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Der Ermittlungsstil von Ludwig Schaller (Alexander Held, M.) irritiert seine Kollegen (Marcus Mittermeier u. Bernadette Heerwagen).

© ZDF

ZDF-Krimi: Kommissar aus der Waschanlage

Skurriles aus Bayern: Der ZDF-Krimi „München Mord“ eifert dem „Mad Detective“ nach und frischt den Samstagabend nach dem Ende von "Rosa Roth" weiter auf..

Nächster Krimi, Abteilung Außenseiter und spezieller Humor: Bei der Münchener Polizei gilt es, einen durchgeknallten Kommissar, einen Schürzenjäger mit Talent für die falschen Betten und eine unerfahrene Kollegin mit allerdings richtigem Onkel (Polizeipräsident) aus dem Verkehr zu ziehen. „Du ermittelst nicht mehr, Ludwig, du bist jetzt Chef“, verkündet Ludwig Schallers Vorgesetzter, schiebt das Trio in ein schäbiges Büro ab und versorgt es mit Akten aussichtsloser Fälle, die nur noch abgeschlossen werden sollen.

Was genau sich Schaller (Alexander Held) hat zuschulden kommen lassen, erfährt man noch nicht so genau. Aber gegen Ende der ersten Folge von „München Mord“ spaziert er persönlich durch eine Waschanlage, weil er die letzten Stunden eines potenziellen Mordopfers nachvollzieht. Die Szene ist zwar schön skurril, aber leider total unlogisch, denn das Opfer ist natürlich mit dem Auto durchgefahren. Das Autoren-Duo Alexander Adolph und Eva Wehrum geben als „Inspiration“ für diese neue ZDF-Reihe den asiatischen Kriminalfilm an, unter anderem Johnnie Tos „Mad Detective“. Schaller als bayerischer Wiedergänger von Inspektor Bun? Da ist noch Luft nach oben.

Unterhaltsames Kennenlernen

Zu Beginn sieht man vor allem Marcus Mittermeier und Bernadette Heerwagen als Schallers neue Kollegen Harald Neuhauser und Angelika Flierl beim Kennenlernen zu, was durchaus unterhaltsam ist. In der Auftakt-Folge „Wir sind die Neuen“ reisen beide in die Provinz, nach Englbach, wo ein Mann namens Fabian Lancelotti verschwunden ist. Seine Ehefrau Laura (Julia Koschitz) glaubt an einen Mord, stößt damit aber auf taube Ohren, auch bei der Polizei. Das ganze Dorf mochte die Zugereisten nicht. Lancelotti habe seine Frau wegen einer anderen verlassen, heißt es, und außerdem sei der ja ohnehin bei der Mafia gewesen, mit seinem Jaguar und seiner prächtigen Villa. Das erfährt Angelika Flierl durch einen engagierten Einsatz in der Wirtsstube. Sie steigt damit in der Achtung Neuhausers, der die Polizeipräsidenten-Nichte anfangs etwas von oben herab behandelt. Beide mischen nun die bornierte örtliche Polizei ein wenig auf, können aber eine weitere Tragödie nicht verhindern.

Die Mischung aus Härte und Skurrilität, der lakonische Witz, die gute Besetzung – all das ist vielversprechend, auch wenn man noch nicht so recht weiß, ob Schallers schwer FBI-mäßige Tathergangsanalyse Selbstironie oder doch eher unfreiwillig komisch ist.

„München Mord“ ist die zweite von vier neuen Krimi-Reihen, mit denen das ZDF den Samstagabend nach dem Ende von „Rosa Roth“ und „Stubbe – Von Fall zu Fall“ auffrischen will. Zuvor hatte bereits „Helen Dorn“ mit Anna Loos Premiere. Am 12. April folgen „Kommissarin Heller“ mit Lisa Wagner und am 3. Mai „Friesland“ mit Florian Lukas und Sophie Dal. An Krimis im deutschen Fernsehen kann es offenbar auch weiterhin nicht genug geben.

Die von Urs Egger inszenierte erste „München Mord“-Folge ist auch aus traurigem Grund eine besondere. Sie ist der letzte Film des Kameramanns Martin Kukula, der in Kino und Fernsehen zahlreiche Spuren hinterlassen hat: Als Bildgestalter bei Wolfgang Beckers „Das Leben ist eine Baustelle“ und „Goodbye Lenin“, bei mehreren „Tatort“-Folgen und weiteren gemeinsamen Projekten mit dem Schweizer Egger, etwa dem mit einem Grimme-Preis ausgezeichneten Fernsehfilm „An die Grenze“. Kukula starb im vergangenen November in Berlin.

„München Mord – Wir sind die Neuen“. ZDF, Samstag, 20 Uhr 15

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