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Noch ein Pilsken? Dortmunds OB Ullrich Sierau ärgert sich über die Klischees im "Tatort" aus der Ruhrgebietsstadt. Im Bild die Kommissare Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pawlak (Rick Okon, Mitte) mit dem ehemaligen Bergmann Stefan Kropp (Andreas Döhler).

© Valentin Menke/WDR

Wutbrief an WDR-Intendant nach Dortmund-"Tatort": Das Klischee von Pütt und Pilsken

Der "Tatort" gebe die Menschen des Ruhrgebiets der Lächerlichkeit preis, ärgert sich Dortmunds OB Sierau in einem Brief an WDR-Intendant Buhrow. Jetzt reagiert der Sender.

Beim jüngsten „Tatort“ aus Dortmund fühlen sich einige Zuschauer im falschen Film beziehungsweise am falschen Ort – zumal die letzte Zeche dort bereits vor Jahren geschlossen wurde. Der Wutbrief von Dortmunds OB Ullrich Sierau an WDR-Intendant Tom Buhrow hat jedoch einen anderen Grund: „Was sich in vorherigen Folgen schon angedeutet hat, lässt sich nach der Folge von Sonntag nur als fortwährendes Mobbing gegenüber einer Stadt, einer Region sowie den dort lebenden Menschen bezeichnen“, schrieb der SPD-Politiker. Die Darstellung von Dortmund und dem Revier sei an Klischeehaftigkeit nicht mehr zu überbieten, der „Tatort“ eine „plumpe Darstellung ohne jedwede regionale Kenntnisse“.

Klischee oder realitätsnahe Darstellung?

Diese Kritik wollte der WDR so nicht stehen lassen. „Der Tatort ist Fiktion – aus dramaturgischen Gründen wird auch verdichtet und zugespitzt. Dadurch können einzelne Szenen von den einen als Klischees empfunden werden, von anderen als realitätsnahe Darstellungen“, erklärte der Sender am Dienstag.

Dortmunds OB ärgerte besonders, dass die von Autor Jürgen Werner stammende Episode „die Menschen der Region der Lächerlichkeit preisgibt, indem sie diese Bier trinkend in Trainingsanzügen vor heruntergekommenen Häusern rumstehen lassen.“ Dazu der Sender: „Der WDR zeigt in seinen vielen Dortmunder ,Tatort‘-Folgen ein vielschichtiges Bild der Stadt, etwa durch diverse Milieus und Drehorte wie den Phoenixsee, den Westfalenpark oder das Dortmunder ,U‘.“ Die Publikumsreaktionen auf die "Tatorte" aus Dortmund seien im Übrigen überwiegend positiv, bei den letzten öffentlichen Vorführungen in Dortmund habe es sehr viel Applaus gegeben. Die Folge "Zorn" sahen über zehn Millionen Zuschauer in der ARD.

Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) ärgert sich über die Darstellung seiner Stadt im WDR-"Tatort". Nach der Episode "Zorn" schrieb er einen Wutbrief an WDR-Intendant Tom Buhrow.
Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) ärgert sich über die Darstellung seiner Stadt im WDR-"Tatort". Nach der Episode "Zorn" schrieb er einen Wutbrief an WDR-Intendant Tom Buhrow.

© Bernd Thissen/dpa

Tatsächlich wurden große Teile von „Zorn“ in Duisburg-Nord und Marl gedreht. Die Zechensiedlung steht in der Realität in Köln-Gremberghoven. Einige Szenen stammen allerdings auch aus Dortmund, gedreht wurde nach WDR-Angaben unter anderem am Willy-Brandt-Platz sowie an der Ecke Schmiedingstraße / Wallstraße in Dortmund.

Für Ullrich Sierau, dem Buhrow auch noch persönlich antworten will, ist jedenfalls Schicht im Schacht: „Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn Sie den ,Tatort‘ einstellen. “ Eine wohl vergebliche Hoffnung: Die nächste Episode mit dem Arbeitstitel „Inferno“ ist bereits abgedreht und wird voraussichtlich im ersten Halbjahr ausgestrahlt. Kurt Sagatz

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