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Ausspielwege. Intendantin Patricia Schlesinger ist zuversichtlich, dass der neue Staatsvertrag dem RBB mehr Bewegungsfreiheit im Netz geben werde.

© rbb/Thomas Ernst

Zwischen linear und Mediathek: So sieht der RBB seine Zukunft

Was wird aus Radio Eins und Fritz? Der RBB will der linearen Verbreitung seiner Radiowellen treu bleiben.

Das gewohnte Jahres-Pressegespräch des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) war dieses Mal nicht zu erwarten. Nicht nur, weil die Erhöhung des Rundfunkbeitrages auf Eis liegt. Sondern auch, weil die Zweiländeranstalt möglicherweise um ihre langfristigen Pläne zur Digitalisierung bangen muss, nachdem die Novellierung des Staatsvertrages Ende vergangener Woche gestoppt wurde. Vor allem der Modellversuch, auf lange Sicht eine Radiowelle ausschließlich im Internet zu übertragen, sei nicht konsensfähig, wurde der Aufschub begründet.

Die Verschiebung der Novelle „hat für uns zunächst einmal keine große Konsequenz“, entgegnete RBB-Intendantin Patricia Schlesinger nun am Montag beim Pressegespräch. Die politische Diskussion sei auf dem richtigen Weg für den Sender. Sie sei zuversichtlich, dass der neue Staatsvertrag dem RBB mehr Freiheiten im Netz geben werde als jetzt.

„Wir wollen keine Inhalte aus dem linearen Programm ins Netz verdrängen oder gar abschieben. Wer etwas anderes behauptet, behauptet schlichtweg etwas Falsches“, unterstrich die RBB-Chefin. „Unser Ehrgeiz besteht darin, möglichst viele Menschen mit unseren Inhalten zu erreichen. Und wenn Menschen vermehrt im Netz sind, dann wollen wir möglichst zügig und unkompliziert auch dorthin gehen können. Aber „solange es UKW und DAB+ gibt, bleiben wir auch dort“, versicherte Schlesinger weiter. Aber wenn die Nutzungsgewohnheiten irgendwann anders seien, „möchte ich durch einen zukunftsfähigen Staatsvertrag eine höhere Flexibilität haben, um da schneller reagieren zu können“. Dass man solche Pläne durch Abgeordnetenhaus und Landtag bekommen muss, sei ein übliches parlamentarisches Verfahren. „Aber das dauert.“

Zunächst einmal stehen beim RBB andere Umbauten an. Im Zuge der Reform des Vorabends im RBB-Fernsehen wird die Sendung „Zibb“ entfallen. Mit den 75 freien Mitarbeitern, die davon betroffen seien, würden Gespräche geführt. Viele von ihnen würden im neuen Vorabend gebraucht. Es seien inzwischen weniger als zehn Mitarbeiter, für die man im Moment noch keine Perspektive habe.

Ein neuer Vorabend und ein geänderter Programmmix

Der neue RBB-Vorabend soll im kommenden Jahr starten und dann in Potsdam produziert werden. Er soll aus einem Mix aus Nachrichten inklusive Sport, einem Service-Magazin und einem anschließenden Talk-Magazin bestehen, kündigte Programmchef Jan Schulte-Kellinghaus an. Einen Mix wird es auch für andere Programminhalte geben, die verstärkt Richtung Mediathek entwickelt würden. So wie bei den Fortsetzungen der für ARD-Drittes und Erstes produzierten Serien „Warten auf’n Bus“ und „WaPo Berlin“ oder den beiden neuen Produktionen „Tina Mobil“ über eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem Bäckereiwagen durch Brandenburg fährt, und „Legal Affairs“, einer Serie, die von Erfahrungen des Medienanwalts Christian Schertz inspiriert ist. Zudem werden die „Schicksalsjahre Berlin“ mit den 50er Jahren fortgesetzt und dann auf 6000 Minuten Berliner Geschichte anwachsen. Viele Projekte wie „Local Heros“, eine Langzeitreportage über die Arbeit der Berliner Bürgermeister, werden dabei als sogenannte Content-Boxen für alle Ausspielwege TV, Radio und Online zugleich entwickelt. Im Herbst startet im RBB das neue Crossmediale News-Center – es ist als Zwischenschritt zum Digitalen Medienhaus konzipiert.

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Einen anderen Schwerpunkt sieht der RBB in der Stärkung der Regionalkompetenz. Dafür arbeiten die Studios in Cottbus und Frankfurt (Oder) und die Redaktionen von Antenne Brandenburg und Brandenburg Aktuell zusammen, erklärte der neue RBB-Chefredakteur David Biesinger. Das Netz der Regionalkorrespondentinnen soll dafür auf 14 Mitarbeiter ausgebaut werden.

Wie weit der RBB inzwischen zum Berliner Wahlkampfthema geworden ist, zeigt die Kommunikation innerhalb der rot-rot-grünen Regierungskoalition. So habe die Fraktion der Bündnis-Grünen erst aus der Pressemitteilung der Berliner Senatskanzlei erfahren, dass die Novellierung des RBB-Staatsvertrages auf einen Zeitpunkt nach der Wahl des Berliner Parlaments verschoben wurde, kritisiert der medienpolitische Sprecher Notker Schweikhardt. Und die Landesarbeitsgemeinschaft Medien der Bündnis-Grünen sieht im Scheitern der Staatsvertragsnovelle für den RBB „das Ergebnis einer dilettantischen geheimen Kabinettspolitik der Berliner und Brandenburger Staatskanzleien“ – und somit der SPD.

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