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Friederike Sittler

© Dradio Christian Kruppa

Zu meinem ÄRGER: „Kaum eine Spur von Parität“

„Als würde uns Frauen die Krise nicht genauso treffen.“ Die Medienwoche im Blick von Friederike Sittler.

Friederike Sittler ist Vorsitzende Journalistinnenbund und Abteilungsleiterin Hintergrund Kultur und Politik, Deutschlandfunk Kultur

Frau Sittler, worüber haben Sie sich diese Woche in den Medien geärgert?

Wie immer in Krisenzeiten wird die Deutungshoheit der Männer noch ausgeprägter als sonst. In einer Talkshow-Runde kommt die einzige Frau als letzte dran, in Sondersendungen nur Experten und Politiker im Interview, in Artikeln ausschließlich Zitate von Männern. Kaum eine Spur von Parität, als würde uns Frauen die Krise nicht genauso treffen. Dazu kommt die ewige Reproduktion von irreführenden Argumenten und steilen Thesen, wie die Mär vom massenhaften hemmungslosen Abfeiern im Partykeller oder Wohnzimmer, wenn Kneipen und Restaurants schließen. Gerade jetzt müssen wir Fakten checken, einordnen, den Argumenten auf den Grund gehen. Meine These: mit mehr Expertinnen, Politikerinnen und Kommentatorinnen in den Medien wird auch die Beschreibung der Krise besonnener und klüger. Glauben Sie nicht? Probieren Sie es doch aus.

Gab es auch etwas in den Medien, worüber Sie sich freuen konnten?
Petra Gerster, die der Journalistinnenbund „jb“ mit der Hedwig-Dohm-Urkunde für ihr Lebenswerk ausgezeichnet hat, erzählt im Interview zum 33. Geburtstag des Journalistinnenbundes, dass der Preis sie ermutigt hat, noch mehr zu gendern, neue sprachliche Formen auszuprobieren. Das ist im ZDF in der „heute“-Sendung zu hören, und nicht nur dort. Wunderbar. Und sie bewegt sich doch, die Medienwelt.

Ihre Lieblingsseite im Web?
Bevor wieder jemand behauptet, es gebe so wenig Frauen, die für Interviews zusagen: die Initiative #ichwill oder speakerinnen.org suchen und fündig werden. Und wenn es um faire und präzise Sprache geht: natürlich genderleicht.de vom Journalistinnenbund mit praktischen Tipps.

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