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In internationalen Streamingserien wie hier in "I May Destroy You" mit Michaela Coel stehen Frauen noch eher im Zentrum der Geschichten.

© HBO

Zu wenig Frauen bei Amazon, Netflix & Co.: „Auch Streaming-Serien spiegeln nicht die Gesellschaft wider“

Frauen kommen seltener vor, sind jünger, schlanker und üben nur bestimmte Berufe aus: Ein Studie offenbart das schräge Geschlechterbild in Streaming-Serien.

Nicht nur im klassischen Fernsehprogramm, sondern auch in Streaming-Serien sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Das ergibt die erstmals erhobene Studie „Geschlechterdarstellungen und Diversität in Streaming- und SVOD-Angeboten“, die unter der Leitung von Elizabeth Prommer (Universität Rostock) durchgeführt wurde. Die Studie wurde gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW, die MaLisa Stiftung und das ZDF.

Gegenstand der Untersuchung waren knapp 200 Serien von Streaming-Anbietern wie Netflix, Amazon Prime, Sky und TNT Deutschland, die zwischen Januar 2012 und Juli 2019 auf den Plattformen veröffentlicht wurden. Dabei handelte es sich sowohl um deutsche als auch um Produktionen aus anderen Ländern.

[Die Studie der Universität Rostock kann im Internet abgerufen werden.]

„Auch Streaming-Serien spiegeln nicht die Gesellschaft wider: Frauen sind weniger vielfältig dargestellt als Männer. Sie kommen seltener vor, sind jünger, schlanker und nur in bestimmten Berufen zu sehen“, fand Elizabeth Prommer, die am Institut für Medienforschung der Universität Rostock lehrt, heraus. Nicht-binäre und Figuren mit anderen Geschlechtsidentitäten tauchen demnach so gut wie gar nicht auf. „Und was die Sichtbarkeit ethnischer Vielfalt betrifft, dominiert die jeweilige Mehrheitsbevölkerung.“

Weit unter dem Durchschnitt

Der Anteil von Frauen in zentralen Rollen beträgt in deutschen Produktionen lediglich 35 Prozent. Der globale Durchschnittswert für Produktionen mit einer weiblichen Hauptrolle liegt bei 42 Prozent. Anders gesagt: Männer haben doppelt so viele Hauptrollen. Nicht-binäre und Personen mit anderen Geschlechtsidentitäten kommen kaum vor (0,5 Prozent).

Maria Furtwängler, Co-Gründerin der MaLisa Stiftung: „Die Studie zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass man gefühlten Wahrheiten Fakten gegenüberstellt. Und die zeigen: In einigen Punkten mögen internationale Streaming-Angebote insgesamt diverser sein als die klassischen, linearen. Bei der Darstellung von Frauen sind sie es jedoch keineswegs. Wie schade, dass das Publikum weiterhin auf weibliche Vorbilder in all ihrer Vielfalt verzichten muss.“

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"Der Diskurs über Frauenbilder und Diversität in den Medien hat spürbare Veränderungen angestoßen. Lineares Fernsehen, Film, YouTube, Streaming-Serien - die Studien der Uni Rostock schaffen Bewusstsein, sie liefern Daten und Fakten, mit denen sich die Verantwortlichen und Kreativen der Branche auseinandersetzen müssen. Deshalb ist die Film- und Medienstiftung NRW als Förderer von Beginn an mit Überzeugung dabei", so Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW.
"Die Gleichberechtigung von Frauen ist ein zentrales Thema unserer Gesellschaft. Das ZDF hat bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um in seinen Produktionen den Anteil von Frauen vor und hinter der Kamera zu erhöhen", sagt Florian Kumb, Leiter der ZDF-Hauptabteilung Programmplanung. "Mit unserer Beteiligung an dieser Studie wollen wir nun zur Transparenz auf dem Streaming-Markt beitragen, für den bislang keine Erkenntnisse vorlagen."

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