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Für Drogengeschäfte geht Liljana Janukowa (Genija Rykova) über Leichen. Vor allem auf Germinger junior hat sie es abgesehen (Maximilian Brückner, M.).

© ZDF und Jürgen Olczyk

ZDF-Krimi „Schwarzach 23“: Tanz mit dem Teufel

Vision des eigenen Todes: Eine ungewohnt düstere letzte Episode des Krimis „Schwarzach 23“ mit Maximilian Brückner.

Als die Reihe „Schwarzach 23“ vor fünf Jahren gestartet ist, sorgte sie mit ihrer einfallsreichen Mischung aus Krimi und schwarzer Komödie für eine völlig neue Farbe am Samstag im ZDF. Den dritten Film hat das Zweite an einem Montag ausgestrahlt. Da hatte sich das Muster bereits leicht geändert.

Für „Schwarzach 23 und das mörderische Ich“ gilt das erst recht: Die vierte Episode ist ungewohnt düster. Auch der Tonfall ist über weite Strecken ein anderer, Franz Germinger (Maximilian Brückner) hat den gesamten Film hindurch schlechte Laune – und das nicht nur, weil er auf dem Weg zum Kurzurlaub in den Bergen kehrtmachen muss.

In einem Münchener Vorortbus sitzt ein toter Autohausbesitzer mit einer vermeintlichen Bombe im Schoß. Durch Zufall kommt der Hauptkommissar Drogenschmuggel im großen Stil auf die Spur. Da kann er noch nicht ahnen, dass er sich auf einen Tanz mit dem Teufel einlässt.

„Schwarzach 23“ hat sich stets durch eine ganz besondere Erzählweise hervorgetan: Die Geschichten waren durchsetzt mit skurrilen Elementen, zumal Germinger eine Art zweites Gesicht hat. Seine Erscheinungen sorgten regelmäßig dafür, dass er die Fälle anders sah, als sie schienen. Ein besonderer Charme der von Drehbuchautor Christian Jeltsch und Produzent Andreas Schneppe entwickelten Reihe lag zudem im Zitatenschatz.

Jeltsch und Regisseur Matthias Tiefenbacher haben dieses spezielle Element allerdings immer stärker reduziert. Während die Ausflüge ins Privatleben anderswo oft genug wie Fremdkörper wirken, hat sich „Schwarzach 23“ stets durch eine überzeugende Verknüpfung dieser Ebenen ausgezeichnet.

Während Germinger senior (Friedrich von Thun) und sein Freund und Nebenbuhler Obermaier (Jockel Tschiersch) den Mord im Bus aufklären, hat Germinger junior festgestellt, dass der Autohändler bloß ein Kollateralschaden ist. Seinen Reiz bezieht der Film aus einer ganz anderen Frage: Wer ist der finstere Russe, der dem Kommissar wie ein Zwilling gleicht und ihn auf Schritt und Tritt verfolgt?

Maximilian Brückner hat Spaß daran, seinem Helden den sinistren Gegenentwurf eines eiskalten Killers gegenüberzustellen. Die Musik unterlegt die Auftritte des Mannes mit einer passenden Aura des Bösen. Nicht minder hörenswert ist der akustische Rahmen eines russischen Familienfestes, bei dem Ausschnitte aus „Schwanensee“ vorgeführt werden.

Die Gefühlskälte von Germingers Gegenspieler verbietet es auch, die Szenen mit dem Doppelgänger witzig aufzulösen; komisch wird es nur einmal, als der Hauptkommissar zur Verblüffung seiner Kollegen zweimal einen Tatort verlässt.

Um dem Markenkern der Reihe nicht komplett untreu zu werden, hat sich Jeltsch für Germingers Schwester und Mitarbeiterin Anna (Marlene Morreis) eine Romanze ausgedacht. Das Team hat einen neuen Kollegen mit pakistanischen Wurzeln, Sharif (Serkan Kaya), der Anna verfällt und ihr fortan auf eine Weise den Hof macht, die an Belästigung grenzen würde, wenn er nicht so charmant wäre.

Die entsprechenden Szenen sind romantische Komödie in Reinkultur („Schwarzach 23“, Montag, ZDF, 20 Uhr 15). Als Anna den attraktiven Kollegen küsst, um sich und ihm zu beweisen, dass sie immun gegen seine Schmeicheleien ist, geht der Kuss prompt nach hinten los.

Die verliebten Verbalscharmützel sind ein heiterer Ausgleich zu den Widrigkeiten, mit denen sich Germinger jr. auseinandersetzen muss. Erst hat er eine Vision seines eigenen Todes, dann kommt er einer Lebenslüge auf die Spur, schließlich muss er sich dem Zweikampf mit seinem mörderischen Titel-Ich stellen.

Der Schluss schreit geradezu nach einer Fortsetzung, aber das Ende bleibt offen: Das ZDF stellt die Reihe mit dieser Episode ein.

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