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 Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim.

© dpa

Zu viele männliche Spezialisten: Wenig Expertinnen in Öffentlichkeit?

„Ich habe doch Biologie studiert.“ Wissenschaftsexpertin Mai Thi Nguyen-Kim kritisiert einen Teil der Berichterstattung zur Corona-Pandemie.

Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim („maiLab“) teilt die Kritik etwa vom Verein ProQuote Medien, dass in der Corona-Pandemie wenig Frauen als Expertinnen zu Wort kommen. Ihr allerdings rein subjektiver Eindruck sei, „dass Frauen erst als Expertinnen in die Öffentlichkeit gehen, wenn sie seit Jahren einen Lehrstuhl inne haben, während Männer eher mal sagen, ich habe doch Biologie studiert, dazu kann ich was sagen“, sagte die Chemikerin der Deutschen Presse-Agentur in Mainz.

Dies merke sie auch bei ihrer Recherche, betonte die Journalistin: „Wir schreiben alle möglichen Experten an, und uns schreiben viel mehr Männer zurück, die sich das zutrauen vor so einem großen Publikum zu sprechen und für immer im Internet zu sein.“

Der Verein ProQuote Medien sieht in der Medienberichterstattung zur Corona-Krise derzeit ein Ungleichgewicht an zu vielen männlichen Experten. Der Verein, der sich seit seiner Gründung im Jahr 2012 dafür einsetzt, dass mehr Frauen in Führungspositionen im Journalismus kommen, schob unlängst eine Kampagne an, bei der unter dem Hashtag #Coronaexpertin in Sozialen Medien Namen von Spezialistinnen gesammelt werden.

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Mai Thi Nguyen-Kim („maiLab“) hat zuletzt große Aufmerksamkeit mit einem Video über das Corona-Virus erlangt. Im Content-Netzwerk Funk von ARD und ZDF, das sich aufs jüngere Publikum fokussiert, stellte die Wissenschaftsjournalistin Anfang April das Video in ihren Youtube-Channel - Millionen klickten es an.

Im Gespräch mit der dpa äußerte sich die 32-Jährige auch zur Bedeutung der Naturwissenschaften. Deren Stellenwert sei in der Allgemeinbildung in Deutschland nicht besonders hoch.

„Es gibt keinen Kurs in der Schule, in dem wissenschaftliches Arbeiten, die Basics, Statistiken lernen, Falsifizieren - was ist eine methodisch starke Studie, was eine schwache - gelehrt wird.“ Sie selbst habe auch erst in ihrem Studium in Mainz und am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA wissenschaftliches Arbeiten so richtig gelernt. „Es kann nicht sein, dass man erst in Chemie promovieren muss, damit man die wissenschaftlichen Basics versteht.“ dpa

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