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Medien: Wer hat Angst vor James Joyce?

Ein Arte-Themenabend zum 100. „Bloomsday“

Es ist sein „Dear dirty Dublin“, das ihn dieser Tage wieder feiert, den immerhin 100. „Bloomsday“. Denn am 16. Juni 1904, da lässt James Joyce (1882 - 1941) seinen Protagonisten, den Anzeigenakquisiteur Leopold Bloom etwa 20 Stunden durch sein geliebt-gehasstes Dublin eilen: „Ulysses“ – ein monströses, Furcht einflößendes Monumentalwerk. Der heutige Arte-Themenabend mit dem netten, spielerisch abgewandelten Titel „Wer hat Angst vor James Joyce?“ präsentiert zwei dem Schriftsteller gewidmete Filme: Einen neuen Dokumentarfilm, die französische Produktion „Ulysses in Dublin“ der Regisseurin Charlotte Szlovak, und einen etwas älteren Spielfilm, John Hustons 1987 entstandene Adaption der letzten Joyce-Kurzgeschichte „The Dead“ aus der Sammlung „Dubliners“ (1914). Anjelica Huston ist hier in der Hauptrolle zu sehen, Tony Huston schrieb das Drehbuch – Family Business im Zeichen des irischen Dichters.

Charlotte Szlovak geht in ihrer Dokumentation „Ulysses in Dublin“ allen vermeintlichen und echten Joyce-Spuren und Bloomsday-Events nach, die man überhaupt nur auftun kann. Da ist es manchmal der Akribie etwas zuviel, nur etwas für eingefleischte Joycianer. Szlovak mischt Genres und Formate, dokumentiert und inszeniert, verwendet Super-16-mm und Video. Patchwork. Dabei ist es schon frappierend, mit welcher Inbrunst so mancher Dubliner dem alten Leopold Bloom Leben einhaucht, rezitierend oder darstellend, irgendwo auf den Straßen und Plätzen der Metropole, mit Schirm und Melone. Klar, dass da schnell Touristen umherstehen, filmend, knipsend, staunend – vielleicht auch ein bisschen störend.

Und überall Lesungen, Improvisationen, ob auf der Straße, im Pub oder auch auf der Bühne. Joyce everywhere. Und so mancher Guinness-Trinker schmettert gleich ganze Joyce-Seiten in die Kamera. Der Bloomsday, der seit dem 16. Juni 1954 in Dublin begangen wird, er ist auch der Tag der Narren und Phantasten. Gedreht wurde all das übrigens am 2003er Bloomsday.

„Wer hat Angst vor James Joyce?“, Arte, 22 Uhr 15

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