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„Ich habe heute leider kein Bild für dich“. Diesen Satz haben die Kandidatinnen tausendmal gehört – und sind längst gewappnet.

© Pro7

Zwölfte Staffel von "GNTM": Die Jagd auf die Schönsten wird immer härter

Sucht Heidi Klum überhaupt Nachwuchsmodels - oder entstehen in ihrer Castingshow neue Gäste fürs Dschungelcamp & Co.? Fest steht: Die Mädchen sind heute viel professioneller als in Staffel 1.

Für Fans beginnt am Donnerstagabend die zwölfte Staffel von „Germany’s Next Top Model“ (GNTM), der Castingshow von Heidi Klum, aus der bisher kein Topmodel hervorging. Aber geht’s darum?

Schönen jungen Leuten beim Sich-schön-Anziehen, Geschminkt- oder Frisiert-Werden, beim Freuen und Heulen zuschauen, darum ging und geht es, allein: Der Schmelz ist dahin. Wer sich an die ersten Staffeln erinnert, könnte wehmütig werden. Was war das für eine unschuldige Sendung. Die „Mädchen“ genannten Bewerberinnen waren sich ihrer Hübschheit wohl bewusst, aber sie hatten noch nicht jede ihrer Posen x-fach auf Fototauglichkeit überprüft – sei es bei Snapchat, Instagram, YouTube oder im Selfie. In der Premierenstaffel 2006 lernten sie, wie man sich geben könnte, wie den Kopf halten, den Mund formen, die Haare drapieren, die Arme oder Füße bewegen, um diesen oder jenen Eindruck zu erwecken.

Muss man so etwas heute noch irgendeiner hübschen 19-Jährigen sagen? Die meisten dürften selbst ihre besten Außenwirkungsexperten sein. Einige der jungen Frauen, die ab heute vor Heidi Klum und ihrer Jury in einem Flughafen in Kassel mit einem „Walk“ auf dem Gepäckband bestehen müssen, waren bei der Staffel-eins-Ausstrahlung Grundschulkinder. Sie sind mit dem Format groß geworden. Sie haben den Satz „Ich habe heute leider kein Bild für dich“ tausendmal gehört – und sind gewappnet.

Sie wissen längst, worauf es ankommt. Und so präsentieren sie sich in den Vorabvideos: Aus Berlin ist Anh dabei, rosa gefärbte Haare, asiatische Herkunft und der Meinung, es sei höchste Zeit, dass eine Asiatin gewinne. Dazu zwinkert sie und lacht süß in die Kamera. Das könnten auch die Transgender-Kandidatinnen für sich reklamieren, die in dieser Staffel erstmals von sich reden machen wollen.

Die Selbstdarstellungsversiertheit der Bewerberinnen schlägt aufs Sendekonzept durch. Die Ursprungsidee der Schmetterlingswerdung junger Raupen wird unbrauchbar, wenn nur noch Schmetterlinge antreten. Also ließ sich Pro 7 über die Jahre wieder Neues einfallen. Neue Jurymitglieder, noch härtere Fotoaufträge auf noch höheren Kränen, in noch tieferen Gewässern, mit noch ekligeren Tieren. 2016 dann die Teamidee, in der die beiden Juroren Michael Michalsky (zum zweiten Mal dabei) und Thomas Hayo (zum siebten Mal) sich aus den Kandidatinnen je ihr Team zusammenstellen, vom dem – natürlich – nur eines gewinnen kann.

Es wird zu einer Art Fabrik für neues Kandidatenmaterial

Für die neue Staffel ist als neue Härte angekündigt, dass die Kandidatinnen bei Versagen sofort, also mitten in der Sendung, rausfliegen können und nicht wie bisher erst am Ende einer Woche. Und es wird zunehmend auf persönliche Konflikte zwischen den „Mädchen“ gesetzt. Zicke gegen Spaßgirl, Klassik gegen Trash. So nähert sich „GNTM“ in kleinen Schritten dem an, was Zyniker ohnehin in dem Format vermuten: Es wird zu einer Art Fabrik für neues Kandidatenmaterial für die vielen Showformate des Privatfernsehens.

Vielleicht entsteht ja in Staffel zwölf eine zweite Lena Gercke (Staffel eins), die dann bei „Voice of Germany“ assistiert, oder eine Gina-Lisa Lohfink (Staffel drei), die zwar 2015 nicht in den „Big Brother“-Container kam, aber jüngst im „Dschungelcamp“ auftauchte, eine Rebecca Mir (Staffel sechs), die bei „Let’s Dance“ mittanzte, oder eine Kim (Staffel elf), deren Ex-Freund ebenfalls ins 2017er Dschungellager zog.

Daneben ist aber ausgerechnet die Schönheitscastingshow auf dem Weg zu einer Besonderheit: Sie ist – zumindest was die Kandidatinnen angeht – ein Hort der Natürlichkeit. Angeklebte Haare müssen runter, aufgespritzte Lippen, gepolsterte Oberweiten hat man auf Heidi Klums TV-Laufstegen noch nicht gesehen. Verglichen mit Formaten wie „DSDS“, wo mit Shirin David eine Art Kunstfigur in der Jury sitzt und allerlei Schönheits-OP-Unfälle vorsingen, oder dem „Dschungelcamp“, dessen Bewohnerverzehr auch kein Tigerjunges mehr satt machen würden – zu viel Plastik.

Und Heidi Klum selbst? Ist seit 2006 abgemagert, ansonsten aber dieselbe „unschöne Frau mit laubgesägtem Gouvernantenprofil“ geblieben, als die Roger Willemsen sie einst schmähte. Das neue Staffelleitbild zeigt sie mit zwei Boxhandschuhen, womit klar sein dürfte, worum es geht. Überhaupt ist Klum auf dem Bild kaum zu erkennen. Beim flüchtigen Blick könnte man meinen, Sophia Thomalla leite die Sendung. Das ist übrigens die mit dem neuerdings ganz kleinen Busen.

„GNTM“, Donnerstag, Pro 7, 20 Uhr 15

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