“ sich das verlängerte Rückrat nicht beim Fahrer. Die Sitze sind für einen Kleinstwagen erstaunlich gut geraten, fest gepolstert sowie groß genug dimensioniert, wenn auch ohne ausreichenden Seitenhalt. Aber den vermisst man auch nicht in diesem Auto.

Die Mitsubishi-Ingenieure haben dem überarbeiteten Fahrwerk im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten gute Manieren anerzogen, Unebenheiten werden trotz des kurzen Radstandes ordentlich ausgebügelt, wenngleich der Kleine Nickschwingungen nicht  vermeiden kann. Gut, aus Kostengründen lässt sich das Lenkrad nicht in der Tiefe verstellen, dennoch findet man nach einigem Hin und Her eine anständige Arbeitsposition. Eine eher unangenehme Überraschung offeriert indes die elektrisch unterstützte Zahnstangenlenkung. Sie tut nämlich nicht das, was der Fahrer will – exakt lenken! Man hat das komische Gefühl, jetzt ist die elektrische Unterstützung da, und im nächsten Moment wieder nicht: So wirkt die Lenkung geradezu „eckig“ in ihrer Unentschlossenheit und gibt sich außerdem zu unpräzise in der Mittellage.

Basismodell für unter 10.000 Euro

Wir fahren übrigens eine Mitsubishi-Spezialität. Das neue Dauer-Sondermodell Space Star 1.2 Spirit Plus CVT. Hier zeigt sich die ganz besondere Modellpolitik von Mitsubishi Deutschland: Mehr Ausstattung rein und dafür den Preis runter! Dieses Sondermodell basiert auf der schon umfangreichen Serienausstattung der Variante Plus mit Audiosystem inklusive Radio und CD-MP3-Funktion (eine Seltenheit heutzutage, so können CDs mit der Lieblingsmusik abgespielt werden), automatischem Start-Stopp-System, digitalem Radioempfang DAB+, LED-Rückleuchten, USB-Schnittstelle. Und das Sondermodell Spirit Plus setzt noch einen drauf – hier die für einen Kleinstwagen geradezu außergewöhnliche Mehrausstattung des Space Star Spirit: Graue 15 Zoll Leichtmetallfelgen, 6.5 Zoll Touchscreen, Apple CarPlay und Android Auto-Kopplung, Bluetooth-Schnittstelle mit Freisprecheinrichtung, elektrisch beheizbare Außenspiegeln, elektrische Scheibenheber hinten, höhenverstellbarer Beifahrersitz, Multifunktionslenkrad und Schaltknauf in Leder, Scheiben ab B-Säule stark abgedunkelt, zweistufige Sitzheizung vorn, gemusterte Stoffsitze mit grauer Ziernaht, Tempoautomatik, TomTom-Navigationssystem. Zudem werten viele Chromapplikationen und Klavierlackflächen den Innenraum optisch auf. Und jetzt kommt es: Inklusive ist auch ein Dauer-Aktions-Rabatt von 2000 Euro! So werden aus 16090 Euro plötzlich 14090 Euro. Wer lieber selbst schalten möchte, spart noch mal 1100 Euro und zahlt so nur 12990 Euro für ein sparsames Allinklusive-Auto mit fünf Jahren Garantie.

Und noch eine Besonderheit: In der Sonne glänzt der Kleine so stark, dass es einen förmlich in die Augen sticht. Kein Wunder, denn er hat das einzige Extra an Bord, das es für dieses Autochen gibt. Das könnte auch einen Luxuswagen zieren: eine Premium-Metallic-Lackierung. Dieser aufwendige Mehrschichtlack im Perleffekt-Stil ist für einen Kleinstwagen allerdings exorbitant teuer – 790 Euro. Das sind 7,9 Prozent vom Preis des günstigsten Space Star Spirit für 9990 Euro. Irre!

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